Hand von Thrawn 01 - Schatten der Vergangenheit
nach all der Zeit gezeigt, wenn er nicht zum Handeln bereit wäre?«
»Falls er überhaupt vorhat zu handeln«, argumentierte Karrde. »Er könnte eine Menge anderer Dinge im Sinn haben als einen offenen Angriff.«
»Oh, wie beruhigend«, brummte Calrissian. »Und ein Grund mehr, das Caamas-Problem so schnell wie möglich zu lösen. Wenn es nur den Hauch einer Chance gibt, daß Car’das dabei helfen kann, dann muß jemand ihn aufsuchen.«
»Und Sie schlagen vor, daß ich dieser Jemand sein soll?«
»Sie haben ihn gekannt«, stellte Calrissian fest.
»Das reicht vielleicht nicht auf der Habenseite«, meinte Karrde. »Es könnte eigentlich eher zum Nachteil werden.«
Das leise Geräusch eines gedämpft ausgestoßenen Seufzers war zu hören. »Schauen Sie, Karrde, ich habe keine Ahnung, was zwischen Ihnen und Car’das vorgefallen ist. Was ich jedoch weiß, ist, daß wir es hier mit Großadmiral Thrawn zu tun haben. Und nicht bloß wir – auch Sie müssen mit ihm rechnen. Vergessen Sie nicht, er hat gesagt, daß er speziell hinter Ihnen her sein wird.«
»Einschüchterungen«, murmelte Karrde.
»Ich kann mich nicht entsinnen, daß Thrawn sich beim letzten Mal jemals auf Einschüchterungen verlassen hat«, erwiderte Calrissian. »Auf alles, was er sagte, folgten Taten. Aber da Sie das Thema Einschüchterung schon mal aufgebracht haben, wovor haben Sie eigentlich solche Angst?«
Man hörte Schritte, die sich dem Fenster näherten. »Sie sind Car’das niemals begegnet, Lando«, entgegnete Karrde leise. »Wenn Sie es wären, würden Sie verstehen. Auf seine Weise war er sogar skrupelloser als Jabba der Hutt.«
»Und trotzdem haben Sie Mara und mich gebeten, ihn zu jagen.«
»Ich habe Sie um gar nichts gebeten«, gab Karrde zurück. »Wenn Sie sich erinnern wollen, so habe ich Sie dazu zu bewegen versucht, mir diese Aufgabe zu überlassen.«
»Sie haben mir außerdem weiszumachen versucht, es handele sich dabei lediglich um eine nutzlose Kuriosität aus der Zeit vor den Klon-Kriegen«, erinnerte ihn Calrissian trocken. »Sie wußten ganz genau, daß ich auf eine Geschichte wie diese hereinfallen würde. Aber darum geht es hier nicht. Wir haben ihn aufgespürt und sind gut aus der Sache wieder herausgekommen.«
»Sie haben ihn lediglich bis zu einem in Frage kommenden System aufgespürt«, erwiderte Karrde. »Und von mir verlangen Sie, daß ich in jede nur denkbare Festung marschiere, die er dort errichtet hat, und ihm von Angesicht zu Angesicht gegenübertrete.«
»Wenn Thrawn nicht aufgehalten wird, dann wird er derjenige sein, der schließlich an die Pforte von Car’das’ letztem Refugium klopft«, erklärte Calrissian. »Wenn Car’das über ein Minimum an Verstand verfügt, wird er Ihnen für die Warnung dankbar sein.«
»Car’das war noch niemals im Leben irgendwem für irgend etwas dankbar«, antwortete Karrde freiheraus. »Und er hat sich mit größter Wahrscheinlichkeit auch nicht zur Ruhe gesetzt. Er wird irgend etwas aushecken oder planen – das ist die Natur dieses Mannes. Und er will keinesfalls gefunden werden. Besonders nicht von mir.«
Calrissian stieß ein Zischen zwischen den Zähnen hervor. »Na schön«, sagte er scharf. »Wenn Sie sich also in irgendeinem Loch vergraben und darauf warten wollen, daß Thrawn Sie wieder ausbuddelt, nur zu. Geben Sie mir eine Kopie von Maras Route zum Exocron-System, und ich werde ihn selbst finden.«
»Seien Sie nicht albern«, versetzte Karrde. »Sie und Ihre Glücksdame würden im Kathol-Sektor allein keine zwei Tage bestehen.«
»Wer sagt, daß ich allein fliege?« gab Calrissian zurück. »Ich dachte, ich frage General Bel Iblis, ob er mich mit dem Wanderfalken, begleitet.«
»Das wäre allerdings das Schlimmste, was Sie tun könnten«, sagte Karrde; ein Unterton von Verzweiflung färbte allmählich seine Stimme. »Wenn Sie ein Großkampfschiff ins Exocron-System schicken, wird Car’das entweder vollkommen untertauchen oder Ihr Schiff vom Himmel blasen. Sie kennen ihn nicht so gut wie ich.«
»Nein«, pflichtete ihm Calrissian leise bei. »Das tue ich nicht.«
Es entstand ein langes Schweigen. Ein langes, erwartungsvolles Schweigen. »Sie hätten sich niemals von Ihrer Tätigkeit als Schwindler verabschieden sollen, Calrissian«, sagte Karrde schließlich. »Sie sind viel zu gut darin. Also schön. Ich fliege.«
»Danke«, entgegnete Calrissian. »Sie werden es nicht bereuen.«
»Machen Sie keine Versprechungen, die Sie nicht halten
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