Hand in Hand in Virgin River
allerdings gab es ein paar Typen, die sich wie sie kleideten und die ihr nur zu gerne ihren Wunsch nach ein bisschen Gesellschaft erfüllen wollten.
Sobald Lief weg war, griff sie zum Telefon und rief B.A. an, was entweder die Kurzform für Bruce Arnold oder Bad Ass, das so etwas wie knallhart bedeutete, war. Er war noch in der Mittelstufe, obwohl er mit siebzehn längst in der Oberstufe hätte sein sollen.
„Hey, mein Dad ist gerade unterwegs“, sagte sie. Sie nannte Lief nur beim Vornamen, wenn sie mit ihm sprach, doch in der Schule war er „ihr Dad“, einfach weil sie keine Lust auf Erklärungen hatte. „Willst du für ’n paar Stunden vorbeikommen?“
„Was hast du vor?“
„Abhängen?“
„Ich könnte …“
„Könntest du Bier mitbringen? Denn ich habe hier keins.“
„Ich könnte ein paar besorgen. Mein Alter wird sie nicht vermissen. Wie komm’ ich zu dir?“
Sie gab ihm die Adresse, und er brauchte zwanzig Minuten. Als er das Haus betrat, betrachtete er die teure Einrichtung, pfiff und sagte: „Verdammte Scheiße!“
3. KAPITEL
Während Lief Kelly zu dem großen viktorianischen Haus fuhr, in dem ihre Schwester wohnte, wirkte Kelly halb ohnmächtig. Aber sie murmelte den ganzen Weg über vor sich hin.
Er hatte aber gewiss alles verstanden, was sie ihm gesagt hatte, bevor sie kopfüber auf den Tresen gesackt war. Es klang, als ob sie eine Affäre mit einem Kerl gehabt hatte, von dem sie dachte, er wäre ungebunden, der sich aber als verheiratet herausgestellt hatte. Ach, was für eine gewöhnliche Geschichte. Männer erzählten so etwas andauernd. Lief hatte keine Ahnung, weshalb Männer sich nicht von den Frauen scheiden ließen, die sie betrügen wollten. Bis er Lana begegnet war, hatte er nie eine ernsthafte Beziehung gehabt; er war immer mit Frauen zusammen gewesen, hatte sich ein bisschen mit ihnen vergnügt, Spaß gehabt, doch er war nie verlobt oder verheiratet gewesen. Als er Lana kennenlernte, wusste er sofort zwei Dinge – sie war die Richtige, und er hatte nie eine andere gewollt. Und nun saß er hier und war seit etwa zwei Jahren Witwer und seitdem nie wieder in Versuchung geraten. Natürlich hatte er Courtney. Schwer an etwas anderes zu denken, als den Tag irgendwie zu überstehen.
Aber diese liebenswerte Kelly hatte von der ersten Sekunde, seit sie die Bar betreten hatte, seine Aufmerksamkeit erregt. Er fühlte sich ein bisschen beschwingt, wenn er sie anschaute. Sie war hübsch, natürlich und gut gebaut. Und kein bisschen wie Lana, was ihn erleichterte. Er war sich nicht sicher, ob er nach Lanas Tod je wieder so für eine Frau empfinden konnte. Lana war klein, zierlich und dunkelhaarig gewesen. Mit dunklen Augen. Kelly war blond und blauäugig. Sie war wohlproportioniert, und sein erster Gedanke war, wie es sich wohl anfühlen würde, sie zu berühren, ihren Körper eng an sich zu pressen. Diesen weichen, kurvigen Luxuskörper. Sie hatte keine dieser Hollywoodfiguren – zu dünn mit falschen Brüsten. Sie war eine echte Frau, an der man sich festhalten konnte. Und dieser Mund – volle, rosa Lippen. Bei dem Anblick ihres Mundes hatte er sich unwillkürlich über die Lippen geleckt.
Dann war er wieder zu Verstand gekommen und hatte ihr eine Zeit lang einfach nur zugehört. Es schien, als wäre ihr ziemlich übel mitgespielt worden.
Das Eingangslicht brannte, und auf der Veranda warteten zwei Menschen, die zweifelsohne von Jack angerufen worden waren. Das mussten Colin und Jillian sein, die Schwester und deren Freund. Lief stieg aus dem Pick-up, und Jillian rannte ihm sofort entgegen. Lief erkannte, dass er ihr schon einmal begegnet war. Da wurde ihm klar, dass er beide Schwestern im letzten Sommer, als er wegen des Hauskaufs hier gewesen war, schon einmal bei Jack gesehen hatte.
„Was ist passiert?“, fragte sie ihn.
„Nun, ich glaube, die Wirkung hat Ihre Schwester selbst überrascht“, antwortete er. „Sie erwähnte, dass sie aus irgendwelchen Gründen einen Arzt aufgesucht hatte, und da sie anfing, undeutlich zu sprechen, ehe sie ihren zweiten Drink ausgetrunken hatte, habe ich nachgehakt, ob sie Medikamente eingenommen hat, was sie bestätigt hat. Also – ich schätze, ihr war nicht bewusst, dass …“
„Arzt?“, stieß Jillian hervor. „Medikamente? Ist sie krank?“
„Ich denke nicht“, entgegnete Lief. „Hören Sie, ich will jetzt nicht zu viel sagen. Ich weiß nur, dass wir uns bei einem Drink unterhalten haben. Vielleicht habe ich sie falsch
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