Hand von Thrawn 01 - Schatten der Vergangenheit
flammte auf: Vor zehn Jahren, kurz nach der Geburt von Jacen und Jaina, waren die beiden Frauen einander in einem kleinen Raum im Innern des Imperialen Palastes begegnet. Leia hatte damals in dieselben grünen Augen geblickt, während Mara in aller Ruhe ihre Absicht kundtat, ihren Bruder Luke zu töten.
Schon zu diesem Zeitpunkt hatte sie Maras Fähigkeiten in der Macht entdeckt. Und jetzt, nach zahlreichen Übungen und manchen Unterweisungen durch Luke, lag ihr Potential noch offener zutage. Sie konnte spüren, wie Maras Gedanken ihre eigenen erforschten, ihren Geist auf die Probe stellten und zu erkennen versuchten, was sie so unvermittelt beunruhigte. Und dann kam es ihr so vor – oder drängte sich ihr vielmehr wortlos auf –, als wüßte Mara mit ihrem einzigartigen imperialen Hintergrund möglicherweise längst, wer oder was mit der Hand von Thrawn gemeint war.
Doch sie konnte sie unmöglich einfach fragen. Nicht jetzt. Sie betrachtete Mara und Karrde als Freunde, doch dies war etwas, worüber der Hohe Rat der Neuen Republik zuerst unterrichtet werden mußte. »Ich kann nichts darüber sagen«, erklärte sie daher. »Noch nicht.«
»Ich verstehe«, gab Karrde zurück, dessen Augen nachdenklich zwischen den beiden Frauen hin und her huschten. Er wußte, daß sich unter der Oberfläche irgend etwas abspielte, war jedoch zu rücksichtsvoll, um darauf herumzureiten. Außerdem würde er ohnehin später von Mara erfahren, worum es ging. »Fragen kostet nichts.«
Er senkte den Blick auf den Datenblock. »Ich habe den Eindruck, daß wir uns vielleicht viel zu große Sorgen um diese Caamas-Sache machen. Das war vor langer Zeit, und es könnte gut sein, daß es niemanden mehr interessiert, wer damals die Schuld trug.«
Leia schüttelte den Kopf. »Daran glaube ich keine Minute.«
»Ich ebensowenig«, warf Mara ein.
Karrde verzog das Gesicht. »Nein, ich eigentlich auch nicht.«
4. Kapitel
Er setzte es ihnen auseinander, ohne etwas auszulassen, jedes schmerzliche Detail… und als er geendet hatte, waren sie, wie er es erwartete, außer sich.
»Sie machen wohl Witze, Admiral Pellaeon«, sagte Mufti Andray mit eisiger Stimme.
»Ganz meine Meinung«, fügte Mufti Bemos hinzu und spielte mit dem breiten codoranischen Ring an seinem Finger. »Wir sind das Imperium, Admiral. Und das Imperium kapituliert nicht.«
»Dann wird das Imperium sterben«, entgegnete Pellaeon unverblümt. »Es tut mir leid, Exzellenzen, aber darauf läuft es unweigerlich hinaus. Das Imperium ist geschlagen. Mit einem ausgehandelten Friedensvertrag könnten wir wenigstens…«
»Ich habe genug gehört«, geiferte Mufti Hort, fegte mit großer Geste die Datenkarten vom Tisch in seine Hand und stieß den Sessel nach hinten. »In meinem Sektor erwarten mich wichtige Geschäfte.«
»Das gleiche gilt für mich«, schloß sich ihm Mufti Quillan an und erhob sich ebenfalls. »Wenn Sie mich fragen, so sollte ein solcher Mann nicht über unsere militärischen Kräfte gebieten…«
»Setzen Sie sich!« befahl eine ruhige Stimme. »Alle beide.«
Pellaeon richtete seine Aufmerksamkeit auf den Mann, der soeben gesprochen hatte und der am anderen Ende des Tisches saß. Er war klein und schlank, hatte zurückweichendes silbernes Haar, durchdringende, gelb gesprenkelte blaue Augen und Hände wie Klauen, die weit kräftiger waren, als es zunächst den Anschein hatte. Sein Gesicht war vom Alter und von Bitterkeit gezeichnet, und den Mund entstellten Grausamkeit und brennender Ehrgeiz.
Dieser Mann war Mufti Disra, der Chefadministrator des Braxant-Sektors und Herrscher über die neue imperiale Zentralwelt, die den Kodenamen Bastion trug. Er war ihr Gastgeber und hatte sie in diesem Konferenzsaal in seinem Palast willkommen geheißen. Und von den acht noch verbliebenen Muftis traute Pellaeon ihm am wenigsten.
Auch Quillan und Hort sahen Disra an; ihr beabsichtigter großer Abgang war geplatzt. Hort schien etwas sagen zu wollen, doch dann nahmen beide schweigend wieder ihre Plätze ein.
»Danke.« Disras Augen glitten weiter zu Pellaeon. »Bitte fahren Sie fort, Admiral.«
»Danke, Euer Exzellenz.« Pellaeon ließ den Blick um den Tisch wandern. »Ich kann es niemanden von Ihnen verübeln, über meine Empfehlung erzürnt zu sein. Ich bin nicht leichten Herzens zu diesem Entschluß gelangt. Aber ich sehe keinen anderen Ausweg. Ein Friedensvertrag würde uns wenigstens das Territorium sichern, über das wir zur Zeit noch verfügen. Ohne einen
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