Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
vielleicht besser als ein unbekanntes?
Seufzend barg Sabrina das Gesicht in den Händen. Wie sie es auch drehte und wendete – es schien einfach keine richtige Entscheidung zu geben.
Jonas befand sich auf dem Weg zu seinem Wagen, als er Johanna erblickte, die gerade an seiner Pension vorüberging. Im ersten Moment traf ihr Anblick ihn wie ein Schock. Dann aber fällte er eine Entscheidung. Er lief ihr nach.
„Johanna? Warte, ich muss mit dir reden!“
Sie blieb tatsächlich stehen und drehte sich langsam zu ihm um. Sie war noch genauso schön wie früher. Nur das verschlagene Funkeln in ihren Augen war damals noch nicht da gewesen, oder er war einfach zu verblendet gewesen, um es zu bemerken.
„Jonas, was für ein Zufall!“, sagte sie, wirkte allerdings nicht wirklich überrascht. Ihr Lächeln war nicht echt, das sah er sofort. „Ich hätte nicht erwartet, dich hier zu treffen. Machst du auch gerade Urlaub?“
Jonas kämpfte die aufsteigende Wut nieder. Für wie dumm hielt sie ihn?
„Spar dir deine Geschichten. Du weißt ganz genau, dass ich nicht zum Vergnügen hier bin – ebenso wenig wie du.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest“, behauptete sie. Sie war immer noch eine verdammt gute Lügnerin, stellte Jonas fest. Er wusste mit hundertprozentiger Sicherheit, dass sie log, und doch gelang es ihr fast, ihn zu überzeugen.
Aber nur fast.
„Gib es auf, Johanna. Ich kenne dich zu gut, du kannst mir nichts mehr vormachen. Du bist hier, um dir
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zu schnappen. Ich habe gesehen, wie du dich vor ein paar Tagen mit einem der Arbeiter getroffen hast.“
„Und? Ist das etwa verboten?“
„Du hast ihm Geld zugesteckt, weil er die Mitarbeiterversammlung für dich boykottiert hat, stimmt's?“
Sie hob die Schultern. „Und wenn es so wäre – was geht es dich an?“
„Ich möchte dich lediglich informieren, dass ich nicht vorhabe, dir
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kampflos zu überlassen. Ich habe Sabrina Ahlström bereits über deine hinterhältigen Machenschaften informiert. Sollte sie sich tatsächlich zum Verkauf der Firma entschließen, wird sie ganz sicher nicht mit dir verhandeln.“
Ein spöttisches Lächeln umspielte Johannas Lippen. „Bist du dir da so sicher? Weißt du, ich habe ihr bereits ein Angebot gemacht. Sie schien nicht abgeneigt.“
„Das glaube ich dir nicht“, stieß Jonas wütend hervor. „Sabrina würde nie an die Frau verkaufen, die von Anfang an all ihre Pläne zur Rettung von
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durchkreuzt hat!“
„Hast du wirklich geglaubt, dass ich mich so leicht von dir aus dem Rennen werfen lasse? Ich habe deiner Sabrina erzählt, dass du schon öfter versucht hast, mich mit unfairen Methoden auszubooten.“
„Aber das ist eine Lüge!“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe es dir schon einmal gesagt, Jonas: Du bist zu weich für diesen Job. Wenn du auch nur ein bisschen mehr Mumm in den Knochen hättest, wäre Kron …“ Sie verstummte abrupt. „Ach, vergiss es einfach. Ich weiß gar nicht, warum ich mich überhaupt noch mit dir unterhalte.“
Jonas runzelte die Stirn. „Was wolltest du da gerade sagen?“
„Nichts, was irgendwie von Interesse für dich wäre.“
Doch sein Argwohn war nun endgültig geweckt. „Wer ist dein Auftraggeber?“
„Was geht dich das an?“
„Sag es mir einfach. Ich will es wissen!“
„Du bist doch verrückt.“
„Es ist Osvald Kron, nicht wahr?“
„Und wenn?“
Jonas fluchte. „Dieser verdammte Mistkerl! Ich kann nicht glauben, dass er dich geschickt hat, damit du mir den Auftrag vor der Nase wegschnappst.“
„Wundert dich das wirklich?“ Grinsend zuckte Johanna mit den Achseln. „Du bist jetzt fast zwei Wochen hier und hast nicht den geringsten Erfolg zu vermelden. Kron ist ein cleverer Geschäftsmann. Er weiß, dass ein bisschen Konkurrenz oft Wunder wirkt.“
„Dann hast du also in seinem Auftrag erst die Gläubiger und dann die Mitarbeiter gegen Sabrina aufgehetzt? Und der Einbruch? Geht der auch auf dein Konto?“
„Zu dieser Frage äußere ich mich nur in Gegenwart meines Anwalts. Wenn du diese Rolle übernehmen willst …“
Jonas spürte, wie Übelkeit in ihm aufstieg. Er wusste ja schon lange, was für ein fieser Charakter sich hinter Johannas engelsgleichem Äußeren verbarg. Doch solche illegalen Aktivitäten hätte er selbst ihr nicht zugetraut.
„Diesmal bist du zu weit gegangen. Damit kommst du nicht durch.“
„Wer will mich aufhalten?“ Sie
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