Hand von Thrawn 01 - Schatten der Vergangenheit
andere zurück. Einen langen Augenblick starrte er Luke ins Gesicht. Luke starrte zurück und versuchte dabei so gelangweilt und sorglos wie möglich auszusehen. Alles in allem war Luke Skywalkers Gesicht wohl eines der bekanntesten der Galaxis; aber mit dunkel gefärbtem Haar und Teint, einem falschen Bart, einer übertriebenen Zuspitzung der Augenwinkel nach Art der Gorezh sowie einer Doppelreihe tiefer Narben quer über einer Wange sollte es ihm eigentlich gelingen, unerkannt durchzukommen.
»Dazu kommt, daß normalerweise Pinchers diese Route fliegt«, sagte der Wächter schließlich. »Wie kommt es, daß er nicht hier ist?«
»Er hat sich irgendwas eingefangen und kann nicht fliegen«, erwiderte Luke. Was mehr oder weniger der Wahrheit entsprach. Pinchers würde unter der Einwirkung der Jedi-Heiltrance, in die Luke ihn versetzt hatte, auf Wistril wohl immer noch im Schlummer süßer Vergessenheit ruhen.
Seine Geschäftspartner würden sicher nicht sonderlich glücklich darüber sein, daß der Schmuggler sich von Luke dermaßen hatte übertölpeln lassen. Andererseits würde er, sobald er aus der Trance erwachte, so gesund sein wie schon seit Jahren nicht mehr.
»Schauen Sie, ich habe nicht die ganze Woche Zeit, hier herumzusitzen und den neuesten Klatsch mit Ihnen auszutauschen«, fuhr Luke fort. »Entweder lassen Sie mich jetzt durch, oder ich nehme die Ladung mit zurück zu Wesselman und sorge dafür, daß er Ihnen die doppelte Liefergebühr aufbrummt. Mir ist das gleich – ich werde so oder so bezahlt.«
Der Wächter grummelte irgend etwas Unverständliches. »Also schön. Lassen Sie Ihren Blaster stecken. Was bringen Sie?«
»Ein bißchen von allem«, erklärte Luke. »Ein paar Norsam-DR-X55-Haftminen, einige Praxon-Notfallrettungskapseln und GTU-Energierüstungen sowie ein oder zwei kleine Überraschungen.«
»Ach ja? Der Captain haßt Überraschungen.«
»Diese wird er lieben«, versprach Luke. »Überraschung Nummer eins ist ein Satz Hyperantriebsbooster; Überraschung Nummer zwei ein SB-20-Sicherheitsdroide.« Er zuckte die Achseln. »Wenn er diese Dinge nicht will, nehme ich sie natürlich gerne wieder mit.«
»Ja, darauf wette ich«, schnaubte der Wächter. »Okay, schön, passieren Sie. Sie kennen den Weg, oder muß ich Ihnen zuerst eine Karte zeichnen?«
»Ich kenne den Weg«, bestätigte Luke und drückte sich innerlich die Daumen. Es gab durch dieses Labyrinth aus Asteroiden nur zwei gefahrlose Routen, die zu jenem Stützpunkt der Cavrilhu-Piraten führten: Eine war der sichere Weg dorthin, die andere führte ebenso sicher wieder zurück. Er hatte Bilder dieser Routen aus Pinchers’ Geist entnommen, während er die Heiltrance aufbaute, und hätte in seinem X-Flügler sicher dem halbwegs problemlos Kurs folgen können.
Dies in einem schwerfälligen thalassianischen Y60-Frachttransporter zu bewerkstelligen, war indes etwas völlig anderes. Insbesondere da der Y60 hinter seiner zentralen Batterie Antriebsdüsen keine Triebwerkseinheiten für den Sublichtflug mehr besaß.
»Klar doch«, höhnte der Wächter. »Versuchen Sie, mit nichts Großem zusammenzustoßen.«
Die Anzeigen erloschen. Luke unterbrach von seiner Seite die Verbindung und aktivierte statt dessen das behelfsmäßige Interkom, das ihn mit dem Hohlraum verband, in dem sich die zentralen Triebwerkseinheiten einmal befunden hatten. »Wir sind auf dem Weg«, verkündete er. »Bei dir alles klar?«
Darauf ertönte ein bestätigendes Zwitschern von R2-D2 im Verein mit einem Wimmern, das unverkennbar nervös klang. »Keine Sorge, wir werden schon ohne Probleme durchkommen«, beruhigte Luke den Astromech. »Du mußt bloß dafür sorgen, daß unser Schiff flugbereit ist.«
Der Droide wimmerte abermals, und einen Moment lang dachte Luke an jenen verdeckten Schachzug zurück, den er und der Geheimdienst der Neuen Republik sich hatten einfallen lassen, damit er im Zuge der Thrawn-Operation die vom Imperium besetzte Welt Poderis infiltrieren konnte. Auch damals hatte er R2 und den X-Flügler an Bord eines größeren Raumschiffs versteckt, um im Notfall schleunigst verschwinden zu können.
Doch diesmal flogen sie einen Schmugglerfrachter und kein eigens zu diesem Zweck konstruiertes Fluchtfahrzeug. Es würde diesmal, falls sich die Notwendigkeit zu einer überstürzten Flucht ergab, etwas völlig anderes sein, den X-Flügler freizubekommen.
Nun, er wollte diese Hürde nehmen, wenn er vor ihr stand. In der Zwischenzeit würde die
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