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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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alles mit ihr, ihre verzweifelte Loyalität, Rehas Entsetzen – erfuhr, aus zweiter Hand, wie es war, das Sterben, und saß danach zitternd, aber unversehrt, wieder als er selbst da. Es dauerte einige Zeit, bis alles wieder feste Formen annahm, bis seine Finger wieder das Gewebe des Stuhls fühlten, seine Augen die Farben des Raums und Isandes gefaßtes Gesicht wahrnahmen. Sie hatte ihm etwas mitgeteilt, was so sehr ihr eigen war, so völlig sie selbst, daß er nun seinen Körper als fremd empfand.
    ›Haben sie ihn getötet?‹
fragte er. Er zitterte vor Wut, teilte den Verlust mit ihr: Es war auch sein Verlust. Aber sie weigerte sich, Chimele die Schuld zu geben. Ihre Feinde waren nicht die Iduve der Ashanome. Aber sie waren die seinen.
    Er zog sich von ihr zurück und wußte mit schwindender Panik, daß es ihm immer weniger gelang, sie nicht zu mögen, etwas Böses in einer Frau zu sehen, die mit solcher Kraft geliebt hatte.
    Das war vielleicht der Eindruck, den sie zu vermitteln suchte. Aber schon dieser Verdacht machte ihn verlegen und wurde ihm schnell unmöglich. Sie öffnete sich noch weiter und gab ihm Zutritt zu ihren innersten, am strengsten gehüteten Gedanken, zu Dingen, die sie und Reha einmal geteilt hatten: Reha, ihr Asuthe von Kind an. Sie hatten miteinander gespielt, Heimlichkeiten gehabt, Freud und Leid geteilt, ja ihr ganzes Ich, waren sich weit näher gewesen, als sie es durch verwickelte Verwandtschaftsbeziehungen, die einem Nas Kame sowieso wenig bedeuteten, je hätten sein können. Für Isande gab es nur Reha: Sie waren eine Einheit gewesen, geteilt in zwei getrennte Persönlichkeiten, und eine Hälfte davon erwachte noch immer in der Nacht und suchte nach der anderen. Sie waren kein Liebespaar gewesen. Es war etwas viel Intimeres.
    Etwas, zu dem Aiela grob, gewaltsam zugelassen worden war.
    Er war ein Außenseiter, der das haßte, was sie und Reha am meisten geliebt hatten.
›Hab' Geduld mit mir‹
, bat sie ihn.
›Hab' Geduld. Greife mich nicht an. Ich habe das noch nicht ganz akzeptiert, aber das wird kommen. Ich habe ja keine andere Wahl. Und du bist ihm nicht unähnlich. Jedenfalls bist du aufrichtig, und du bist eigenwillig. Ich glaube, er hätte dich gern gehabt. Ich muß es auch lernen.‹
    »Isande«, begann er, unerklärlicherweise besorgt um sie. »Ich kann doch nicht schlimmer sein als der Mensch? Und du bestehst darauf, daß du das wolltest.«
    ›Ich könnte mich vor ihm abschirmen – mit viel mehr Geschick, als du es in den zwei Tagen lernen kannst, und dann wäre ich ihn los. Aber du...‹
    ›Los?‹
Er versuchte herauszubekommen, was sie damit meinte, gleichzeitig entrüstet und erschrocken; aber er traf auf Barrieren und zuckte vor ihrer Ablehnung zurück, sein Herz raste, und er atmete schwer. Wo es den Menschen betraf, schaltete sie ihre Gefühle ab. Dieses Geschöpf bedeutete ihr nichts. Zorn, Rachegefühle, Reha – der Mensch war nicht das Ziel ihrer Absichten: Er stand einfach im Weg und war fremd –
fremd!
– und deshalb ein Nichts. Aiela würde ihr kein Mitleid mit diesem Wesen entlocken. Das ließ sie nicht zu. NEIN! Sie war zusammen mit einem Asuthe gestorben, das wollte sie mit keinem anderen mehr erleben.
    ›Warum ist er hier?‹
beharrte Aiela.
›Was haben die Iduve mit ihm vor?‹
    Ihr Schutzschirm schloß sich ruckartig wieder. Die Abfuhr war beinahe körperlich spürbar in ihrer Heftigkeit.
    Darauf würde er keine Antwort bekommen. Das mußte er sich schließlich eingestehen. Er stand auf, ging zum Schreibtisch und wieder zurück und lümmelte sich, zitternd vor Wut, in den Stuhl.
    Irgend etwas tat sich bei den Iduve, und er war ganz sicher, daß Isande wußte, was es war: etwas, das ihn leicht das Leben kosten konnte, und das sie ihm lieber verschwieg. Und solange das der Fall war, würde es zwischen ihnen keinen Frieden geben, so eng die Bindung auch war.
    Unter diesen Umständen hatten weder sie noch die Iduve von ihm Unterstützung zu erwarten.
    ›Nein‹
, drängte sie.
›Sei da nicht eigensinnig!‹
    »Du bist Chimeles Dienerin und sagst, was du sagen mußt. Ich kann noch selbst entscheiden.«
    ›Lügner‹
, stellte sie traurig fest, und das Wort brannte wie eine Ohrfeige, schmerzte um so mehr, als es die Wahrheit war.
    Bilder von Chimele: eine Ahnenreihe, die weiter zurückreichte als die Iduve-Zivilisation, begründet in den Tagen der Festungen und Krieger; eine Gefährtin, ein Kind beim Damespiel, mit den Ellbogen auf dem Izhkh-Teppich,

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