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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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spitzen sich selten Blaustifte, sollte ich meinen.
    Haben Sie mir sonst noch etwas zu zeigen? fragte Byrd.
    Nur noch diesen Zeitungsfetzen, den der Wind unter die Büsche geweht hatte. Vielleicht ist's ein Stück vom Buffalo-Tageblatt – wer weiß? Man muß einmal nachsehen.
    Byrd blickte gedankenvoll vor sich hin. –
    Das sind so allerhand Kleinigkeiten, sagte der andere, aus denen man seine Schlüsse zieht. Aber was haben Sie denn eigentlich in Buffalo erfahren?
    Nicht viel. Ein gewisser Brown war mir überall im Wege, sowohl in Frau Harts Hause als in der Fabrik. Hätte mir Herrn Goodmans Töchterchen nicht erzählt, daß Craik Mansell von Monteith aus an ihren Vater geschrieben,ich wäre fast so klug wieder fortgegangen wie ich kam. Es war der reinste Zufall.
    Ich wußte gar nicht, daß mir's so gut gegangen war, lachte Hickory. Wäre ich meiner Sache gewiß gewesen, ich hätte, wie gesagt, einen andern Weg eingeschlagen; aber ich kannte Sie ja nicht. Die Wirtin bekam einen Todesschrecken, als ich ihr sagte, Sie seien ein Detektiv. Bei den Herren Chamberlain und Harrison gab ich mich zu erkennen, ließ mir alles mitteilen, was sie wußten, bat sie, gegen jedermann von der Sache zu schweigen und warnte sie davor, sich mit dem andern Mann einzulassen, welcher Mansells Spur verfolgte. Nach Goodmans Haus bin ich aber nicht gekommen.
    Und was war denn schließlich das Ergebnis Ihrer Forschung in Buffalo? fragte Byrd.
    O, ich erfuhr allerlei, lautete die Antwort. Erstens, daß Mansell am Tage vor der Mordtat abgereist war, um, wie er angab, mit einem Neuyorker Herrn über seine wunderbare Erfindung zu verhandeln. Zweitens, daß er gar nicht nach Neuyork ging, sondern am nächsten Abend mit seinem Modell wieder zurückkam und furchtbar elend und verstört aussah. Drittens, daß es schon seit einem Jahr sein Lieblingswunsch und sein größtes Streben gewesen ist, das Modell auszuführen. Er glaubt so felsenfest an seine Erfindung, daß er sein Herzblut darum gäbe, auch die Welt von ihrer Vortrefflichkeit überzeugen zu können. Dazu fehlt ihm aber das Geld, und er kann keinen Menschen finden, der genug Vertrauen in ihn setzt, um ihm die nötigen fünftausend Dollars vorzustrecken.
    Fünftausend Dollars! Soviel beträgt ja gerade die Erbschaft seiner Tante, warf Byrd ein. Und viertens? –
    Viertens? – nun als er am Mittwoch wieder in der Fabrik war, las zufällig einer der Herren aus der Zeitung die Mordgeschichte in Sibley vor; Mansell wurdeweiß wie die Wand, und geriet so außer Fassung, daß er das Geschäft verlassen und nach Hause gehen mußte. Er sagte, die Schreckensnachricht habe ihn krank gemacht, auch schlich er umher wie ein Schatten: erst vorgestern kam er zum erstenmal wieder in die Fabrik. Auf die Todesnachricht hin hätte er zur Leichenschau und zum Begräbnis nach Sibley reisen sollen; er entschuldigte sich aber damit, daß er stark erkältet sei und Fieber habe. Zwar soll er an jenem Mittwoch die Stadt verlassen haben, gleich nachdem er die Nachricht erhielt; er kann aber nicht lang fortgewesen sein, denn gegen Abend lag er, wie gesagt, krank im Bette. Fünftens –
    Nun fünftens?
    Ja, das wird Ihnen schwerlich gefallen, da Sie so zartfühlend und bedenklich sind. Ich kramte etwas in Herrn Mansells Sachen und fand ein zusammengebundenes Päckchen Briefe von Damenhand – Liebesbriefe von Fräulein Dare natürlich, die ich mir die Freiheit nahm, etwas näher anzusehen. Da stellte sich denn heraus, daß der Ehrgeiz nicht die einzige Triebfeder des jungen Mannes war. Er hoffte von dem Erfolg seiner Maschine auch die Erfüllung seiner heißesten Liebeswünsche. – Sie sehen, meine Reise nach Buffalo war nicht ganz vergeblich.
    Selbstgefällig blickte Hickory seinen Kollegen an. Bei Fräulein Dare fällt mir übrigens ein, fuhr er fort, daß ich Ihnen noch nicht gesagt habe, was ich von Sally Perkins weiß. Sie hätten das boshafte Weib nur sehen sollen, wie sie förmlich zitterte vor Freude darüber, das schöne stolze Mädchen ins Unglück zu stürzen. – Als die alte Hexe vor kurzem, es war am Tage vor dem Morde, im Walde war, um Kräuter zu suchen, hat sie auf einem Baumstumpf einen jungen Herrn neben einem Mädchen sitzen sehen, das sie kannte. Neugierig, was die beiden zu verhandeln hätten, versteckte sie sich im Gebüsch und lauschteauf das Gespräch. Der Herr sprach in höchster Entrüstung von der Selbstsucht und dem Eigensinn seiner Tante, und Fräulein Dare, statt ihn zu besänftigen,

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