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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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versuchte, es zu unterdrücken, und nach einem Augenblick gelang es ihr.
    »Ich wollte unbedingt das tun«, sagte sie, »wozu man dich beauftragt hat.«
    »Die Ehre trete ich dir gerne ab.«
    Die Tür zu ihren Gedanken knallte zu, ihre Lippen preßten sich zusammen. Aber etwas schlüpfte durch die Absperrung, ein tiefer, persönlicher Kummer, der ihn rührte und seinen Zorn dämpfte.
    »Weder du noch ich können uns das aussuchen«, sagte sie. »Chimele entscheidet. Einspruch gibt es nicht.«
    Chimele. Er rief sich voll Haß das Bild der Orithain ins Gedächtnis und erwartete Mitgefühl von Isande, aber er empfing es nicht. Neue Bilder formten sich, Botschaften von Isande, andere Gefühle: er zuckte vor ihnen zurück.
    Seit neuntausend Jahren dienten Isandes Vorfahren den Orithain. Und sie war stolz darauf.
    ›Iduve‹
, sendete sie als Korrektur.
›Chimele ist die Orithain. Das Volk heißt Iduve.‹
    Diesesmal waren die Worte ohne Klang, aber sie waren ihm neu. Er versuchte, sie wegzuschieben.
    ›
Das Schiff heißt
Ashanome‹, fuhr sie fort, ohne seinen ungeschickten Abwehrversuch zu beachten.
›WIR sind Ashanome: fünftausend Iduve, siebentausend Noi Kame und fünfzehnhundert Amaut. Die Iduve nennen das eine Nasul, eine Sippe. Die Nasul Ashanome ist mehr als zwölftausend Jahre alt; das Schiff
Ashanome
lief vor neuntausend Jahren vom Stapel, in seiner jetzigen Form ist es siebentausend Jahre alt. Chimele regiert hier. Das ist das Gesetz in unserer Welt.‹
    Er sprang hoch, da er durch Bewegung, durch jede Ablenkung die Kraft fand, Isandes beharrliche Gedanken wegzuschieben. Er geriet in Panik, und Isande zog sich zurück.
    »Du glaubst nicht daran«, sagte sie laut, »daß du mich aufhalten kannst. Du könntest es, wenn du daran glaubtest.«
    Sie
bedauerte
ihn! Das kränkte ihn ebensosehr wie alles, was ihm die Iduve angetan hatten. Er ging auf sie los, bereit, seinen Zorn an ihr auszulassen und traf auf eine ängstlich abwehrende Handbewegung, eine Absperrung ihres Geistes, die er nicht durchdringen konnte.
    »Nein«, sagte sie. »Aiela – nein. Du wirst uns beiden weh tun.«
    »Ich habe genug«, sagte er, »genug von den Iduve, von den Noi Kame ganz allgemein. Sie tun mir das an...«
    »Uns.«
    »Warum?«
    »Setz dich! Bitte.«
    Er lehnte sich einen Augenblick lang störrisch und eigensinnig gegen den Schreibtisch; aber sie war bereit zu warten. Schließlich gab er nach und setzte sich auf die Armlehne seines Stuhls, wobei ihm klar war, daß sie die Verzweiflung, die ihm in den Adern brannte und auch noch den Rest seiner Selbstbeherrschung zu vernichten drohte, sehr wohl erkennen konnte.
    ›Du hast Angst vor den Iduve‹
, bemerkte sie.
›Vernünftig. Aber sie hassen nicht; sie lieben auch nicht. Ich bin Chimeles Freundin. Aber in ihrer Sprache gibt es für diese Dinge kein einziges Wort. Unterschiebe ihnen keine Motive, die sie nicht haben. Du mußt in Chimeles Auftrag etwas tun: Wenn du es erledigt hast, werden sie dich in Ruhe lassen. Kein Dank, nur Ruhe. So ist das hier.‹
    »Wirklich?« fragte er verbittert. »Ist das alles, was man zu erwarten hat – in Ruhe gelassen zu werden?«
    Eine Erinnerung, flüchtig und unwillkürlich: ein dunkler Saal, das Gesicht eines Iduve, Entsetzen. Das Bewußtsein griff sie auf, entwirrte, erklärte.
›Khasif. Chimeles Halbbruder. Ja, sie haben Gefühle. Aber wenn du klug bist, vermeidest du, sie zum Ausbruch zu bringen.‹
Isande war diesem Saal entkommen; Chimele hatte für sie interveniert. Aber diese Begegnung verfolgte sie in Alpträumen, machte sie schaudern, so oft sie jenem Mann gegenübertreten mußte.
    In Ruhe gelassen zu werden: das war Isandes erstrebtes Ziel.
    Und noch etwas war in dieser momentanen Erinnerung eingeschlossen, die Empörung eines anderen Wesens, die Sorge eines anderen Mannes um sie – so nahe und wirklich wie seine eigenen Gefühle.
    Ein anderer Asuthe.
    Isande verbarg das vor ihm, entschlossen und mit Trauer. »Reha«, sagte sie. »Er hieß Reha. Du kannst mich keinen Augenblick kennen, ohne auch ihn wahrzunehmen.«
    »Wo ist er?«
    »Tot.«
    Der Schutzschirm sank, ihr Bewußtsein enthüllte sich, diesmal mit ihrem Willen.
    Dunkelheit, Kälte und Schmerz: ein sterbender Geist, der immer noch sendete, entsetzt und weit offen. Instrumente um ihn herum, blendendes Licht. Isande hatte bei ihm ausgeharrt, bis es zu Ende war, voll Schmerz, aber sie hatte ihn nicht losgelassen, bis ihn, unfaßbar, der Tod verschlang. Aiela fühlte dies

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