Hanan 2 - Weltenjäger
Amaut finden Asuthithekkhe angenehm, aber für uns wäre es nichts.«
Die Wände um sie herum rückten zusammen. Aiela sprang erschrocken auf, während sich Chimele mit mehr Grazie erhob. Das Licht war heller geworden, und neben ihnen stand ein Bett, auf dem eine kalliranische Frau von großer Schönheit lag. Sie bewegte sich im Schlaf, drehte ihren Silberkopf auf dem Kissen hin und her, hob ihre blaue Hand an die Brust. An ihrer Schläfe sah man die schwache Naht einer frischen Narbe.
»Das ist Isande«, sagte Chimele. »Deine Asuthe.«
»Ist es – üblich – daß verschiedene Geschlechter...« Chimele zuckte die Achseln. »Wir erachten es für bedeutungslos.«
»War sie es, die ich vor kurzem gespürt habe?«
»Es ist unvernünftig, mich um meine Meinung über etwas zu fragen, das ich nie erfahren habe. Aber ich halte es für gut möglich.«
Er sah von Chimele zu dem hübschen Geschöpf auf dem Bett, und auf einmal verlor er seine schlimmsten Befürchtungen. Er empfand sogar ein gewisses Mitleid für Isande, nicht weniger als für sich selbst, war neugierig, ob sie freiwillig in dieser unglücklichen Lage war, und war gerade dabei, Chimele diese Frage zu stellen.
Die Wände rückten noch näher, und sie standen in einem weißen, gepolsterten Raum, einer Zelle. Zur Linken, an der durchsichtigen Vorderwand, lehnte das nackte, braunrosa Wesen, das Aiela bei seinem Eintritt ins Labor hatte teilnahmslos in einer Ecke liegen sehen. Jetzt wand sich das Wesen in aufkommendem Entsetzen: zweifellos ein Mensch von den Esliph und ebenso betäubt wie er an jenem Tage – wie lange war es her? –, als Chimele in seiner Zelle erschienen war. Der Mensch taumelte rückwärts, stieß gegen die Wand, die in seiner Illusion gar nicht vorhanden war und preßte sich, mangels einer weiteren Rückzugsmöglichkeit, dagegen.
»Das ist Daniel«, sagte Chimele. »Wir glauben, daß das ein Name ist. Es ist alles, was wir aus ihm herausbekommen konnten.«
Aiela sah mit Widerwillen in das von verfilztem Haar umgebene Gesicht, sein Herz schlug aufgeregt, als der Mensch die Hände ausstreckte. Die dunklen, weiß umrandeten Augen blickten starr, aber als seine Hände ins Leere griffen, klappte er zusammen, die Arme an den Körper gepreßt und brach in ein sehr menschlich klingendes Schluchzen aus.
»Das«, sagte Chimele, »ist dein zweiter Asuthe.« Aiela hatte es kommen sehen. Als er Chimele schließlich ansah, zeigte er nicht das Erschrecken, das ihr gefallen hätte. Er behielt seine Gesichtszüge unter Kontrolle.
»Und du weißt jetzt auch«, fuhr sie unbewegt fort, »wie es ist, das Chiabres zu fühlen, ohne zu verstehen, was da passiert. Das wird dir bei ihm von Nutzen sein.«
»Ich dachte«, fiel ihm ein, »Sie hätten eine gewisse Zuneigung zu Isande?«
»Genau. Asuthithekkhe zwischen verschiedenen Rassen hatte bisher noch nie Erfolg. Ich habe nicht die Absicht, die Ehre von Ashanome zu gefährden, indem ich eine meiner geschätztesten Kamethi aufs Spiel setze. Du bist im Augenblick entbehrlich. Dieses Wesen wird man in zwei Tagen operieren. In dieser Zeit kannst zu lernen, mit dem Chiabres umzugehen. Versuche, an den Menschen heranzukommen. Vielleicht spricht er auf dich an. Die Amaut können ihn am besten zur Ruhe bringen, aber ich glaube nicht, daß er an ihrer Gesellschaft Gefallen findet, und umgekehrt. Diese beiden Rassen zeigen eine starke, gegenseitige Abneigung.«
Aiela raffte sich auf und ging einen Schritt, und noch einen, auf das Wesen zu. Er ließ sich auf die Knie nieder und streckte die Hand aus.
Das Geschöpf schluchzte erschreckt auf, kroch hastig rückwärts, um jede Berührung zu vermeiden und starrte ihn mit wilden Augen an. Urplötzlich sprang es ihm an die Kehle.
Die Zelle verschwand. Aiela war geradewegs in die Sicherheit des schattigen Saals der Orithain gesprungen. Er zitterte immer noch, weil sich sein Geist nicht überzeugen ließ, daß die Hände, die nach seiner Kehle gegriffen hatten, nicht wirklich gewesen waren.
»Du bist entlassen«, sagte Chimele.
Der Nas Kame, der ihn begleitete, ließ ihn einfach in der Halle stehen mit dem Rat, irgend jemand nach dem Weg zu fragen, sollte er sich wieder verlaufen. Eine Drohung war nicht mehr zu spüren, so, als hielten sie einen Mann, der das Idoikkhe trug, für unfähig, noch jemandem Schwierigkeiten zu machen.
Damit hatten sie, wie er wußte, recht.
Er ging zu dem riesigen Panoramafenster und betrachtete die vorbeiziehenden Sterne; ab und zu kam
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