Hand von Thrawn 02 - Blick in die Zukunft
Sollte nicht auch oben jemand warten und aufpassen?
»Das ist eine gute Idee«, stimmte Luke zu. »Geh und sag Spaltet Felsen, dass er zwei seiner Jäger an dem nächsten Treppenausgang über uns als Wachtposten aufstellen soll.«
Ich werde gehorchen , antwortete der Qom Jha und entfaltete die Flügel. Aber er wird nur einen Jäger schicken müssen. Ich selbst werde ihn begleiten, um Wache zu halten.
Luke öffnete den Mund, um zu widersprechen… und schloss ihn gleich wieder. Kind der Winde hatte, seit sie das Höhlensystem betreten hatten, unter der gelegentlich sogar unverhohlenen Verachtung durch die Qom Jha gelitten. Und hier konnte er etwas Nützliches tun, das vermutlich nicht allzu gefährlich war. »Also gut, Kind der Winde. Danke.«
Ich brauche keinen Dank , gab der junge Qom Qae zurück. Ich tue nur, was mir für den Jedi Sky Walker zu tun zukommt. Er reckte den Kopf, um einen abschließenden Blick auf Mara zu werfen. Und für seine geliebte Gefährtin.
Er spreizte die Flügel und flatterte in die Dunkelheit des Treppenschachts. Seine letzte Bemerkung hallte unangenehm in Lukes Gedanken nach. Geliebte Gefährtin. Gefährtin. Geliebt …
Er blickte auf Mara hinunter; der Strahl des Glühstabs warf schonungslose Kontraste von Licht und Schatten auf die vertrauten Züge. Geliebt …
»Nein«, tadelte er sich leise selbst. Nein. Sicher, er mochte Mara. Mochte sie sogar sehr. Sie war klug und steckte voller Ideen, auf ihre mentale und emotionale Zähigkeit konnte er sich jederzeit verlassen; dazu kam ein zupackender Humor sowie eine Respektlosigkeit, die einen erfrischenden Gegensatz zu der unwillkürlichen und gedankenlosen Ehrerbietung bildete, die ihm die meisten Leute heutzutage entgegenbrachten.
Sie war ihm in überaus harten und gefahrvollen Zeiten eine treue Verbündete gewesen und hatte auch dann noch zu ihm, Han und Leia gehalten, als die in Teilen feindlich gesinnte Obrigkeit der Neuen Republik ihre Unzuverlässigkeit unter Beweis gestellt hatte.
Und, was vielleicht bedeutsamer war als alles andere, sie war stark und fähig in der Macht und besaß die Gabe, seine Gedanken und Gefühle auf eine Weise zu teilen, die selbst ein Paar, das sich so nahe stand wie Han und Leia, nicht zu erfahren vermochte.
Aber er würde sie niemals lieben. Er konnte dieses Risiko unmöglich eingehen. Jedes Mal wenn er sich in der Vergangenheit den Luxus gestattet hatte, derart tief für eine Frau zu empfinden, war dieser etwas Schreckliches zugestoßen. Gaeriel war getötet worden; Callista hatte ihre Jedi-Kräfte verloren und ihn verlassen… Die Liste der Tragödien kam ihm bisweilen endlos vor.
Doch falls Maras Theorie stimmte, hatten sich all diese Katastrophen bloß ereignet, weil er damals noch unter dem anhaltenden Einfluss seines Zusammenstoßes mit der Dunklen Seite stand. Würde jetzt alles anders werden? Konnte es überhaupt je anders sein?
Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. Nein. Er konnte mit der ganzen Logik des Universums aufwarten – konnte Grund um Grund vorbringen, weshalb er es zulassen durfte, wieder Gefühle wie diese zu haben. Aber nicht jetzt. Und nicht für Mara.
Denn wie ein dunkles Gespenst hing über allem die Erinnerung an jene Vision, die ihn vor kaum einem Monat auf Tierfon heimgesucht hatte. Die Vision, in der er Han und Leia von einer wütenden Menge bedroht, Wedge und Corran und das Renegaten-Geschwader in der Hitze des Gefechts und sich selbst auf einer Terrasse auf Cejansij gesehen hatte, von der aus er – in der wirklichen Welt – wenig später zu Talon Karrde geführt wurde, der ihm von Maras Verschwinden berichtete.
Und in der er Mara, von schroffen Felsen umgeben und reglos im Wasser treibend, gesehen hatte. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Arme und Beine steif gewesen – wie im Tod.
Wieder sah er auf sie hinab; im Herzen fühlte er einen leisen Schmerz. Vielleicht war das ihr Schicksal: Vielleicht endete ihr Leben, ohne dass er irgendetwas dagegen unternehmen konnte. Aber solange dies nicht sicher war, würde er, falls nötig, sein eigenes Leben drangeben, um dies zu verhindern. Und wenn ein Teil des Opfers darin bestand, sie von den Schatten des zerstörerischen Einflusses der Dunklen Seite fern zu halten, dann würde er dieses Opfer eben bringen müssen.
Doch im Moment war Heilung das, was sie am dringendsten brauchte. Und dazu bedurfte es keines Opfers, sondern lediglich einiger Zeit und Aufmerksamkeit. »Gute Nacht«, sagte er noch einmal, obwohl er
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