Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
ihr in der vergangenen Nacht gekommen war: Wenn die Händler für original schwedisches Kunsthandwerk nicht von sich aus auf
Ahlström Hemslöjdforening
zukamen, musste sie eben zu ihnen gehen. So hatte sie es sich wenigstens vorgestellt, als sie mit einem Musterkoffer aufgebrochen war, um den umliegenden Souvenir- und Kunsthandwerksläden einen Besuch abzustatten.
Entgegen ihrer Hoffnungen blieb der große Erfolg jedoch aus. Ein paar kleinere Aufträge waren zwar zustande gekommen, aber diese bedeuteten kaum mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein. Ernüchtert musste Sabrina einsehen, dass die Produktionskapazität von
Ahlström Hemslöjdforening
für eine Kooperation mit den meisten wirklich großen Abnehmern einfach zu gering war. Darüber hinaus erwarteten solche Kunden spezielle Preisnachlässe, die für einen kleinen Betrieb kaum zu realisieren waren. Alles Dinge, die Sabrina nicht bedacht hatte und die sie nun entmutigten.
Enttäuscht kehrte sie am frühen Nachmittag ins Büro zurück. Inga war, wie sie wusste, im Krankenhaus, um Sigmund zu besuchen, und so war niemand da, der sie mit aufmunternden Worten über ihren Misserfolg hinwegtrösten konnte.
Deprimiert setzte sie sich hinter Sigmunds Schreibtisch, auf dem sich schon wieder ein neuer Stapel mit Rechnungen und Mahnungen angesammelt hatte. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Was nun?
Ein Klopfen an der Bürotür riss sie aus ihren Gedanken. War Inga schon zurück?
„Ja?“
Doch es war nicht Inga, sondern Jonas. Sofort wurde Sabrinas Laune noch schlechter. Der attraktive Anwalt war ein typisches Beispiel dafür, wie wenig sie sich auf ihre Menschenkenntnis verlassen konnte. Zu ihrem Ärger musste sie nämlich feststellen, dass sie sich, obwohl sie ihn nicht einmal leiden konnte, noch immer stark zu ihm hingezogen fühlte. Ein kurzer Blickkontakt reichte aus, um dieses verräterische Flattern in ihrem Bauch auszulösen.
„Haben Sie einen Moment für mich Zeit?“, fragte Jonas und trat auf den Schreibtisch zu.
Abwehrend verschränkte Sabrina die Arme vor der Brust. „Ich sagte Ihnen bereits, dass es zwischen uns nichts mehr zu besprechen gibt. Ich frage mich wirklich, warum Sie überhaupt noch hier sind. Habe ich nicht eindeutig klargestellt, dass es unter keinen Umständen zu einem Verkauf an Ihren Auftraggeber kommen wird?“
Sie wusste selbst nicht, woher sie die Zuversicht nahm, dass sie eine andere Lösung finden würde – vermutlich
wollte
sie einfach daran glauben. Jonas jedenfalls konnte sie damit nicht täuschen. Er wusste, dass ihr, wenn nicht bald ein Wunder geschah, gar keine andere Wahl bleiben würde, als an Kron zu verkaufen.
Doch zu ihrer Überraschung ging es ihm um etwas vollkommen anderes: „Ich bin nicht hier, um mit Ihnen über den Verkauf zu diskutieren, sondern um mich zu entschuldigen.“
Erstaunt und argwöhnisch zugleich hob Sabrina eine Braue. „Wofür?“
„Für mein Verhalten von gestern Abend. Ich bin zu weit gegangen, und das tut mir leid. Deshalb möchte ich Sie zu einem gemeinsamen Abendessen einladen. Nun, was sagen Sie?“
„Sie wollen mich einladen?“ Sofort erschienen Bilder vor ihrem inneren Auge. Sie und Jonas in einem romantischen Restaurant … bei flackerndem Kerzenschein mit Wein und … Sie schüttelte den Kopf. „Nein, auf gar keinen Fall!“
„Kein Dinner also.“ Er runzelte die Stirn. „Wie wäre es dann mit einem Drink? Ein Kaffee vielleicht? Ein Wasser? Kommen Sie schon, geben Sie sich einen Ruck. Was spricht denn dagegen?“
Eine ganze Menge, soweit es Sabrina betraf. Allem voran die Tatsache, dass sie sich weit mehr von ihm angezogen fühlte, als ihr lieb war. Doch das würde sie ihm gegenüber niemals zugeben.
Er wertete ihr Zögern offenbar als Zustimmung. „Wunderbar, ich wusste, dass Sie es sich noch einmal überlegen würden“, sagte er. „Unten im Ort gibt es ein hübsches kleines Café. Ich hole Sie in einer halben Stunde ab.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich um und verließ das Büro. Sabrina konnte nichts anderes tun, als ihm fassungslos hinterherzuschauen. Worauf hatte sie sich da bloß wieder eingelassen?
5. KAPITEL
I mmer wenn sie nach Storfjället kam, beschlich Sabrina das Gefühl, dass in dem kleinen Dorf die Zeit stehen geblieben war. So gut wie nichts hatte sich hier verändert, seit sie vor vielen Jahren mit ihrer Mutter hierher gezogen war. Die Häuser erstrahlten nach wie vor in hübschen Pastellfarben, und in den
Weitere Kostenlose Bücher