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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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der eindrucksvolle Unterbau des Schiffes in Sicht, wenn die Rotation des schüsselförmigen Rumpfs sie unter den Verstrebungen durchtrug, abwechselnd in der Dunkelheit verschwindend und wieder auftauchend, Drehung um Drehung, das Leuchten der Scheinwerfer der
Ashanome
, dahinter die Dunkelheit, die lichter, das sternenbestreute Gefüge der Unendlichkeit, ein unaufhörlicher Rhythmus.
    Wahrscheinlich wußte keiner der Tausenden von Kallia, die in der Halle hin und her gingen, viel von Aus Qao. Sie waren auf dem Schiff geboren, würden dort ihr Leben führen, Kinder zeugen und auf dem Schiff sterben. Vielleicht waren sie sogar glücklich. Kinder kamen mit strahlenden Gesichtern und schrillen Stimmen, die Verse, die sie sangen, die Spiele, die sie spielten, waren dieselben wie vor Generationen, dieselben wie bei allen kalliranischen Kindern, überall. Sie flitzten wieder davon, ihre fröhlichen Stimmen verloren sich im Widerhall des riesigen Säulengewölbes. Aiela wandte sich nicht von dem Panoramafenster ab, er kämpfte mit der Rührung, die in ihm aufstieg.
    Die Raumstation Kartos würde, wie immer um diese Zeit, voll in Betrieb sein; die Leute dort hatten ihn wohl aus ihren Gedanken und aus ihrem Gewissen verbannt. In Aus Qao würde es genauso sein; sogar seine Familie mußte weitermachen, ebenso, als wenn er tot wäre. Sein Spiegelbild starrte ihm aus dem sternenübersäten All entgegen – beige gekleidet, schlank, mit kurzgeschorenem Haar – von tausend anderen, die zum Dienst auf dem Schiff geboren waren, nicht zu unterscheiden.
    Er konnte Kartos keinen Vorwurf machen. Das tiefe Wissen um die eigene Hilflosigkeit war eine Tatsache, so alt wie die Zivilisation auf dem Metrosi. Das war es auch, was ihn gezwungen hatte, das Idoikkhe anzunehmen. Die Kallia waren überaus friedfertig, von geduldiger Hartnäckigkeit, und es lag ihnen mehr, einen Feind durch Warten zu bezwingen als durch Kampf.
    Warten.
    Es gab eine Ordnung in der Welt, und sie war vernünftig und fruchtbar. Es brachte nichts ein, wenn ein Nas Kame den Orithain trotzte und dabei zugrunde ging. Eine erfolglose Handlungsweise war unvernünftig, und eine unvernünftige Handlungsweise war nicht Kastien, nicht tugendhaft.
    Hätte er umsonst sterben sollen?
    Aber jede vernünftige Handlungsweise schlug auf der
Ashanome
zum Vorteil der Orithain aus, die von Kastien nichts wußten.
    Bis sich das Idoikkhe um sein Handgelenk schloß, war er ein Mann von Elethia gewesen. Er hatte unter den Blicken der anderen ruhig durch Kartos gehen können. Sogar den eben erlebten Augenblick hatte er sich auf hundert verschiedene Arten vorgestellt. Aber er hatte Vergessen erwartet, ein Auslöschen des Ich – einen Zustand der Unschuld.
    Er hatte es angenommen. Er würde es weiterhin annehmen, jeden Tag seines Lebens, und durch sein Gewicht, durch dieses Metall, das sich nun seiner Körpertemperatur angeglichen hatte, würde er daran erinnert werden, was es kostete, nein zu sagen.
    Er hatte die Noi Kame verachtet. Aber zweifellos hatten ihre Vorfahren einmal dieselbe Wahl getroffen wie er, zu überleben, ihre Chance abzuwarten – eine Entscheidung, die nur ihre Furcht verbergen sollte; wartend hatten sie den Orithain gedient, und ihre Kindeskinder kannten nun nichts anderes mehr.
    Etwas bohrte hinter seinen Augen. Er griff in sein Gesicht, suchte am Fenster Halt. Aufwachen. Bewußtsein.
    Isande.
    Es hörte auf. Sein Blick wurde wieder klar.
    Aber es kam. Er hielt sich still, wartete – Fluchtgedanken, ja Selbstmordgedanken jagten durch sein Gehirn; aber all das war zwecklos,
ikas
. Es war möglich, dachte er ketzerisch, daß die Tugend des Kastien den Kallia diese Geduld nur abverlangte, weil sie sonst tatsächlich wehrlos waren.
    Langsam, ganz langsam berührte ihn etwas, wurde zu einem Druck in dem Bereich seines Gehirns, der geöffnet worden war. Er schloß fest die Augen, denn er fühlte sich sicherer, solange die äußeren Reize begrenzt waren. Das war ein Wesen seiner Rasse, sagte er sich, ein Wesen, das sicher in keiner glücklicheren Lage war als er.
    Es wurde stärker.
    Anders: Das war der vorherrschende Eindruck, eine Kraft, die, ohne daß er es wollte, seine Empfindungen durchströmte, eine gleichgültige, unbekannte Kraft. Sie drang in die verschiedenen Zentren seines Gehirns ein und tastete sie nacheinander mit schmerzhafter Geschwindigkeit ab. Ein Licht blitzte auf und erlosch wieder, sein Gleichgewicht war gestört, seine Ohren dröhnten, ihm wurde heiß und

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