Hand in Hand in Virgin River

Hoffnung. Es war eine Halskette, eine Silberkette mit einem Anhänger, der wie ein Hund, vielleicht ein Golden Retriever, geformt war. Bei seinem Anblick schnappte Courtney nach Luft. Sie hob die Kette aus der Schachtel und hielt sie hoch. Und dann, als ob Courtney sich erinnerte, dass sie diese Freundschaft nicht fördern wollte, legte sie sie wieder in die Schatulle, schloss den Deckel und sagte: „Nett. Danke.“
    Und Liefs Mut sank.
    Es gab vermutlich niemanden, der erleichterter war, dass Weihnachten vorüber war als Kelly. Zunächst einmal, weil Jillian und Colin nach Hause zurückkehrten und Kellys Einsamkeit milderten. Zweitens war Courtney wieder beschäftigt; sie ging, noch bevor die Schule wieder anfing, zu ihrem Therapeuten, zum Reitunterricht oder verbrachte Nachmittage und Abende auf der Farm der Hawkins. Endlich konnte Kelly wieder Zeit mit Lief verbringen, und kaum dass sie endlich mal wieder ein paar Stunden alleine miteinander waren, ließ sie sich verzweifelt und sexuell ausgehungert mit ihm aufs Bett sinken.
    Sowie Courtney zurück in die Highschool musste, hatte Kelly ihren Liebhaber, ganz wie eine verheiratete Frau, die ihren Mann betrog, ganz für sich. Sie verbrachten auch ein paar Abende zusammen, allerdings hatten sie in diesen späten Stunden weder bei Jillian noch bei Lief daheim so etwas wie Privatsphäre. Sie konnten zwar gemeinsam zu Abend essen, aber die anderen saßen immer mit dabei. Wenn Kelly bei Jillian kochte, machte sie immer so viel, dass es auch genug für spontane Gäste gab, oft speisten auch Luke und Shelby und natürlich Courtney mit ihnen, die natürlich immer eingeladen war. Falls Kelly bei Lief in der Küche stand, nahmen sie zu dritt das Dinner ein.
    Courtney war nie besonders gesprächig. Sie benahm sich kühl und distanziert; noch offensichtlicher konnte sie es nicht zeigen – sie würde nicht mit Kelly warm werden. Für alle anderen hatte Courtney ein Lächeln übrig, aber ihr Verhalten gegenüber Kelly grenzte fast schon an Verachtung. Kurze, einsilbige Antworten, missbilligende Blicke oder eine ausdruckslose Miene, ein kurzes Augenverdrehen und Zungenschnalzer. Inzwischen war Kelly an dem Punkt angelangt, dass sie einen Abend, an dem Courtney einfach nur in ihr Zimmer ging und sie ignorierte, für einen guten Abend hielt.
    Die silberne Kette mit dem Hundeanhänger trug Courtney nie.
    Als im Januar Schnee lag und draußen alles gefroren war, schickte Kelly ein paar ihrer Soßengläser, Relishes und Chutneys an interessierte Händler aus der Bay Area, die Luca für sie angesprochen hatte. Die meiste Zeit während der eiskalten Monate verbrachte Kelly mit dem Herumexperimentieren von Suppen und Eintöpfen. Sie lud ihre Freundin Laura Osika in das viktorianische Haus ein, wo sie sich beim Kreieren von vegetarischen Suppen amüsierten – Laura war, bemerkenswerterweise, eine Vegetarierin, die mit einem Schlachter verheiratet war. Sie arbeiteten ein paar fleischlose Rezepte miteinander aus.
    „Wie bist du denn ausgerechnet an einen Metzger geraten?“, fragte Kelly.
    „Ziemlich einfach“, antwortete Laura warmherzig lächelnd. „Ich habe mich in ihn verliebt.“
    Kelly wünschte sich bloß, dass die Liebe auch ihre Probleme lösen könnte, denn sie liebte Lief wirklich sehr.
    Der Winter war eine großartige Jahreszeit, um mit Preacher in der Küche der Bar zu hantieren, denn jetzt waren weder Angler noch Jäger in der Gegend. Sie kochten zusammen und tauschten Lieblingsrezepte, Techniken und Menüideen aus. Preacher zeigte Kelly, was man aus Wildbret machte, und sie revanchierte sich, indem sie ihm vorführte, wie Pasta zubereitet wurde. Sie genossen schöne Momente bei Eintopf und Brot und beschlossen, in der Bar ein Chili-Wettkochen zu veranstalten. Kelly hatte den Eindruck, dass das halbe Dorf vorbeikam. Das Ergebnis? Unentschieden!
    Am Valentinstag schenkte Lief ihr Blumen und einen wundervollen Halsreif aus Platin von Tiffany’s. Er gestand ihr, dass er ihn beim Onlineshop des Juweliers bestellt hatte. Courtney hatte er bei ihrem Welpen zu Hause gelassen und verbrachte diesen Abend im zweiten Stock bei Kelly, wo sie sich eine Flasche Wein teilten. Allerdings musste er dann nach Hause.
    Als der Märzregen einsetzte, wusste Kelly, dass es Zeit wurde, etwas zu ändern. Sie hielt Liefs Hand und sagte: „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich schon einmal einen Mann so geliebt habe wie dich. Du gibst mir das Gefühl, einfach perfekt zu sein. Jede Minute, die