Hand von Thrawn 01 - Schatten der Vergangenheit
einräumen, waren sie merkwürdig komisch anzuschauen.
Der Schock der unerwarteten Stimme in seinem Rücken ließ Calrissian einen halben Meter in die Luft springen, seine Schußhand verhedderte sich für Augenblicke in seinem Umhang, ehe er den Blaster zu fassen bekam. Der Noghri hatte seine Waffe indes bereits gezogen und auf Shada gerichtet, und Solo lag nur ein kleines Stück hinter ihm. Karrde sprang nicht annähernd so weit wie Calrissian, doch anstatt selbst zur Waffe zu greifen, machte er bloß einen langen Schritt zur Seite, um Solo und dem Noghri ein freies Schußfeld zu verschaffen. Ein kluger Zug, aber Shada hätte von jemandem mit seinem Ruf auch nichts anderes erwartet.
Rätin Organa Solo bewegte sich im Unterschied zu den anderen überhaupt nicht.
Shada bewegte sich jedoch auch nicht. Sie stand, wo sie stand, ließ die leeren Hände an den Seiten des Körpers baumeln und fragte sich am Rande, ob die gepriesenen und höchstwahrscheinlich überschätzten Kampfreflexe der Noghri es mehr oder minder wahrscheinlich machten, daß der Wächter auf ihr unerwartetes Auftauchen überreagieren und sie niederschießen würde.
Sie hoffte fast darauf. In vielerlei Hinsicht wäre das die einfachste Art, den Dingen ein Ende zu setzen.
Doch der Noghri schoß nicht. Auch Solo und Calrissian feuerten nicht, und mit halbem Bedauern erkannte Shada, daß sie nicht auf die einfache Art aus allem herauskommen würde.
Es war Organa Solo, die das zermürbende Schweigen brach. »Wer sind Sie?« fragte sie; ihre Stimme war ebenso gelassen wie ihre Miene.
»Mein Name ist Shada D’ukal«, antwortete Shada. »Ich bin nicht hier, um irgend jemandem von Ihnen weh zu tun.«
Organa Solo nickte. »Ich weiß.«
Solo warf ihr einen raschen Seitenblick zu. »Du weißt?«
»Andererseits hätte mein Gefahrensinn reagiert«, erklärte Organa Solo ihm. »Lange bevor sie diesen Raum erreicht hätte.«
»Was haben Sie mit dem Wächter auf dem Dach gemacht?« knurrte der Noghri.
»Ich habe ihm beigebracht, daß er nicht sorglos mitfühlend sein sollte«, gab Shada zurück. »Er ist nicht verletzt, außer vielleicht in seinem Stolz.«
Aus dem Komlink, das am Kragen des Noghri befestigt war, hörte man das leise Krächzen einer nichtmenschlichen Sprache. »Gharakh?« fragte Organa Solo leise.
»Er ist unverletzt«, berichtete der Noghri. Sein Blaster war immer noch auf Shada gerichtet, doch seine Augen wirkten nicht mehr ganz so bösartig. »Er wird gerade von seinen Fesseln befreit…«
Im Korridor hinter Shada war das Flüstern einer Bewegung zu hören. Sie wollte den Kopf drehen…
»Rühren Sie sich nicht von der Stelle«, befahl die Stimme eines Noghri hinter ihr. »Heben Sie die Arme.«
Shada tat, wie man ihr befahl; sie spreizte die Arme vom Körper ab, während nichtmenschliche Hände über ihren Körper huschten, und fragte sich dabei, wo sich diese andere Gruppe verborgen haben mochte.
Sie lächelte in sich hinein. Natürlich: Sie waren vom Dach gekommen, waren ihrem Weg entlang der Sicherheitsleine und durch das Schlafzimmerfenster gefolgt.
Und sie hatten dies mit einer Geschwindigkeit und einer Effizienz getan, die mit den besten Leistungen konkurrieren konnte, welche die Mistryl anzubieten hatten. Vielleicht waren die Noghri ja doch nicht so überschätzt, wie sie gedacht hatte.
Eine Minute später waren die forschenden Hände verschwunden und nahmen ihre Hüfttasche sowie ihr Klettergeschirr mit. »Setzen«, befahl der Noghri, der am dichtesten bei Organa Solo stand, und deutete auf einen der Sessel im Gesprächsrund. »Und halten Sie Ihre Hände da, wo man sie sehen kann.«
»Trauen Sie etwa Ihren Kontrolleuren nicht?« wollte Shada wissen und nahm in dem ihr zugewiesenen Sessel Platz. »Oder Ihrer Herrin, was das anbetrifft? Rätin Organa Solo hat Ihnen doch bereits mitgeteilt, daß ich nicht hier bin, um jemandem weh zu tun.«
Die Augen des Noghri schienen förmlich zu explodieren.
»Weshalb sind Sie dann hier?« fragte Organa Solo ruhig, ehe der Nichtmensch etwas sagen konnte.
»Ich wollte mit Ihnen sprechen«, teilte Shada ihr mit und legte die Unterarme auf die Armlehnen des Sessels. »Und dies war der einzige Weg, das zu erreichen.«
Sie hatte mit einem entrüsteten Vorwurf gerechnet, die Unwahrheit zu sagen, oder zumindest mit einem höhnischen Schnauben. Doch die andere Frau hob bloß ein wenig die Augenbrauen.
Solo war da schon weniger eine Enttäuschung. »Was soll das denn heißen?« verlangte er
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