Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
zurück in die Tasche. Als er wieder aufblickte, stand Sabrina vor ihm, und ihre Augen loderten wie Feuer.
„Sie … Mistkerl!“
4. KAPITEL
E s ist nur eine Frage der Zeit, bis Sabrina Ahlström mir aus der Hand frisst …
Sabrina war empört. Nein, mehr als das – sie kochte vor Wut! Nach dem Gespräch mit Tanja war sie viel zu aufgewühlt gewesen, um einfach zum Tagesgeschäft überzugehen. Deshalb hatte sie sich das Waldstück anschauen wollen, das zum Grundbesitz von
Ahlström Hemslöjdforening
gehörte. Sie wollte wissen, in welchem Zustand es sich befand und ob die durch den Pilzbefall verursachten Schäden tatsächlich so gravierend waren, dass sie das Holz nicht für die Produktion verwenden konnten. Doch das war nur der vorgeschobene Grund gewesen – in Wahrheit wollte sie sich ablenken und auf andere Gedanken kommen. Sie fürchtete nämlich, dass die Worte ihrer Freundin durchaus ein Körnchen Wahrheit enthielten …
Jetzt allerdings konnte sie nicht mehr verstehen, was sie überhaupt je an Jonas gefunden hatte. Dieser Mann war so unverschämt! Glaubte er wirklich, dass er mit seinem aufgesetzten Charme und dem einstudierten Lächeln bei ihr punkten konnte? Für wie dumm hielt er sie eigentlich?
„Sabrina!“, stieß er erschrocken hervor. „Ich kann Ihnen alles erklären, wenn Sie mir nur fünf Minuten zuhören!“
„Ihnen zuhören?“ Energisch schüttelte sie den Kopf. „Wozu? Was ich gerade gehört habe, hat mir durchaus gereicht. Und wenn Sie tatsächlich denken, dass ich meine Meinung ändere, nur weil Sie versuchen, mich um den Finger zu wickeln, haben Sie sich getäuscht.“ Wütend funkelte sie ihn an. „Das war doch gerade Ihr Auftraggeber, oder etwa nicht?“
„Sie verstehen da etwas vollkommen falsch!“
„Was gibt es da falsch zu verstehen? Ich habe doch alles mit angehört!“
„Ja – aber was Sie gehört haben, war vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen!“ Er trat auf sie zu – die Luft zwischen ihnen schien plötzlich zu knistern wie elektrisch aufgeladen.
Sabrina trat einen Schritt zurück, stolperte – und wurde von Jonas aufgefangen, der sie festhielt und in seine Arme zog.
Überrascht riss Sabrina die Augen auf, und ihr stockte der Atem. Und dann fing ihr Herz an, heftig zu klopfen. Sie wusste, sie sollte sich von ihm losmachen. Nein, mehr noch: Sie sollte ihn von sich stoßen und auf der Stelle verschwinden!
Doch sie tat nichts dergleichen – auch nicht, als Jonas sich auf einmal zu ihr herunterbeugte und ihren Mund mit seinen Lippen verschloss.
Es war ein fordernder, ja, ein grober Kuss – und er erschütterte Sabrina bis ins Mark. Noch nie in den fünfundzwanzig Jahren, die sie lebte, hatte ein Mann sie auf diese Weise geküsst. Die Welt um sie herum versank in einem Nebel aus Bedeutungslosigkeit, es gab nur noch Jonas und sie, und alles, was zwischen ihnen stand, war für den Augenblick vergessen.
Sie schmiegte sich an ihn. Flüssiges Feuer pulsierte durch ihre Adern, und sie wünschte sich, dass dieser Moment niemals enden möge. Doch dann wurde ihr wieder klar, mit wem sie es zu tun hatte. Jonas war der Mann, der Sigmund die Firma wegnehmen wollte!
Der Gedanke an Sigmund hatte dieselbe Wirkung wie ein Schwall Eiswasser. Hatte sie vollkommen den Verstand verloren? Was tat sie hier?
Abrupt stieß sie Jonas von sich. „Lassen Sie das gefälligst! Glauben Sie ernsthaft, dass Sie mich auf diese Weise umstimmen können?“
Mit diesen Worten wirbelte sie herum und lief wutentbrannt zum Wohnhaus zurück. Noch immer brannte ihr Gesicht vor Scham, und das Herz hämmerte wie wild gegen ihre Rippen. Was war bloß in sie gefahren, sich von Jonas küssen zu lassen?
Wenn sie aus dem Reinfall mit ihrem verräterischen Exverlobten eines gelernt hatte, dann, dass sie ganz offenbar ein Talent dafür besaß, sich auf die falschen Männer einzulassen. Tanja hatte ihr einmal von einer Theorie erzählt, nach der es jedem Menschen bereits angeboren war, welche Eigenschaften er bei einem potenziellen Partner bevorzugte. Sabrina fand diese Vorstellung äußerst deprimierend, bedeutete sie doch, dass es ihr praktisch genetisch vorbestimmt war, immer wieder auf dieselbe Sorte Mann hereinzufallen.
Das war einer der Gründe, warum sie sich seit der Enttäuschung mit Daniel lieber vom anderen Geschlecht fernhielt. Auf keinen Fall wollte sie das Risiko eingehen, noch einmal so betrogen zu werden. Ihr Exverlobter hatte ihr das Herz gebrochen und sie am Boden zerstört
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