Hand in Hand in Virgin River
Courtney hatte eine Verabredung, um mit einem Mädchen aus der Schule zusammen zu lernen –, war er bereit zu dem viktorianischen Haus zurückzufahren, vorausgesetzt es gab eine Führung und ein bisschen Gemüse aus dem Garten. Es war erst ein paar Tage her, doch Courtney bot ihm nicht viele solcher Gelegenheiten. Ihm wurde bewusst, dass er nie genug im Voraus gedacht hatte, um Kelly um ihre Telefonnummer zu bitten.
Der Rundgang und das Gemüse waren eine Ausrede, obwohl er das Anwesen ausgefallen und interessant fand. Aber in Wirklichkeit zog ihn die Blondine mit dem gebrochenen Herzen und dem umwerfenden Mund an. Und Lief war ihrer kleinen Seele dankbar, dass sie gerade erst dabei war, eine verlorene Liebe zu überwinden. Das verschaffte ihm Zeit. Er konnte zwar nicht aufhören, an sie zu denken, hatte allerdings in seinem Leben noch genug eigene Probleme zu lösen. Es fing schon einmal damit an, dass er nicht davon ausgehen konnte, dass Courtneys Verhalten sich bessern würde, wenn Lief ihre ohnehin angespannte Beziehung mit dem Auftauchen einer neuen Frau belasten würde. Und jede Frau, die mit ihnen zu tun bekäme, wäre von Courtneys Frechheit und ihrem Auftreten entsetzt gewesen. Außerdem war es schon Jahre her, seit er sich zu einem anderen weiblichen Wesen als seiner Ehefrau hingezogen gefühlt hatte, und er wusste überhaupt nicht, wie er es anfangen sollte. Er war früher einmal sehr gut im Umgang mit Frauen gewesen, es hatte ihn nie große Anstrengung gekostet, Anschluss zu finden. Er hoffte wirklich, dass es war wie mit dem Fahrrad fahren …
Ja, bis er den Mut aufbringen würde, jemanden auch nur zu küssen, benötigten er und Courtney vielleicht noch ein paar Jahre Therapie.
Doch wenn seine Gedanken zu Kelly wanderten, dachte er an eine Frau, deren Schönheit und menschliche Wärme ihn umhüllten, an eine Frau, nach deren Umarmung er sich schon so lange sehnte, in der er versinken, die er besitzen wollte. Ihre Sanftheit und der Reiz, der von ihr ausging, ließen ihn sich fühlen, als ob er keinen eigenen Willen mehr besaß. Von der Sekunde an, als sie in Jacks Bar spaziert war, hatte er es gespürt und spürte es zu seiner Überraschung immer noch, auch wenn sie nicht in seiner Nähe war.
Aber das, was er da wahrnahm, übertraf das süße Gefühl des Trostes. Es war mehr – er dachte auch an Sex. Es war ein dringendes Verlangen nach Sex. Sie war das sexieste Wesen, das er seit Langem getroffen hatte. Er hatte das Gefühl, dass er in ihren Armen wiedergeboren werden würde.
Er fuhr aus der Stadt heraus, parkte vor ihrem Haus und klingelte an der Tür. Sie öffnete und sah aus, als ob sie gerade eine Wrestlingrunde mit dem Pillsbury-Männchen hinter sich hatte – ein paar Haarsträhnen hatten sich aus dem Tuch, mit dem sie ihr Haar zurückgebunden hatte, gelöst. Auf ihren Wangen fanden sich Spuren von Mehl, und ihre Schürze war mit pinken Flecken besprenkelt. Sie trocknete sich die Finger an einem Handtuch ab. „Lief!“, begrüßte sie ihn „Sie sind der Letzte, den ich jetzt erwartet hätte!“
Er nickte. „Das liegt daran, dass ich gesagt hatte, ich würde anrufen. Aber – ich bin weggefahren, ohne Sie nach Ihrer Telefonnummer zu fragen. Wenn Sie mir Ihre Nummer geben, verschwinde ich sofort, düse runter in die Bar in der Stadt, rufe an und komme wieder zurück. Dann sieht es wenigstens nicht so aus, als wollte ich mich aufdrängen …“ Er sog tief die Luft ein. „Was duftet denn hier so gut?“
Sie lächelte ihn an, und ihm fiel wieder einmal auf, dass es wirklich zu einfach war, eine Köchin zu bezaubern – man musste nur ihr gut riechendes Essen loben, und schon hatte man sie so gut wie in der Tasche.
„Ich backe gerade. Der Rhabarber ist geerntet, und offenbar bin ich die einzige Person in einem Umkreis von hundert Meilen, die eine hervorragende Rhabarbertote hinkriegt. Und Rhabarbermarmelade.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es wäre alles schlecht geworden, wenn ich es nicht verarbeitet hätte.“
Er wäre von dem köstlichen Duft beinahe ohnmächtig geworden. „Gott sei Dank sind Sie in die Stadt gekommen“, sagte er.
„Kommen Sie herein“, lud sie ihn lachend ein. „Ich räume gerade die Küche auf. Ich schaue mal nach, ob Jill Zeit hat, Sie durchs Haus und über das Grundstück zu führen. Dann gebe ich Ihnen, wenn Sie sehr brav sind, ein Stück Kuchen.“
„Sind Sie sicher? Denn ich wollte Sie wirklich vorher anrufen und Sie fragen, wann es Ihnen passen
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