Hand in Hand in Virgin River
der Stadt. Kelly kennt ein Kürbissuppenrezept, das sie kaum erwarten kann zu kochen, und deshalb gebe ich ihr die kleineren. Und diese riesigen Zucchini und Winterkürbisse – das ist experimenteller als alles andere. Kommen Sie, sehen wir uns mal an, was Colin malt. Heute Morgen war es eine Elefantenherde. Er ist gerade von einem Shooting in der Serengeti zurück – eine Menge schönes Großwild.“
Der Wintergarten im ersten Stock erstreckte sich über die gesamte Länge des Hauses vom Dach bis zur hinteren Terrasse. Die Bilder – die von der Wildnis bis zum Großwild alles zeigten – waren erstaunlich. In dem Raum gab es außerdem eine abgeteilte Bücherecke und einen großen Flachbildschirm – ihr Wohnzimmer oder eine ordentliche Nachbildung davon.
Lief war begeistert von der kreativen Atmosphäre, die in diesem Haus herrschte. Jillian steckte ihre Fantasie in den Garten, Colin malte unglaubliche Gemälde von unglaublichen Tieren aus aller Welt, und Kelly kochte. Heute backte sie zwar Kuchen, aber morgen würde sie Gerichte kochen, die man sonst nur in einem Fünfsternerestaurant in San Francisco bestellen konnte.
„Setzen wir uns mit einem Bier auf die Veranda, Lief“, meinte Colin. „Jilly muss sich den Garten abduschen, und Kelly arbeitet daran, mich figürlich in den Nikolaus zu verwandeln. Wir sind unter uns.“
„Ich habe das Gefühl, mich irgendwie nützlich machen zu müssen“, gestand Lief. „Ich bin hier einfach unangemeldet aufgetaucht, und nun werde ich bekocht und unterhalten. Vielleicht könnte ich die Gartengeräte reinigen und die Töpfe auswaschen.“
Colin lachte ihn bloß aus. „Ich habe inzwischen gelernt – dass diese Mädchen ohnehin nur das tun, was ihnen gefällt. Und dann ist es das Beste, ihnen aus dem Weg zu gehen.“ Als sie die Küche betraten, öffnete Colin den Kühlschrank und inspizierte den Inhalt. „Wir haben Bier mit wenig Alkohol und Starkbier. Welches möchten Sie?“
„Auf jeden Fall das Richtige“, antwortete Lief. „Wie sind Sie in dieses Nirwana geraten?“
Bei perfektem Oktoberwetter auf der hinteren Veranda sitzend, erfuhr Lief, wie Colin nach seinem Militärdienst nach Virgin River gekommen war, um sich von einem Hubschrauberabsturz zu erholen, während Jillian aus einem Job in Silicon Valley geflohen war. Sie hatten sich zufällig kennengelernt, aber in einer Stadt mit höchstens sechshundert Einwohnern mussten sie sich zwangsläufig über den Weg laufen. Es war der Teil, wie sie sich verliebt hatten, der dieser Geschichte das Besondere verlieh. „Ich bin kein junger Mann mehr“, erklärte Colin. „Ich glaube nicht, dass Jilly es mir übel nehmen würde, wenn ich darüber spräche, dass ich schon ein paar Frauen hatte – ziemlich viele. Ich habe ein typisches Armyleben geführt und hatte nie vorher das Verlangen, sesshaft zu werden. Aber Jilly? Sie hat es geschafft, dass ich tiefe Wurzeln schlagen möchte.“
„Das klingt nach etwas Ernstem“, bemerkte Lief.
„Oh, es ist mir ernst mit Jilly. Allerdings mogeln wir uns momentan noch so durch – einfach so Tag für Tag. Wie steht es da bei Ihnen? Was hat Sie an einen Ort wie diesen gebracht?“
Lief wiederholte seine Geschichte – Frau gestorben, Tochter, die eine schwere Zeit durchmachte, das Bedürfnis, eine kleinere, freundlichere Stadt als L.A. zu finden, der Versuch, nach dem schweren Verlust der Frau und Mutter einen neuen Anfang zu wagen. Die Frage, was er in L.A. gearbeitet hatte, kam erst später, da saßen sie alle beim Abendessen zusammen. „Ich schreibe“, antwortete Lief.
„Für eine Zeitung?“, erkundigte sich Kelly.
In dem Moment vermutete er, dass er nicht befürchten musste, dass man ihn erkannte. „Nein. Ich bin Drehbuchautor.“
„Wirklich?“, stieß Jillian hervor. „Fürs Fernsehen oder so?“
„So in der Art. Eigentlich Kinofilme“, sagte er.
„Wie interessant“, meinte Kelly. „Ich war seit Jahren nicht mehr im Kino. Na ja, manchmal schaue ich solche Filme nach der Oscar-Verleihung, wenn sie dann endlich den Weg ins Fernsehen finden. Ich wurde seit meinem achtzehnten Lebensjahr als Geisel in Großküchen gehalten.“
„Und ich war entweder in Afghanistan oder im Krankenhaus. Sie schreiben keine Kriegsgeschichten, oder? Ich mag nur Kriegsfilme.“
Lief lächelte. „Nein, meistens einfach nur Familiengeschichten. ‚Coming-of-age-Zeug’.“ Hier war er total sicher. Selbst wenn sie schon einmal einen seiner Filme gesehen hätten, schienen
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