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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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Klemmens umgebracht hat.
    Um Byrds Lippen zuckte es spöttisch. Ich dachte, Sie hätten schon früher keinen Zweifel darüber gehegt, bemerkte er. Waren Sie nicht vor kurzem ganz überzeugt, daß Valerian Hildreth der Täter sei?
    Freilich, freilich, gab der andere gutmütig zu. Auch der Klügste gerät manchmal in die Irre, wenn er den Verbrechern auf ihren dunkeln Wegen folgt. Ich bekam zum Glück einen Wink mit dem Zaunpfahl, der mich auf die rechte Spur brachte – Sie vielleicht auch?
    Wann erhielten Sie den Wink und von wem? fragte Byrd.
    Hickory schlug die Arme unter, lehnte sich gegen die Hüttenwand und sah den Frager schweigend an.
    Ja, sagte er endlich, da müßte ich doch zuerst wissen, ob wir gemeinsame Sache machen, oder ob Sie mich nur ausholen wollen, um dann auf eigene Rechnung weiterzuarbeiten.
    Byrd hatte bisher seine ferneren Schritte noch nicht überlegt, er mußte einen Entschluß fassen. Schwer beunruhigt ging er in dem Raume auf und ab, was bei seinem völlig durchnäßten Zustand jedenfalls zweckmäßig war.
    Den Ruhm, welchen Ihnen Ihr heutiges Unternehmen einbringt, mögen Sie allein ernten, entgegnete er nicht ohne Bitterkeit; ist aber jener Craik Mansell wirklich schuldig, so wird es wohl meine Pflicht sein, Ihnen zu helfen, die nötigen Beweise gegen ihn zu sammeln.
    Gut, sagte Hickory, am Tische Platz nehmend, dann frisch ans Werk. – Sagen Sie mir vor allem, wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, gegen Mansell Verdacht zu schöpfen?
    Byrd blieb vor ihm stehen. Sollte er ihm reinen Wein einschenken? Nein, er konnte sich nicht überwinden, nach dem was vorgefallen war, diesem Menschen gegenüber Imogen Dares Namen auch nur auszusprechen. –
    Ich hielt Hildreth für unschuldig, versetzte er, und als ich überlegte, wer denn sonst der Täter sein könne, verfiel ich auf den unglücklichen Mann in Buffalo. Leider scheint sich meine Vermutung zu bestätigen.
    Und mir hat ein abscheuliches altes Weib die richtige Fährte gewiesen. Sally Perkins nennt sich die Holde, glaube ich.
    Ein altes Weib? – Byrd setzte sich ihm gegenüber. Was hat sie Ihnen anvertraut? Lassen Sie mich's wissen.
    Gleich, gleich! Nur ist hier nicht gerade ein angenehmer Ort zu längerer Unterhaltung; zudem sind Sie ganz durchnäßt. Wir wollen's uns wenigstens etwas gemütlicher machen.
    Geschäftig trug Hickory Holzstücke und trockene Reiser zusammen, die in der Hütte verstreut lagen, und bald prasselte ein lustiges Feuer auf dem Herde. Nun streckte er sich der Länge nach auf den Boden, zog eine wohlgefüllte Likörflasche heraus, reichte sie seinem Gefährten hin und sagte in bester Laune: So, jetzt machen Sie sich's auch gemütlich, und wenn Sie nichts dagegen haben, sagen Sie mir, wie Sie eigentlich an diesen Ort gekommen sind?
    Byrd, der die behagliche Wärme durch seine erstarrten Glieder strömen fühlte, ward mitteilsamer und sagte:
    Ich war zu dem Schluß gekommen, daß der Mörder der Frau Klemmens nicht auf der Straße, sondern durch die Hintertür entkommen sein müsse. Schon neulich fand ich den Pfad und die Hütte, und heute suchte ich sie wieder auf, um womöglich irgendein Anzeichen zu entdecken, daß der Flüchtling wirklich hier gewesen ist. Sein weiterer Weg durch den Wald auf die Landstraße und zu der Zwischenstation am Steinbruch bei Monteith, von wo er nach Buffalo zurückfuhr, ist mir schon völlig klar.
    Hickory hörte aufmerksam zu und ließ sich den Weg genau beschreiben. Der Beweis, daß Craik Mansell hiergewesen ist, läßt sich vielleicht beibringen, sagte er trocken. Sehen Sie einmal hier den Haufen Tannenzweige in der Ecke; sie liegen noch gerade so, wie ich sie vorfand.
    Die haben einem Mann als Kissen gedient; man meint noch den Abdruck der Gestalt in dem Staub am Boden zu sehen, rief Byrd und beugte sich nieder, um den Haufen zu betrachten. Die Zweige sind mit einem Messer abgeschnitten, fuhr er fort und nahm einen in die Hand; hier an der Rinde sind ein paar schwarze Haare hängen geblieben: er hat nicht einmal daran gedacht, sein Taschentuch unter den Kopf zu breiten.
    Hickory lachte. Sie verstehen Ihr Geschäft, wie ich sehe. Nun kommen Sie einmal hier an den Tisch, vielleicht bemerken Sie da auch etwas.
    Byrd suchte lange, dann nahm er ein winziges Holzstückchen von der rohbehauenen Platte auf. Es war von einem Stift geschnitten, dessen blaue Farbe sich sogar erkennen ließ.
    Hier sind noch mehr solche Abfälle, sagte Hickory: Steinhauer, Holzknechte und Kohlenbrenner

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