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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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für gewöhnlich Ringe trägt. Er ist schon seinem ganzen Wesen nach kein Mann dazu, jener Diamantring aber wäre ohne Frage ein viel zu kostbares Juwel für ihn. Dies fehlende Glied zerstört unsere ganze Beweiskette. Ich glaube, ich komme wieder auf die frühere Fährte zurück.
    Unmöglich; denken Sie doch nur an Fräulein Dares Gefühle und Aeußerungen in der Hütte!
    Ja, daß sie ihn für schuldig hält, steht außer allem Zweifel.
    Byrd starrte ihn mit großen Augen an. Es gab alsoeine Möglichkeit, daß Imogen Dare sich täuschen und Mansell für den Verbrecher halten könne, während er unschuldig war? Das hatte er noch nicht in Betracht gezogen.
    Wahrhaftig, höchst seltsam! rief hier der Bezirksanwalt aus, von dem Brief aufblickend, den er gelesen hatte. Zweifel und Bestürzung spiegelten sich in seinen Zügen.
    Was gibt es denn, dürfen wir es nicht wissen? riefen beide Detektivs wie aus einem Munde.
    Gewiß, es gehört sogar in Ihr eigenstes Bereich. Wunderbar, wie das wieder zusammentrifft! Eben sprechen wir noch von dem fehlenden Beweisglied, und schon wird es uns ganz von selber angeboten. Lesen Sie nur!
    Er hielt ihnen den Zettel hin. Auf gewöhnlichem Schreibpapier waren folgende Worte gekritzelt:
    »Wenn Herr Ferris Gerechtigkeit üben will, und glaubt, daß der Verdacht nicht immer den Schuldigen trifft, so möge er bei dem hier wohnhaften Fräulein Imogen Dare anfragen lassen, mit welchem Recht sie den Ring als ihr Eigentum beansprucht hat, der auf dem Fußboden in Frau Klemmens' Zimmer gefunden wurde.«
    Da wird wohl Sally Perkins dahinterstecken, meinte Hickory, auf den Brief weisend, bei dem Unterschrift und Datum fehlten.
    Ferris runzelte die Brauen. Die Schrift läßt darauf schließen, sagte er, aber der Stil klingt nicht danach. Woher sollte auch die Alte etwas von dem Ring erfahren haben? Sicherlich nicht durch die Personen, welche bei dem Auftritt zugegen waren.
    Von wem glauben Sie denn, daß der Brief herrührt? fragte Byrd.
    Das herauszufinden ist Ihre Sache, war des Bezirksanwalts Erwiderung.
    Hickory griff nach dem Zettel.
    Warten Sie, rief er, mir kommt ein Gedanke.
    Er trat ans Fenster und prüfte das Blatt genau. Ich glaube, ich kann Ihnen sagen, wer den Brief geschrieben hat, meinte er, auf den darin vorkommenden Namen deutend.

    Was? fragte Ferris erstaunt, Imogen Dare?
    Sie und keine andere, versetzte der Detektiv zuversichtlich.
    Wie kommen Sie zu dieser Vermutung?
    Ich kenne ihre Handschrift, ihren Namenszug. Zwar hat sie ihre Schrift sehr geschickt verstellt, aber der Name verrät sie doch. Ueberzeugen Sie sich selbst.
    Hickory zog einen kleinen beschriebenen Papierstreifen aus seinem Taschenbuch und wies ihn zur Schriftvergleichung vor. Die Ähnlichkeit der Unterschrift war unbestreitbar, sowohl Byrd als Ferris mußten dem Detektiv recht geben.
    Auf diese Wendung war ich nicht vorbereitet, murmelte der Bezirksanwalt.
    Auch uns kam sie unerwartet, bestätigte Byrd und warf Hickory einen warnenden Blick zu.
    Das beste wird sein, meinte Ferris nachdenklich, wir lassen die Sache einstweilen auf sich beruhen, bis ich Gelegenheit finde, selbst mit Fräulein Dare Rücksprache zu nehmen.
    Die Detektivs, welche diese Ansicht teilten, stimmten ihm bereitwillig bei. Der Schritt, den das Fräulein getan, kam ihnen selbst höchlich überraschend, obgleich sie sich bei ihrer Kenntnis der Sachlage einigermaßen erklären konnten, daß sie durch ihre Reue und die namenlose Angst, in welche sie infolge von Hildreths Selbstmordversuch geraten sein mochte, zu dem verzweifelten Entschluß getrieben worden war.

Neunzehntes Kapitel.
    Um zu begreifen, was Imogen Dare bewogen hatte, den Brief zu schreiben, müssen wir uns in Orkutts Wohnung versetzen, wohin das Auge der Detektivs nicht zu dringen vermochte.
    Der Rechtsanwalt konnte Imogens seltsames Benehmen zur Zeit der Ermordung der Witwe Klemmens nicht wiedervergessen. Daß sie über das Verbrechen nichts wisse, was nicht auch an die Öffentlichkeit gedrungen war, glaubte er zwar noch immer, aber der Auftritt mit dem Ringe verfolgte ihn förmlich und ließ ihm keine Ruhe. Immer wieder fragte er sich, was sie veranlaßt haben könne, das Juwel für ihr Eigentum zu erklären, während er doch fest überzeugt war, daß sie den Ring nie besessen habe, daß er ihr nicht gehöre. Oft schon hatte er sich vorgenommen, sie näher auszuforschen, aber die Worte wollten ihm nicht über die Lippen. Und doch mußte er reden, er mußte sich dazu zwingen, um

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