Hand in Hand in Virgin River
akzeptieren. Das würde alles nur noch verschlimmern.“ Sie schüttelte erneut den Kopf. „Was geschehen soll, wird geschehen. In der Zwischenzeit gehe ich wieder an die Arbeit zurück …“
„Nicht“, erwiderte er. „Noch nicht. Wir werden uns etwas einfallen lassen …“
„Wir sind die Erwachsenen, die wissen, wie man mit schwierigen Situationen umgeht. Wir sollten uns wie Erwachsene benehmen.“
„Ich glaube, wir sind mit der Therapie so gut wie fertig“, erklärte Courtney Jerry. „Wir sind schon seit Monaten dabei, und es ist nichts mehr übrig, über das wir noch reden könnten.“
„Naja“, begann er mit seiner üblichen geduldigen Art. „Wir könnten darüber sprechen, weshalb du dieser Tage nicht so besonders glücklich bist.“
„Wie bitte? Ich bin glücklich! Total glücklich!“
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Überzeugend“, entgegnete er trocken.
„Jerry, das Ding ist, ich bin zu beschäftigt dafür. Ich habe eine Menge Verantwortung. Ich habe Dad versprochen, meine Noten zu verbessern. Ich muss die ganze Zeit auf Spike aufpassen, im Haushalt helfen und sogar kochen – ihm gefällt es, wenn ich koche –, und jetzt, wo der Schnee schmilzt, gehe ich auch wieder mehr reiten.“
Jerry warf einen Blick nach draußen. Es war bedeckt und nieselig. „Heute verpasst du aber keine Reitstunde, oder?“
„Ach nee“, erwiderte sie.
„Diese eine Stunde pro Woche mag dir jetzt wie Zeitverschwendung erscheinen, aber wenn du einmal zurückblickst, findest du sie vielleicht sogar ergiebig.“
„Im Ernst. Ich habe ziemlich viel um die Ohren …“
„Das ist mir bewusst, Courtney. Ich habe ein paar Veränderungen an dir bemerkt, seit wir mit der Therapie angefangen haben …“
„Ja, mein Haar ist wieder einfarbig. Ich wette, das rechnen Sie sich an.“
Er achtete nicht auf ihren Kommentar. „Als wir mit unseren Sitzungen begonnen haben, nanntest du Stu deinen Dad und dein Stiefvater war Lief. Immer Lief. Jetzt ist er Dad und Stu ist Stu.“
„Naja, nachdem was Stu an Weihnachten mit mir gemacht hat, kann er von Glück sagen, dass ich ihn überhaupt Stu nenne!“
„Guter Punkt. Was hört man von ihm?“
„Sie wollen mich verkohlen, stimmt’s? Wir hören nichts von ihm. Das heißt nicht, dass wir nicht wüssten, was da los ist. Dad hat herausgefunden, dass Stu und Sherry sich scheiden lassen. Das hat er von dem Anwalt erfahren, der sich um diese Sorgerechtssache kümmert.“
„Und wie steht es mit der Sorgerechtssache?“, erkundigte sich Jerry.
„Stu gibt mich frei. Und ich vermute, bei seiner Scheidung kriegt der Verlierer das Sorgerecht für die Jungen.“ Sie lächelte böse.
„Beschert dir das ein wenig Seelenfrieden, Courtney? Dass du nun annehmen kannst, dass du für immer bei Lief bleiben darfst? Ich meine bei deinem Dad?“
„Klar“, antwortete sie. „Ich glaube schon.“
„Das wolltest du doch?“, fragte er.
„Äh-ähm. Ja.“
Jerry beugte sich zu ihr vor. „Was ist los, Courtney? Was stimmt denn nicht?“
Sie zuckte die Achseln und starrte auf den Boden. „Es freut sich vielleicht gar nicht so sehr darüber …“
„Warum denkst du das?“
„Er ist traurig“, erklärte sie. „Seit wir an Weihnachten nach Hause gekommen sind, ist er traurig. Fast so traurig wie nach dem Tod meiner Mama. Nicht ganz so schlimm, aber dennoch …“
„Hast du mit ihm darüber gesprochen?“
„Wie hätte ich ihm das denn sagen sollen?“
„Wie wäre es so in etwa mit, ‚Du wirkst traurig. Weshalb bist du traurig?ʻ“
Sie schüttelte den Kopf. Das wollte sie wirklich nicht tun. Sie fürchtete sich vor der Antwort.
„Möchtest du eine Familiensitzung? Ich könnte ihn in deiner Gegenwart fragen, und das würde dir die Gelegenheit bieten, aus einer sicheren Position heraus zuzuhören. Du brauchtest ihn nicht selbst zu fragen.“
Erneut schüttelte sie den Kopf. Sichere Position hin oder her, sie wollte die Antwort nicht hören.
„Junge, Junge“, fuhr Jerry fort. „Da sitzt aber ein großer Korken, der etwas sehr Wichtiges zurückhält. Wenn du ihn rausnimmst, damit wir ihn uns ansehen können, können wir vielleicht daran arbeiten.“
„Das können Sie noch so oft sagen“, erwiderte sie mit einem ärgerlichen Unterton in der Stimme. „Rausnehmen, damit wir ihn uns ansehen können! Ich brauche ihn mir nicht anzuschauen! Lief ist traurig. Das ist alles.“
„Hast du Angst, dass er traurig ist, weil er nun das ständige Sorgerecht
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