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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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Mansell und ich sind einander im Wuchs wirklich sehr ähnlich, wie Sie bemerkt haben werden, als Sie uns in Buffalo zusammen sahen. Das brachte mich eigentlich zuerst auf den Gedanken, ihn darzustellen. Mein Gesicht hatte ich schon vorher dunkel gefärbt, und um die andern Nebensachen – Haar, Stimme, Bewegung, Kleidung – nachahmen zu können, brauche ich mein Modell nur fünf Minuten lang zu betrachten; obendrein kam mir heute auch noch das Gewitter zu Hilfe, es ließ sich ja nichts unterscheiden bei der Finsternis, und das Gesicht zu zeigen hatte ich sowieso nicht nötig.
    Aber das wußten Sie doch nicht zum voraus! rief Byrd, der nicht begriff, wie ein Mensch um solchen Unternehmens willen seinen ganzen Ruf gefährden könne.
    Ich verließ mich eben auf mein Glück und meinen Verstand – die haben mir schon oft gute Dienste geleistet.– Aber gesetzt auch, das Mädchen hätte mein Spiel durchschaut – was dann? Ein Weib wie sie schwatzt nichts aus.
    Byrd fand hierauf keine Entgegnung; er überließ sich wieder den trüben Gedanken über Imogen Dare und die Enthüllungen, zu welchen sie auf so hinterlistige Weise veranlaßt worden war. Schweigend schritt er neben seinem Genossen hin, der sich wohl hütete, ihn in seinen Betrachtungen zu stören.

Achtzehntes Kapitel.
    In recht düsterer Stimmung saß der Bezirksanwalt in seinem Bureau. Er hatte am Morgen aus dem Gefängnis die Nachricht erhalten, daß Valerian Hildreth in der Nacht einen Selbstmordversuch angestellt habe und jetzt in bedenklichem Zustand im Krankenhaus liege.
    Wenn auch die Wahrscheinlichkeit der Schuld des Mannes durch diesen verzweifelten Schritt keineswegs verringert wurde, so fühlte sich Ferris doch von dem Vorfall tief ergriffen. Er konnte dem Bedauernswerten, welchen Reue oder Hoffnungslosigkeit getrieben hatten, Hand an sich selbst zu legen, sein Mitleid nicht versagen. Dies veranlaßte ihn zugleich, nochmals ernstlich zu prüfen, ob auch die Behörden kein Vorwurf treffe, ob Hildreths Gefangensetzung, unter welchem Gesichtspunkt man sie auch betrachten mochte, völlig gerechtfertigt sei.
    Im allgemeinen fand er an den Verfahren nichts auszusetzen; nur ein Punkt, den er bisher übersehen hatte, erregte ihm Bedenken: das Papier, auf welchem die Witwe ihre schwere Beschuldigung gegen Valerian Hildreth niedergeschrieben, war merkwürdig vergilbt, und die Tinte so verblichen, als sei der Zettel mindestens ein Dutzend Jahrealt. Demnach mußte der Angeklagte, der jetzt noch nicht fünfundzwanzig Jahre zählte, ein reines Kind gewesen sein, als die Schrift aufgesetzt wurde. Sie bezog sich also gar nicht auf ihn, sondern auf seinen Vater, der den gleichen Namen geführt hatte.
    Wenn nun auch das Ereignis durch diese Entdeckung viel von seinem dramatischen Charakter verlor, so entstand doch kein wesentlicher Unterschied dadurch. Man erkannte nur, daß sich des Vaters Verderbtheit und Gesinnungslosigkeit auch auf den Sohn fortgeerbt habe.
    Während Ferris noch mit solchen Gedanken beschäftigt war, ging die Tür auf, und er sah zu seinem Erstaunen die beiden Detektivs Byrd und Hickory zusammen eintreten.
    Wir kommen, Ihnen zu melden, nahm ersterer sogleich das Wort, daß Tatsachen zu unserer Kenntnis gelangt sind, die wohl auch Ihre Meinung über die Person des Mörders der Witwe Klemmens beeinflussen dürften.
    Wirklich, rief Ferris überrascht, das müssen ja wichtige Umstände sein, welchen Sie beide einen so großen Wert beilegen. Er warf einen fragenden Blick auf Hickory.
    Freilich, bestätigte dieser, hören Sie nur, und Sie werden uns recht geben: bald nachdem ich zuletzt bei Ihnen war, erhielt ich höchst seltsame Mitteilungen, die mich bewogen, einen ganz andern Kurs einzuschlagen. Ich traf auf meiner neuen Fährte mit diesem Herrn zusammen, welcher das gleiche Wild verfolgte, und wir machten gemeinsame Sache. Das Beweismaterial, das wir gesammelt haben, ist für den Betreffenden nicht minder belastend, als was gegen Valerian Hildreth vorliegt.
    Das wäre! – und gegen wen richtet sich Ihr Verdacht?
    Gegen Craik Mansell, den Neffen der Frau Klemmens.
    Von Hickory dazu aufgefordert, begann nun Byrd demBezirksanwalt ausführlich über das Ergebnis ihrer letzten Forschungen zu berichten. Ferris hörte ihm mit wachsendem Staunen zu; was er vernahm, konnte jedoch nicht verfehlen, ihm die peinlichste Unruhe und Verlegenheit zu bereiten. Die Verdachtsgründe gegen Mansell wogen einerseits so schwer, daß ein gerichtliches Einschreiten fast

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