Hand von Thrawn 01 - Schatten der Vergangenheit
Schiffsladungen Kasinobesucher, die an- und abfliegen. Das kann nicht mehr als, sagen wir, fünftausend pro Monat kosten.«
Reggi seufzte. »Sehen Sie, Calrissian…« Er legte eine Pause ein und ließ den Blick durch den Ausschank schweifen. »Sehen Sie mal hier herüber«, fuhr er dann fort und deutete auf eine Gruppe Nichtmenschen, die um einen Tisch hockten und ihre hornigen Köpfe zusammensteckten. »Sehen Sie diese Clatear? Sie leben seit sechshundert Jahren mit den Nhoras in einer Fehde, die bereits fünf Generationen von Jedi vergeblich zu schlichten versucht haben. Schon mal davon gehört?«
Lando nickte. »Ja.«
»Gut«, entgegnete Reggi. »Die neue Nichteinmischungspolitik von Coruscant läßt sie zu dem Schluß kommen, daß sich niemand außerhalb ihres Sektors mehr darum schert, was sie einander antun. Also ist es höchste Zeit, den Kampf wieder aufzunehmen. Nun, die Clatear verfügen über ein ziemlich fähiges Militär – sie standen eine Zeitlang unter imperialem Beschuß und sind deshalb ganz gut in Form. Die Nhoras hatten mehr Glück – oder vielleicht auch nicht, das hängt davon ab, aus welchem Blickwinkel man die Sache betrachtet. Das Imperium schenkte ihnen keine Beachtung, also gab es nicht viel, wogegen sie hätten kämpfen können.«
Lando seufzte. Er erkannte, wohin dies führte. »Also heuern sie Söldner an.«
»Sie haben es erfaßt, alter Freund«, rief Reggi beifällig. »Sie haben den Dhashaan-Schild dafür gewonnen, ihre Systeme zu bewachen – haben sogar den alten Dharus selbst überredet, aus dem Ruhestand zu kommen, um sich für sie um Logistik und Strategie zu kümmern. Und die Nhoras lassen dreißigtausend für sie springen. Pro Tag wohlgemerkt.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Da draußen blühen die Geschäfte für jeden, der Soldaten und Raumschiffe zu verkaufen hat, Calrissian. Jeder denkt plötzlich daran, alte Rechnungen zu begleichen. Und wer da draußen hat nicht mit irgendwem eine oder zwei Rechnungen offen?«
»Aber die Nhoras heuern Söldner an, um einen umfassenden Krieg zu führen«, versuchte es Lando ein letztes Mal. »Ich will bloß jemanden, der mir dabei hilft, die Piraten von meinen Schiffen fernzuhalten.«
Reggi zuckte wieder die Achseln. »Gegen einige dieser Piratenbanden zu kämpfen, ist schlimmer, als es mit den Defensivkräften eines ganzen Systems aufzunehmen. Aber natürlich hängt das vom System ab.«
Lando verzog das Gesicht. »Reggi, sehen Sie…«
»Falls Sie vorhaben, jetzt wieder von Taanab anzufangen, lassen Sie es«, fiel der andere ihm ins Wort. »Sie pressen jetzt schon seit… oh, das müssen mittlerweile fünfzehn Jahre sein… Gefälligkeiten aus mir heraus. Aber diesmal kommen Sie nicht damit durch.«
»Es ist immer wieder schön, echte Dankbarkeit zu erleben«, sagte Lando frostig und stand auf. »Wir sehen uns, Reggi. Viel Spaß, welchen Krieg Sie auch immer anzetteln.«
Die Nachmittagssonne von Cilparian kam ihm nach der dämmrigen Kühle des Ausschanks besonders grell vor. Lando blieb eine Minute neben dem Eingang stehen, musterte die Geschäftswimpel, die entlang der gesamten Raumfahrermeile flatterten, und fragte sich, ob sich die Mühe lohnen mochte, einen Blick auf die gegenwärtige Kundschaft der Läden zu werfen.
Nein, Reggi hatte ja recht: Jede Söldnergruppe, die es derzeit anzuwerben lohnte, war auf größere Jobs als die Bewachung von Raumfrachtern aus. Und auf höheren Lohn, als Lando aufbringen konnte.
Nach beinahe zwei Dekaden quälender Auseinandersetzungen hatte die Galaxis endlich Frieden gefunden… und alles, was diese Typen damit anzufangen wußten, war, sich wieder ihren netten kleinen Kriegen zuzuwenden, die durch die Neue Ordnung des Imperators so mutwillig unterbrochen worden waren.
Mit einem erschöpften Kopfschütteln wandte er sich dem Raumhafen zu.
Der Lärm der Menge erreichte ihn, lange bevor diese in Sicht kam. Es handelte sich um einen Mob von ansehnlicher Größe, wie das bei solchen Ereignissen stets der Fall zu sein schien: vielleicht dreihundert Menschen und Nichtmenschen, die sich vor dem Tor zur Andockbucht 66 drängten. Doch dieser Aufmarsch war straffer organisiert als die meisten; außer den üblichen Sprechchören, die Gerechtigkeit für Caamas verlangten, gab es auch Schilder und Transparente.
In der Stimmung, in der er war, hätte er gerne die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, sich ohne Rücksicht einen Weg durch die Menge zu bahnen und dabei vielleicht ein wenig Dampf
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