Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
Mann bloß mit ihr an?
Und dann stieß jemand im Vorbeigehen gegen ihren Stuhl, und Sabrina kehrte wieder in die Realität zurück. Was sie hier machte, war unvernünftig – nein, schlimmer noch: Es war grundlegend falsch. Jonas vertrat die Interessen von Osvald Kron. Und der wollte Sigmund die Firma wegnehmen!
Auf einmal hielt sie es nicht mehr aus. Sie musste den Verstand verloren haben, als sie auf seine Einladung eingegangen war! Abrupt stand sie auf. „Tut mir leid, aber ich kann das nicht …“
Fragend schaute Jonas sie an. „W
as
können Sie nicht?“
„Mit Ihnen hier sitzen und …“ Sabrina, deren Gefühle jetzt vollkommen verrücktspielten, schüttelte den Kopf. „Ich … Ich möchte nur einfach nach Hause, das ist alles.“
Er zuckte mit den Schultern. „In Ordnung, wenn Sie unbedingt wollen. Ich zahle nur rasch die Rechnung, dann gehen wir.“
„Ich kann für mich selbst bezahlen“, schnappte Sabrina und kramte ihre Geldbörse aus der Handtasche hervor. Sie legte einen Schein auf den Tisch. „Und jetzt möchte ich mich verabschieden.“
„Kommt überhaupt nicht infrage!“ Jonas war ebenfalls aufgestanden und drückte ihr den Schein wieder in die Hand. „Ich zahle – und selbstverständlich werde ich Sie auch nach Hause begleiten. Immerhin habe ich Sie zu diesem Cafébesuch überredet, da werde ich Sie bestimmt nicht einfach allein zurückgehen lassen.“
Da er sich von seinem Entschluss nicht abbringen ließ, lenkte Sabrina schließlich widerwillig ein. Um möglichst schnell nach Hause zu kommen, nahm sie eine Abkürzung. Der Weg, der sich mitten durch ein dichtes Waldstück schlängelte, war im Grunde nur ein Trampelpfad, der von Arbeitern benutzt wurde. Doch Sabrina, die ihre Jugend in der Gegend verbracht hatte, kannte jeden Quadratzentimeter wie ihre Westentasche.
Der harzige Duft der Bäume lag in der Luft, und sie spürte das weiche, federnde Erdreich unter ihren Füßen. Das Licht der tief stehenden Sonne fiel schräg durch die Bäume und tauchte den Wald in ein unwirkliches goldenes Licht. Sabrina fühlte sich fast wie in einem Traum. Sie blieb stehen und schloss die Augen.
„Ist alles in Ordnung?“, hörte sie Jonas fragen. Sie spürte, dass er jetzt ganz dicht neben ihr stand, und der Klang seiner Stimme ließ ihr einen wohligen Schauer den Rücken hinunterrieseln. Wie konnte es sein, dass er ihre Sinne so verwirrte? Dass er in ihr den unbändigen Wunsch auslöste, ihn zu berühren?
Sie öffnete die Lider. Jonas stand unmittelbar vor ihr, so nah, dass ihr der markante Duft seines Aftershaves in die Nase stieg. Plötzlich schien die Welt um sie herum zu verblassen. Es gab nur noch ihn und sie, umfangen vom goldenen Leuchten des Waldes. Ihre Blicke begegneten sich, und Sabrina schluckte. Nur mit Mühe gelang es ihr, die Augen von Jonas abzuwenden.
Unwillkürlich beschleunigte sie ihre Schritte, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. Dabei übersah sie eine Baumwurzel, die ein paar Zentimeter aus der Erde ragte, und stolperte prompt.
Sie schrie auf – und fand sich in Jonas’ Armen wieder. Er hatte sie aufgefangen. Als sie zu ihm aufblickte, sah sie das Verlangen in seinen Augen aufflammen. Sabrina vergaß all ihre guten Vorsätze, als er den Kopf senkte und sie zärtlich küsste.
Es war wie Magie. Schon sein erster Kuss hatte sie die Welt um sich herum vergessen lassen, doch jetzt erlebte Sabrina noch eine Steigerung.
Ihr Herz schlug Purzelbäume, und ihre Beine wurden so schwach, dass sie zu Boden gefallen wäre, hätte er sie nicht gehalten. Etwas Derartiges hatte sie noch nie erlebt – ja, sie hätte nicht einmal für möglich gehalten, dass es so etwas überhaupt geben konnte!
Jonas’ Kuss war so süß wie Honig und zugleich sanft und fordernd. Diese köstliche Mischung brachte Sabrina schier um den Verstand. Ihre Gedanken drehten sich nur noch um ihn. In diesem Augenblick hätte sie ihre Seele verkauft, nur um bei ihm bleiben zu können.
Doch Jonas wollte nicht ihre Seele – ja, er wollte nicht einmal ihr Herz. Ihm ging es nur darum, dass sie endlich ihre Unterschrift unter Krons Kaufvertrag setzte.
Abrupt machte Sabrina sich von Jonas los und trat einen Schritt zurück.
„
Nej!“
, stieß sie erschrocken hervor und schüttelte den Kopf. „
Nej!“
Dann wandte sie sich brüsk ab und lief in Richtung
Ahlström Hemslöjdforening
davon, ohne noch einmal zurückzublicken.
Eine Gruppe von Arbeitern stand auf dem gepflasterten Innenhof
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