Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
erlauben, noch abzuwarten und auf einen weiteren Interessenten zu hoffen?
Seltsam, dass ihr bei all dem ein Gedanke nicht aus dem Kopf ging: Jonas. Was war mit ihm geschehen? Warum hatte er sich so plötzlich entschlossen, die Verhandlungen nicht weiterzuführen? Und was ihr noch viel wichtiger erschien: Würde sie ihn jemals wiedersehen?
Die Vorstellung, dass er einfach spurlos aus ihrem Leben verschwand, war unerträglich. Kurz entschlossen sprang Sabrina auf, ging zur Garderobe und streifte ihre Jacke über. Zum Glück wusste sie, in welcher Pension Jonas wohnte. Blieb nur zu hoffen, dass er noch nicht abgereist war. Sie musste unbedingt noch einmal mit ihm sprechen – warum, das wusste sie selbst nicht so genau. Doch sie spürte, dass sie verrückt werden würde, wenn sie ihn nicht wenigstens noch einmal sah.
Als sie in ihr Auto stieg, fühlte Sabrina sich fast ein bisschen erleichtert. Es tat gut, endlich etwas zu unternehmen. Auch wenn sie die Rückschläge der letzten Zeit nicht mehr ungeschehen machen konnte, war es immer noch besser, aktiv zu werden, als tatenlos herumzusitzen und auf das Ende zu warten. Vielleicht würde ein Gespräch mit Jonas ihr auch helfen, ihn aus dem Kopf zu bekommen, damit sie anfangen konnte, sich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern.
Sie erreichte den Ort und stellte den Wagen vor der Pension ab. Am Empfang erkundigte sie sich nach Jonas. Die ältere Dame hinter der Theke wirkte empört. „Also, das geht wirklich zu weit. Herr Lavander kennt unsere Hausregeln, ich habe sie ihm am Tag seiner Anreise erklärt. Ich dulde unter normalen Umständen keinen Damenbesuch, doch als vorhin seine Frau eintraf, habe ich mal eine Ausnahme gemacht. Aber jetzt …“
„Sagten Sie gerade seine Frau?“
Die Empfangsdame nickte. „Ja, sie ist vor etwa zehn Minuten eingetroffen. Eine sehr elegante Frau. Sie ist oben auf Zimmer 17 und wartet auf ihn. Ich …“
Sabrina hatte genug gehört. Ohne auf den Protest der Dame zu achten, lief sie am Empfangstresen vorbei zur Treppe und ins erste Stockwerk hinauf. Auf dem Gang suchte sie die Türen nach Nummer 17 ab. Doch als sie schließlich davorstand, wusste sie nicht, was sie tun sollte. Anklopfen?
Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, denn im selben Augenblick wurde die Tür geöffnet. Sabrina atmete scharf ein.
„Sie?“
11. KAPITEL
S abrinas Hände zitterten noch immer leicht, während sie zur Firma zurückfuhr. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so erniedrigt und gedemütigt gefühlt. Johanna Ingvarsson in Jonas’ Pensionszimmer anzutreffen war wirklich die Krönung gewesen.
„Dieser Schuft!“, stieß sie leise hervor und schüttelte den Kopf. Jonas hatte sie die ganze Zeit über an der Nase herumgeführt. Das alles war nur ein abgekartetes Spiel gewesen, um Sigmunds Firma in die Finger zu bekommen. Doch jetzt konnte er ihr nichts mehr vormachen. Sie hatte ihn durchschaut. Ihn und seine feine Komplizin!
Es fiel ihr immer noch schwer zu begreifen, doch die Beweise sprachen für sich. Unglaublich. Jonas Lavander und Johanna Ingvarsson hatten diesen teuflischen Plan gemeinsam ausgeheckt. Ob sie tatsächlich miteinander verheiratet waren oder nicht, wusste sie nicht, doch es war im Grunde auch vollkommen egal. Wenn man von der Tatsache absah, dass Jonas mit ihr geschlafen hatte.
Wie hatte sie darauf bloß hereinfallen können? Dabei war es so simpel! Während Jonas versuchte, sich in ihr Vertrauen zu schleichen, bereitete Johanna ihr immer neue Schwierigkeiten, um sie mürbe zu machen. Und dann präsentierte Jonas ihr seine Komplizin als Bösewicht, damit sie sich schließlich bereit erklärte zu verkaufen – an seinen Auftraggeber.
Wütend schlug sie mit der Hand aufs Lenkrad. Warum hatte sie bloß nicht auf ihre innere Stimme gehört? Dass sie nach ihrer Erfahrung mit Daniel noch einmal auf einen solchen Schwindler hereingefallen war – einen Anwalt noch dazu! –, wollte ihr einfach nicht in den Kopf. Sie hatte doch von Anfang an gewusst, dass er ihr nur Schwierigkeiten machen würde!
Und was nun? Wie sollte es weitergehen?
Mehr denn je widerstrebte es ihr, sich auf ein Geschäft mit Jonas und seiner Komplizin einzulassen. Doch was blieb ihr anderes übrig? Weder die Bank noch die anderen Gläubiger würden ihr auch nur einen Tag Aufschub gewähren, wenn bekannt wurde, dass das Geschäft mit
Wohn(t)raum
geplatzt war. Und sie konnte die Leute ja verstehen.
Ahlström Hemslöjdforening
stand am Abgrund – und sie sah
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