Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
nicht länger an einer Zusammenarbeit mit ihm interessiert war.
Jonas verlor an jenem Tag alles, was ihm je wichtig gewesen war: Sein guter Ruf, der Ruf seiner Kanzlei, alles war dahin. Die Angelegenheit sprach sich schnell herum, sodass ihn schon bald niemand mehr konsultieren wollte.
Johanna indes stand als große Gewinnerin im Rampenlicht. Niemand interessierte sich dafür, mit welchen Methoden sie diesen Erfolg erzielt hatte.
Die Liebe, die Jonas einst für sie empfunden hatte, schlug um in grenzenlose Enttäuschung, dann in kalte Wut. Noch heute stieg ihm die Zornesröte ins Gesicht, wenn er an Johanna dachte.
Doch genau diese Wut spornte Jonas nur umso mehr an. Die Kanzlei, das Lebenswerk seines Vaters, durfte nicht auf diese Weise zugrunde gehen. Er war nicht bereit aufzugeben – nicht, solange diese Rechnung zwischen Johanna und ihm nicht beglichen war.
Und genau deshalb würde er auch diesmal nicht klein beigeben, ohne den Kauf von
Ahlström Hemslöjdforening
für Osvald Kron unter Dach und Fach gebracht zu haben. Dabei ging es nicht um Sabrina und schon gar nicht um seinen Auftraggeber. Nein, für Jonas bedeutete es die einmalige Chance, Johanna zu beweisen, dass mit ihm noch zu rechnen war.
Sie würde sich noch wundern.
10. KAPITEL
„E s ist ein gutes Angebot,
min älskling“
, sagte Sigmund am anderen Ende der Leitung. „Ich weiß, dass du alles getan hast, um die Firma zu retten. Aber man muss auch einsehen können, wann man verloren hat.“
Sabrina seufzte. „Ich weiß nicht,
Pappa
. Der Gedanke,
Ahlström Hemslöjdforening
an einen anonymen Käufer zu verkaufen, gefällt mir noch weniger als die Vorstellung, dass es Osvald Kron in die Hände fällt. Um ehrlich zu sein, ich hoffe immer noch darauf, dass die Mitarbeiter den Ernst der Lage begreifen und sich doch noch entschließen, meinem Plan zuzustimmen.“
„Du jagst einem Phantom hinterher, Sabrina. Glaub mir, ich weiß, wie meine Leute denken. Sie sind davon überzeugt, dass ich ganz allein verantwortlich bin für die Misere. Ich kann es ihnen nicht einmal verübeln. Ich habe in der Vergangenheit sicherlich einige falsche Entscheidungen getroffen. Warum sollten sie für meine Fehler bluten?“
„Aber du bist nicht schuld!“, protestierte sie. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Wenn überhaupt jemand dafür verantwortlich ist, dass die Firma vor dem Bankrott steht, dann bin ich es. Du hast mir geholfen, als ich am Boden war. Mit dem Geld, das du mir gegeben hast, hättest du
Ahlström Hemslöjdforening
sanieren können! Es ist meine Schuld, dass …“
„Rede nicht so einen Unsinn, Sabrina“, fiel Sigmund ihr scharf ins Wort. Dann wurde seine Stimme sanft. „Ich habe es nicht eine Sekunde bereut, dir damals geholfen zu haben. Glaubst du wirklich, die Firma ist mir wichtiger als du?“
Sabrina schluckte schwer. Ihr war, als würde ihr eine zentnerschwere Last vom Herzen fallen. Doch auch wenn Sigmund ihr keine Schuld gab, war sie fest entschlossen, weiterzukämpfen. „Es muss doch irgendwie möglich sein, den Mitarbeitern klarzumachen, dass es hier auch um ihr Schicksal geht.
Pappa
, wir wissen doch beide, dass es zu Entlassungen kommen wird, egal, wer die Firma am Ende übernimmt.“
„Wahrscheinlich, aber das können wir nun mal nicht verhindern. Ich denke, es ist langsam an der Zeit, sich damit abzufinden, dass wir verkaufen müssen. Vielleicht hätte uns dieses Geschäft mit dieser deutschen Firma noch retten können, aber daraus wird ja wohl nichts mehr …“
„Ich weiß,
Pappa“
, flüsterte Sabrina. „Ich habe Herrn Krämer angerufen, um ihm die schlechten Nachrichten mitzuteilen. Er war natürlich enttäuscht, hat mich aber gebeten, ihn sofort zu informieren, falls sich doch noch etwas ändert. Aber im Moment sieht es nicht danach aus. Es tut mir leid, dass ich versagt habe. Ich wollte dir beweisen, dass ich anders bin als
Mamma
. Dass ich nicht gleich davonlaufe, sobald die ersten Schwierigkeiten auftreten.“
Einen Moment lang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann räusperte Sigmund sich angestrengt. „Das denkst du? Dass deine Mutter uns verlassen hat, weil ihr das Familienleben zu schwierig war?“
„Warum sonst?“ Sabrina konnte die Bitterkeit nicht gänzlich aus ihrer Stimme verbannen. „Sag mir, welchen Grund könnte eine Mutter haben, ihr eigenes Kind im Stich zu lassen?“
Sigmund seufzte schwer. „Um Himmels willen,
min älskling
, warum hast du nie mit mir darüber
Weitere Kostenlose Bücher