Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
von
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, als sie das Firmengelände erreichte. Sie spürte ihre neugierigen Blicke und hielt die Tränen zurück. Hastig stürzte sie an den Männern vorbei ins Haus. Erst als sie auf dem Bett ihres ehemaligen Mädchenzimmers lag, dessen Wände noch immer mit Pferdpostern dekoriert waren, und das Gesicht schluchzend in ihr Kissen vergraben konnte, ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf.
Sie fühlte sich einfach schrecklich. Natürlich wusste sie, dass Jonas sie nur aus einem einzigen Grund geküsst hatte: Er versuchte, seine Chancen bei den Verkaufsverhandlungen um
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zu erhöhen. Das wirklich Erschreckende daran war jedoch, dass es ihr tatsächlich gefallen hatte. Ja, sie war unter seinen Zärtlichkeiten förmlich dahingeschmolzen! Und genau dafür hätte Sabrina sich nun ohrfeigen können.
Hatte sie denn gar nichts aus der Vergangenheit gelernt? War sie durch die Erfahrung mit Daniel kein bisschen schlauer geworden?
Daniel Bonnert war für sie ein echter Traummann gewesen: Er sah gut aus und besaß vollendete Manieren. Als Sabrina ihm zum ersten Mal begegnete, hatte er sein Jurastudium gerade beendet, und vier Monate später waren sie bereits miteinander verlobt.
Als Daniel sie bat, ihm beim Aufbau seiner eigenen Kanzlei zu helfen, empfand sie das als einen Vertrauensbeweis, daher zögerte sie nicht lange. Wie auch Sigmund hatte sie nach dem Tod ihrer Mutter ein kleines Vermögen geerbt. Während Sigmund das Geld in
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investiert hatte, erschien es ihr nur natürlich, ihren Verlobten finanziell und mit einer Bürgschaft bei der Bank zu unterstützen.
Sie verstand heute selbst nicht mehr, wie sie sich zu einer solchen Dummheit hatte hinreißen lassen können. Doch Daniel schien ihr mehr als nur ihr Herz gestohlen zu haben – zeitweilig hatte wohl auch ihr Verstand ausgesetzt.
Viel zu spät erkannte sie, dass Daniel von Anfang an nicht an ihr als Person interessiert gewesen war. Einzig ihr Vermögen, von dem er durch einen gemeinsamen Bekannten erfahren hatte, hatte ihn gelockt. Er wollte Karriere machen, doch er stammte aus einem eher ärmlichen Elternhaus. Außerdem hatte er die Angewohnheit, das wenige Geld, das ihm zur Verfügung stand, mit vollen Händen auszugeben. Also fehlte es ihm am notwendigen Startkapital für eine eigene Kanzlei. Hier kam Sabrina ins Spiel. Sie durfte für die Erfüllung seines Traumes zahlen. Doch dieser Traum platzte schon nach knapp einem halben Jahr wie eine Seifenblase: Daniel wurde von früheren Mandanten einiger Fahrlässigkeiten überführt, die größere Schadenersatzforderungen nach sich zogen. Und plötzlich stand Sabrina allein da – mit gebrochenem Herzen und einem beachtlichen Berg Schulden, weil Daniel sich einfach aus dem Staub gemacht hatte und die Bank deswegen sie als Bürgen für Daniels Kredite in Anspruch nahm.
Sie war auf ihn hereingefallen, hatte ihm blindlings vertraut und das Lehrgeld für ihre Dummheit bezahlt.
Noch einmal würde sie sich nicht von einem Mann hinters Licht führen lassen.
Im ersten Moment hatte Jonas den Drang verspürt, Sabrina nachzulaufen, doch ihm war klar, dass sie das nicht gewollt hätte – und er ebenso wenig. So hatte er ihr nur nachgeschaut, bis sie schließlich aus seinem Blickfeld verschwunden war.
Besser fühlte er sich jedoch immer noch nicht. Eine ganze Weile stand er nun schon hier im Wald, den Blick starr nach vorn gerichtet, ohne auch nur den kleinen Finger zu rühren. Noch immer fühlte er sich wie betäubt. Nicht einmal sein Kopf schien mehr seinem Willen zu gehorchen. All seine Gedanken kreisten um Sabrina. Er wusste nicht, was in ihn gefahren war, sie zu küssen. Es widersprach seinem Vorsatz, sich nie wieder auf eine Frau einzulassen, mit der er geschäftlich zu tun hatte. Dennoch konnte er kaum an etwas anderes denken als daran, wie weich und sanft sich ihre Lippen auf den seinen angefühlt hatten.
Langsam setzte er sich in Bewegung und machte sich auf den Weg zurück zu Sigmund Ahlströms Haus. Er musste wahnsinnig geworden sein – anders konnte er sich sein Verhalten nicht erklären. Seinen ursprünglichen Plan, Sabrina bei einer Tasse Kaffee davon zu überzeugen, auf ein geringfügig höheres Kaufangebot einzugehen, hatte er jedenfalls gründlich vermasselt.
Es war schon eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet ihm ein solcher Fehltritt unterlief. Ihm, der es eigentlich besser wissen sollte. Hatte Johanna ihm nicht deutlich
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