Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
Zeit. Wenn Sie mir
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bis dahin nicht auf dem Silbertablett serviert haben …“
Die Drohung hing unausgesprochen in der Luft. Jonas runzelte die Stirn. Wie sehr er diese kleinen Machtdemonstrationen verabscheute. Aber Kron hatte ja recht, er, Jonas, brauchte einen Erfolg, um die Kanzlei zu retten. Und wenn er so weitermachte wie bisher, würde daraus ganz bestimmt nichts werden.
Er schluckte also seinen Ärger herunter und sagte: „Ich verstehe. Sie werden bald wieder von mir hören.“
Nachdem Kron das Gespräch beendet hatte, trat Jonas ans Fenster und öffnete es weit. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Inzwischen gab es für ihn sogar einen weiteren Grund, diesen Auftrag so schnell wie möglich zu einem positiven Abschluss zu bringen. Neben der Hoffnung auf gute Reputation und lukrative Folgeaufträge war er, seit Johanna Ingvarsson auf den Plan getreten war und Interesse an
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bekundet hatte, wie besessen von dem Gedanken, ihr zuvorzukommen.
Johanna.
Knapp ein Jahr lag die Begegnung mit ihr, die sein Leben für immer verändert hatte, nun schon zurück. Mit einer überdurchschnittlich hohen Erfolgsquote hatte Jonas sich mit der Kanzlei seines Vaters in Stockholm einen Namen gemacht. Den Preis für diesen Erfolg – dass er praktisch all seine Kraft in die Arbeit steckte und kein nennenswertes Privatleben mehr besaß – zahlte er gern.
Dass er an jenem verhängnisvollen Abend nicht in der Kanzlei über seinen Akten gesessen hatte, lag einzig und allein an August Menlund, einem seiner wichtigsten Klienten, der auf seine Anwesenheit bei seiner Cocktailparty bestanden hatte. Jonas konnte sich noch gut daran erinnern, wie fehl am Platz er sich vorgekommen war, mit einem Glas Champagner in der Hand zwischen all den ausgelassen feiernden Leuten.
Und dann tauchte plötzlich
sie
auf.
Jonas war vom ersten Augenblick an von ihr verzaubert gewesen. Das wallende schwarze Haar, die sinnlichen, kirschroten Lippen – alles an ihr erschien ihm wie pure Magie. Und so erging es nicht nur ihm allein. Mit einem Stich von Eifersucht bemerkte er, dass sich die Blicke aller Männer im Raum auf Johanna richteten. Doch zu seinem Erstaunen beachtete sie die anderen gar nicht, sondern kam geradewegs auf ihn zu.
Sie wollte sich nur mit ihm unterhalten, und Jonas hielt sich für den größten Glückspilz unter der Sonne. In diesem Moment wurde die langweilige Jetsetparty für ihn zu einem echten Vergnügen. Johanna war amüsant und sprühte vor Witz. Heute fragte Jonas sich manchmal, wie er damals so naiv hatte sein können, zu glauben, eine Frau wie sie würde sich tatsächlich für ihn interessieren.
Johanna und er verließen die Party gemeinsam. Sie gingen erst noch in einen Club und dann zu ihm nach Hause. Die Nacht mit ihr erschien ihm wie ein Wunder. Sie brachte eine ganz neue, leidenschaftliche Seite in ihm zum Vorschein. Er war ihr vom ersten Augenblick an vollkommen verfallen.
In den darauf folgenden Wochen traf er sich mit Johanna, so oft er es irgendwie einrichten konnte. Zum ersten Mal seit dem Tod seines Vaters stellte er sein Privatleben vor das Geschäftliche – und das, obwohl man ihm gerade erst einen großen Auftrag übertragen hatte.
Jonas konnte es nicht anders ausdrücken: Er war blind vor Liebe zu Johanna gewesen. Ihm fiel nicht auf, dass sie sich immer nur heimlich, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, zu verschwiegenen Tête-à-Têtes treffen wollte. Ja, er bemerkte nicht einmal, dass Johanna nachts, nachdem sie sich geliebt hatten, aus dem Bett kroch und sich in sein Arbeitszimmer schlich.
Erst als er Johanna am Verhandlungstisch gegenübersaß, gingen ihm die Augen auf. Er hatte nicht gewusst, dass sie ebenfalls Anwältin war. Ja, er musste sich eingestehen, dass er sich für ihren Beruf überhaupt nicht interessiert hatte.
Doch nun begriff er, dass sie bei den Übernahmeverhandlungen, in denen er August Menlund vertrat, für die Gegenseite tätig war, und eine Welt brach für ihn zusammen.
Die Katastrophe ließ sich nicht mehr aufhalten. Johanna kannte seine Verhandlungsstrategie bis ins letzte Detail. In den vielen Nächten, die sie in Jonas’ Arbeitszimmer verbracht hatte, war es ihr nicht schwergefallen, alles herauszufinden, was für sie von Interesse war.
Am Ende des Nachmittags stand Jonas vor einem Scherbenhaufen. Als bekannt wurde, dass er bei dieser wichtigen Verhandlung versagt hatte, teilte August Menlund ihm mit, dass er
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