Hand in Hand in Virgin River
America.
Nach nur ein paar Wochen im November begann sich ihre äußere Erscheinung allmählich zu verändern. Lief hatte sie mitgenommen, um Stiefel und Jeans für sie zu kaufen. Dann brauchte sie Shirts, Daunenwesten, Handschuhe und eine neue Jacke. Er steuerte der guten Ordnung halber noch einen Hut dazu bei. Courtney verzichtete auf ihren schwarzen Nagellack und ihre total schwarzen Leggings, knöchelhohe Stiefelchen, Röcke und enge Tops. Sie stellte fest, dass es ihr gefiel, in Jeans und Stiefeln zur Schule zu gehen. Es gab nur wenige Mädchen, die diesen Cowboy-Style trugen. Sie waren mehr an Mode, die sie auf den Fashionseiten im Internet sahen, interessiert. Courtney fand ihren eher mittelmäßigen Kleidungsstil weniger einschüchternd als diese stylischen Sachen vom Rodeo Drive, gegen die sie sich in L.A. immer aufgelehnt hatte, was sie als tröstlich empfand.
Und sie ließ die Farbe aus ihren Haaren herauswachsen.
„Ach! Ich hasse meine Haare!“, hatte sie sich eines Morgens während der Fahrt zur Schule bei Lief beklagt.
„Echt?“, fragte er offenbar total verwirrt. „Was um alles in der Welt könnte dir daran missfallen?“
„Es ist nicht klar, welche Haarfarbe ich habe! Wenn ich die Farbe rauswachsen lasse, ist es noch schlimmer! Totale Quälerei!“
„Ich verstehe“, erwiderte er. „Kann ich dir da irgendwie behilflich sein?“
„Ja! Ich brauche einen neuen Haarschnitt! Gibt es innerhalb der nächsten tausend Kilometer jemanden, der mir eine ordentliche Frisur machen könnte?“
„Zweifellos“, antwortete er. „Ich höre mich mal um.“
Das Nächste, an das sie sich erinnerte, war, dass sie in Annie Jensens Laden in Fortuna saß, wo Annie ihr nicht nur höchstpersönlich die Haare schnitt, sondern ihr auch eine Farbe verpasste, die vielleicht so gewesen war, bevor Courtney angefangen hatte, ihr Haar tiefschwarz, knallpink und rot zu färben. Sie föhnte Courtneys Haare zu einer netten, glatten, weichen und erwachseneren Frisur.
„Ich bin mir sicher, dass du es dir nicht ganz so vorgestellt hattest, Courtney“, meinte Annie. „Aber ich will es weiter versuchen.“
„Es ist eigentlich ganz … nett“, erwiderte Courtney und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
„Ich hoffe, es gefällt dir …“
Ein paar Tage später bei der Reitstunde sagte Gabe: „Wow, Courtney, das ist ja mal ein neuer Look für dich. Deine Haare. Du siehst ja beinahe scharf aus.“
Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und errötete.
„Jetzt flirte bloß nicht mit mir“, entgegnete er lachend. „Ich habe eine Freundin.“
„Das weiß ich“, erwiderte sie. Aber natürlich hatte sie keine Ahnung gehabt, dass er mit jemandem zusammen war. Was sie jedoch wusste, war, dass sie etwas für ihn übrig hatte, und sie war sich total sicher, dass er niemals ernsthaft Notiz von ihr nehmen würde.
Aber er mochte, wie sie aussah. Das sorgte dafür, dass sie sich besser als gut fühlte.
Es gab ein paar Dinge, die sie Jerry Powell so allmählich eingestand. Nicht weil er als Therapeut irgendwie gut gewesen wäre, sondern weil sie sich ziemlich sicher war, dass er ihre Geheimnisse besser für sich behalten konnte als Amber. Als er also sagte: „Bekommst du da eigentlich Muskeln, Courtney? Oder liegt es einfach an der veränderten Kleidung?“, blaffte sie ihn nicht gleich an.
„Kann sein“, erwiderte sie vorsichtig. „Ich kann es nicht wirklich beantworten, außer dass meine Muskeln überall schmerzen! Überall. Selbst meine Zehenmuskeln tun mir weh. Und sobald ich mich darüber bei Lilly beklagte, meinte sie nur, dass es faszinierend sei, wie viele Muskeln man beim Reiten beanspruche. Sie spannte ihre Oberschenkelmuskeln an und bat mich, sie zu boxen – der Schenkel war steinhart! Sie hat mir erklärt, dass ich jetzt Muskelmasse aufbaue, aber eines Tages das Reiten dazu benutzen werden, um mein Gewicht und meine Figur in Form zu halten.“
„Fühlt es sich gut an?“, hakte Jerry nach.
„Der Muskelaufbau? Nein – das schmerzt!“
„Nein.“ Er lachte. „Reiten. Macht es Spaß?“
„Na ja … der Reitteil in gewisser Weise. Aber vieles macht auch keinen Spaß …“
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel, dass ich noch ein paar Zentimeter größer und zehn Kilo schwerer werden muss, bevor ich das Pferd selbst satteln kann. Aber inzwischen hilft Gabe mir, wenn Lilly mit was anderem beschäftigt ist. Und Gabe beim Satteln zuzuschauen …“ Sie verdrehte die Augen.
„Ich vermute, Gabe sieht
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