Hand von Thrawn 01 - Schatten der Vergangenheit
Exzellenz hat davon nichts…«
»Es gibt überall in diesem Korridor Überwachungskameras«, fiel ihm Pellaeon brüsk ins Wort. »Er weiß also, daß ich hier bin. Öffnen Sie!«
Die Mundwinkel des Wächters zuckten nervös. »Jawohl, Admiral.« Er trat zwei Schritte zur Seite, und im selben Moment schwangen die Türflügel schwerfällig auf.
Der Raum dahinter war ebenso reich mit Zierrat ausgestattet wie die Doppeltür. Pellaeon hatte diese Art verschwenderischen Luxus seit den Tagen, da sich der Imperator auf dem Zenit seiner Macht befand, nicht mehr gesehen. Disra saß hinter einem spiegelglatten weißen Schreibtisch in der Mitte des Zimmers; hinter ihm stand ein jungenhafter militärischer Adjutant mit kurzgeschnittenem dunklen Haar und den Insignien eines Majors. Der Adjutant hielt einen Stapel Datenkarten in der Hand – anscheinend war er soeben eingetreten oder schickte sich gerade zu gehen an.
»Ah, Admiral Pellaeon«, rief Disra und winkte ihn heran. »Treten Sie ein. Ich dachte, Sie wären vollauf damit beschäftigt, Ihren Friedensgesandten zu instruieren.«
»Das hat noch Zeit«, versetzte Pellaeon und ließ den Blick durch den Raum schweifen, während er auf den Schreibtisch zuhielt. Im Geist addierte er den Wert der einzelnen Einrichtungsgegenstände. »Den Berichten unseres Geheimdiensts zufolge wird General Bel Iblis nicht binnen der nächsten zwei Wochen bei der Morishim-Sternjäger-Basis eintreffen.«
»Ich verstehe«, entgegnete Disra sarkastisch. »Vor Bel Iblis zu kapitulieren, erscheint Ihnen aus irgendeinem Grund verlockender, als vor einem anderen aus diesem Pöbelhaufen zu Kreuze zu kriechen, nicht wahr?«
»Ich hege großen Respekt vor General Bel Iblis, ja«, nickte Pellaeon und blieb einen Meter vor dem Schreibtisch stehen, der, wie er feststellte, aus eigens gezüchteten Ivrooy-Korallen gemacht war – der Farbe nach zu urteilen stammten diese wahrscheinlich noch aus der Zeit vor den Klon-Kriegen. Sehr kostspielig. »Die Aussicht auf Frieden scheint Sie mit Bitterkeit zu erfüllen.«
»Ich habe nichts gegen Frieden«, widersprach Disra. »Es ist der Gedanke daran, kriechen zu müssen, der mir den Magen umdreht.«
Der Adjutant räusperte sich. »Wenn Sie mich entschuldigen, Euer Exzellenz«, murmelte er, plazierte seinen Stapel Datenkarten auf dem Tisch und wandte sich zum Gehen.
»Nein, bleiben Sie, Major«, sagte Disra und hob eine Hand, um ihn aufzuhalten. »Ich möchte, daß Sie das hören. Sie kennen meinen Adjutanten, Admiral, nicht wahr? Major Grodin Tierce.«
Tierce’s Mundwinkel mochte abermals gezuckt haben, aber Pellaeon konnte es nicht mit Sicherheit sagen. »Ich glaube nicht, daß wir einander bereits begegnet sind«, sagte er und nickte dem Major höflich zu.
»Ah, mein Fehler«, fiel Disra ein. »Nun, wir sprachen über die Kapitulation, glaube ich.«
Pellaeon erwiderte Tierce’s Blick. Doch nach jenem unbestimmten Zucken zeigte sein Gesicht nun wieder vollkommenen Gleichmut und gab keinen Hinweis auf seine Gedanken. »Ich bin jederzeit offen für Vorschläge, Euer Exzellenz.«
»Sie kennen meinen Vorschlag bereits, Admiral«, sagte Disra bissig. »Entsenden Sie Teams, um die ständig zunehmenden Zwistigkeiten auf den Planeten und in den Sektoren der Neuen Republik zu schüren; benutzen Sie Ihr Tarnfeld, um Streitkräfte dort zu stationieren, wo es diesen möglich ist, im vollen Umfang Vorteil aus diesen Auseinandersetzungen zu ziehen; erweitern Sie unsere militärische Macht auf jede nur mögliche Weise und setzen Sie alle verfügbaren Mittel ein.«
Pellaeon spürte, daß seine Lippen zitterten. Das hatten sie nun immer und immer wieder durchdiskutiert. »Wir sind die Imperiale Flotte«, belehrte er Disra steif. »Wir heuern keine Söldner und Piratenbanden an, die dem Rand angehören, damit sie unsere Schlachten schlagen.«
»Ich nehme an, Sie haben Ihre Geschichtslektion rekapituliert, Admiral«, schoß Disra zurück. »Das Imperium hat sich diesen Abschaum zu jeder Zeit zu Nutzen gemacht. Muftis haben solche Leute ebenso angeworben wie Großmuftis – sogar Lord Darth Vader hat dies getan, wenn es seinen Zwecken dienlich war; und auch die Führungsoffiziere Ihrer ach so kostbaren und rechtschaffenen Flotte. Kommen Sie mir also nicht mit dieser allzu frommen Denkungsart.« Er schnippte ungeduldig mit den Fingern. »Ich bin ziemlich beschäftigt, und Sie, Admiral, müssen sich darauf vorbereiten, zu Kreuze zu kriechen. Hatten Sie irgend etwas auf dem
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