Hand in Hand in Virgin River
Sachen zusammen und schick sie zu ihrem Vater. Soll der doch mit ihr klarkommen.“
Das konnte er nicht tun. Arme Court. Er hatte den Schmerz in ihren Blicken bemerkt, wenn sie aus dem Zuhause, das ihr ihre Mutter geboten hatte, wieder zurück in das Haus ihrer Vaters, in dem eine unwillkommene Atmosphäre herrschte, pendeln musste. Gott, es machte ihn fertig, wann immer er daran dachte.
Als er die lange Auffahrt zu seinem Haus hinauffuhr, sah er alle Lichter brennen. Vor dem Haus parkte ein alter, verbeulter Jeep. Noch bevor Lief den Motor seines Wagens abgeschaltet hatte, konnte er bereits den wummernden Acid Rock hören.
Ein Teil von ihm hoffte beinahe gegen jede Vernunft, dass er Courtney, trotz der ohrenbetäubenden Musik, mit einer normal aussehenden Klassenkameradin beim gemeinsamen Erledigen der Hausaufgaben vorfinden würde.
Er betrat die Küche von der Garage aus. Auf dem Tisch, der das Wohnzimmer von der Küche trennte, stand eine Flasche – Corona Bier, halb voll. Er schaute in das Zimmer hinein und entdeckte einen großen, männlichen Teenager in abgetragenen Jeans. Der Junge war gerade dabei, sich ein paar von Liefs DVDs in den Rucksack zu stecken. Keine Courtney in Sicht. Der Junge stopfte die Filme dermaßen hektisch in seinen Rucksack, dass es beinahe aussah wie ein Einbruch, aber Lief wusste es instinktiv besser.
Er ging ins Wohnzimmer, nahm die Fernbedienung vom Couchtisch und machte die Musik aus. Erschrocken sprang der Junge hoch. Seine strähnigen Haare fielen ihm ins Gesicht. Genau in diesem Moment tauchte Courtney im Gang, der von der Diele zu den Schlaf- und Badezimmern führte, mit einem Corona in der Hand auf.
„Lief!“, sagte sie.
Der Junge rannte blitzschnell zur Haustür.
„B.A.! Bruce!“, schrie sie ihm hinterher.
Lief stand bloß da und beobachtete die panikartige Flucht, das Bier und den zurückgelassenen Rucksack. Das einzige Geräusch kam von der Haustür, die geöffnet und zugeschlagen wurde. Danach herrschte völlige Stille. Courtney fand als Erste die Sprache wieder.
„Nun, vermutlich kriege ich jetzt wieder Hausarrest.“
„Was ist los, Court? Ich glaube, es gab im letzten Jahr keinen einzigen Tag, an dem ich keine Maßnahmen ergreifen musste.“ Lief marschierte zum Rucksack, hockte sich hin und öffnete ihn. „Du kannst deinem Freund morgen in der Schule den Rucksack zurückgeben. Falls er überhaupt zur Schule geht.“ Er griff hinein und zog die DVDs heraus, um sie auf dem Boden aufzustapeln. „Natürlich ohne die Filme.“
„Ich hatte keine Ahnung, dass er das getan hat“, sagte sie. „Ich war nur kurz im Bad.“
„Wie gut kennst du ihn?“, fragte Lief. Himmel, der Junge hatte es geschafft, dreißig DVDs in seinen Rucksack zu stopfen.
„Ich kenne ihn bloß aus der Schule. Das ist alles. Wir wollten einfach nur Musik hören.“
„Und Bier trinken.“ Er ließ den Rucksack liegen und stand auf, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte.
„Ich wette du hast in dem Alter auch Bier getrunken“, erwiderte sie und reckte trotzig das Kinn.
„Mit vierzehn? Eher nicht.“ Er hatte Pflichten auf der Farm zu erfüllen; er hatte Football gespielt, obwohl er damals zu klein für sein Alter gewesen war und man ihn hart rangenommen hatte. „Mensch, Courtney. Wie weit willst du es denn noch treiben?“
„Ich habe doch gesagt, dass ich keine Ahnung hatte, dass er das getan hat!“
„Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, dir ein paar vertrauenswürdigere Freunde zu suchen“, schlug er vor.
„Kapierst du es denn nicht?“, fuhr sie ihn an und trat einen Schritt auf ihn zu. „Niemand mag mich!“
Er schwieg einen langen Augenblick lang. Dann ging er auf sie zu. Er streckte die Hand aus und nahm ihr das Bier weg. „Meinst du, sie mögen dich lieber, wenn du uns beklauen lässt?“
„Hab ich gar nicht“, erwiderte sie mit einem leichten Schluckauf. „Ich bin nur im Bad gewesen.“
„Wie viel hat dein Freund getrunken?“, hakte Lief nach.
„Warum?“
„Weil er Auto fährt. Weil er blitzschnell verschwunden ist und ich nicht will, dass ihm etwas passiert, obwohl ich ihm wirklich gerne das Fell über die Ohren ziehen würde.“
Sie zuckte die Achseln. „Er ist erst vor Kurzem hier aufgetaucht. Er hat zwei Bier mitgebracht. Mehr nicht.“
„Okay“, entgegnete Lief. Er lief in die Küche und kippte den Rest der beiden Biere in die Spüle. Dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück. „Ich gehe jetzt in mein Zimmer, um noch ein bisschen zu
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