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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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dann wieder hatte es sogar Anlässe gegeben, wo jeder vor der Welt des anderen Ehrfurcht empfand. Mit ihrer Hilfe hatte er zu glauben begonnen, er könne es schaffen und nachher bei den Kamethi untertauchen und überleben.
    In diesen zwei Tagen hatte er das Gewicht des Armbands an seinem Handgelenk fast vergessen, hatte genug Bilder von den Iduve in sich aufgenommen, um sie als Individuen und daher als weniger schrecklich ansehen zu können. Er wußte, welchen Iduve man tunlichst auswich, und welche als sicher und fast liebenswürdig galten. Er kannte die Orte, die ihm offenstanden und die, die ihm verboten waren; und wenn er auch ein Gefangener war, so hatte er doch eine Artgenossin, die um sein Wohlergehen sehr besorgt war – es betraf sie schließlich selbst.
    Sie waren zu zweit: die
Ashanome
war riesig, es stimmte, daß sich die Iduve nicht ins tägliche Leben der Kamethi einmischten. Er hatte keine Grausamkeiten, keine offensichtliche Angst bemerkt – er selbst war bei Isandes Bekannten wegen seiner Herkunft ein Anlaß zur Neugier, und niemand hatte ihm verwehrt, zu sagen, was er wollte. Aber manchmal hatte er den anderen angesehen, daß sie ihn bedauerten, als sei er für ihre Augen ein Gezeichneter.
    Der Mensch war der Grund dafür.
    Wie es aussah, blieb er entweder am Leben oder starb; und im letzten Augenblick hatte Chimele Isande zurückgerufen, und sie zu ihrem Schutz unter Beruhigungsmittel setzen lassen.
»Ich schätze dich«,
hatte Chimele gesagt.
»Nein. Das Risiko ist zu groß. Ich erlaube es nicht.«
    Isande hatte wütend protestiert; und das erforderte bei einem Kameth große Tapferkeit und Verzweiflung. Aber Chimele hatte das Idoikkhe nicht benützt; sie hatte Isande nur mit diesem schrecklichen, starren Ausdruck angesehen, bis die unglückliche Nas Kame in Tränen ausgebrochen war und sich dem Labor auslieferte, um dort zu schlafen, bis es sich entschieden hatte, ob er überleben würde. Einen Kameth, dem man nicht mehr helfen konnte, würden die Iduve töten; sie hatte Angst, in einer Stille aufzuwachen, so wie damals, als Reha sie verlassen hatte. Sie versuchte dies vor ihm zu verbergen, aus Angst, ihn mit ihrer Angst zu zerstören; sie fürchtete den Menschen so sehr, daß sie all ihren Mut gebraucht hätte, wäre sie jetzt an seiner Stelle gewesen – aber sie wäre dazu bereit gewesen, aus ihren persönlichen Gründen. Sie hätte ihm auch beigestanden – das war Isandes Natur; die Ehre zwang sie zur Loyalität. Es hatte ihn unbeschreiblich gerührt, daß sie seinetwegen mit Chimele gestritten hatte; daß sie unterlag, war zu erwarten gewesen: es war das Gesetz ihrer Welt.
    »Geh kein Risiko ein«, hatte sie ihn noch gebeten, als sie in die Dunkelheit sank. »Berühre nur die Sprachzentren, bis ich wieder bei dir bin. Laß dich von den Iduve zu nichts anderem drängen. Und sympathisiere nicht mit diesem Geschöpf. Du bist zu vertrauensselig; das ist wie eine Krankheit bei dir. Gefühle, so wie wir sie verstehen, haben nicht alle empfindenden Lebewesen. Die Iduve sind der beste Beweis dafür. Und wer versteht schon die Amaut?«
    ›Was wollen sie von ihm?‹
hatte er versucht zu fragen, aber da hatte sie ihn schon verlassen, und ihr Platz in seinem Bewußtsein schwieg.
    Nun regte sich etwas anderes.
    Er fühlte, wie es begann, und wies die Pfleger schroff hinaus: sie gehorchten. Er schloß die Tür. Nur das leise Zischen der Luft in den Leitungen war zu hören, alle anderen Geräusche waren gedämpft.
    Die Dunkelheit ließ Flecken vor seinen Augen tanzen und trübte seine Sinne. Der Mensch bewegte sich, und ein dämmriges Licht trat an die Stelle des Dunkels. Dann entdeckte er die Fesseln und geriet in Panik.
    Aiela schloß schnell die Barrieren. Sein Herz hämmerte gegen seine Rippen bei dieser nur tastenden Verständigung. Er beugte sich über den Menschen, packte ihn an den verkrampften Schultern und hielt ihn fest.
    »Ruhig! Daniel, Daniel – ruhig!«
    Die krampfhaften Atemzüge des Menschen ebbten ab, wurden zu einer Reihe keuchender Schluchzer. Die dunklen Augen klärten sich und blickten ihn an. Da die Berührung die einzige sichere Verständigungsmöglichkeit war, die er hatte, lockerte Aiela seinen Griff und klopfte dem Menschen auf die Schulter. Der ließ es geschehen: Er erinnerte Aiela an ein Tier, das sich widerwillig beruhigen ließ, ein Wesen, das ungezähmt war und töten würde, wenn sich die Gelegenheit bot.
    Aiela setzte sich auf den Rand des Feldbetts und fühlte, wie

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