Hand von Thrawn 02 - Blick in die Zukunft
habe. Meine Frage lautet: Wenn wir gar nicht in der Lage sein werden, die Nachricht zu lesen, warum sollen wir uns dann überhaupt die Mühe machen, danach zu suchen?«
»Um herauszufinden, wer der Empfänger ist, natürlich«, antwortete Moranda und kippte den Rest des Likörs herunter. »Die Typen an diesem Ende können meinetwegen so vorsichtig sein, wie sie wollen, aber wenn ihr Kontakt auf der anderen Seite nachlässig ist, können wir sie festnageln. Alles, was wir dazu brauchen, ist ein geeignetes Computersystem, und ich kann Karrdes Leute darauf ansetzen.«
»Es klingt trotzdem völlig verrückt«, verkündete Wedge und blickte Corran an. »Was denken Sie?«
»Es ist auch nicht verrückter, als nach Torschluss in das Grundbuchamt einzusteigen«, stellte Corran fest.
»Vielen Dank, dass Sie mich daran erinnern«, seufzte Wedge. »Aber gut, versuchen wir es. Ich hoffe bloß, der Computer auf unserer Fähre ist für diese Art Job gerüstet.«
»Falls nicht, kommt der auf meinem Raumschiff leicht damit zurecht«, versicherte Moranda und rappelte sich auf. »Kommen Sie, brechen wir auf.«
»Captain?«
Nalgol wandte sich von der undurchdringlichen Schwärze ab, die sich vor dem imperialen Sternzerstörer Tyrannic ausdehnte. »Ja?«
»Ein Funkspruch von unserem Kommandoteam, Sir«, meldete der Erste Aufklärungsoffizier Oissan, schlug zackig die Hacken zusammen und reichte dem Captain einen Datenblock. »Ich fürchte, das wird Ihnen nicht gefallen.«
»Nein?«, gab Nalgol zurück und warf Oissan, als er den Datenblock entgegennahm, einen langen strengen Blick zu. Angesichts der Blindheit, mit der die Tyrannic hier draußen geschlagen war, kamen ihm die kurzen Berichte des Kommandoteams des Imperialen Geheimdienstes auf der Planetenoberfläche von Bothawui unstreitig gelegen. Doch andererseits gab jede heimliche Übertragung (selbst eine so harmlose, die über eine unauffällige Relaisstation geleitet wurde) dem Feind eine neue Handhabe, sie aufzuspüren.
Und wenn diese potenziell gefährliche Übertragung auch noch schlechte Neuigkeiten enthielt…
Die Nachricht war wie stets kurz. Noch zehn Tage bis zum Siedepunkt. Zeitplan wird aktualisiert.
»Zehn Tage?«, Nalgol ließ den düsteren Blick von dem Datenblock zu Oissan wandern. »Was soll dieser Zehn-Tage-Unsinn? In dem Bericht vor zwei Tagen stand, es würde nur noch sechs Tage dauern.«
»Ich weiß es nicht, Sir«, antwortete Oissan. »Alle Nachrichten an uns sollen kurz gehalten werden…«
»Ja, das ist mir klar«, unterbrach Nalgol ihn und warf einen weiteren finsteren Blick auf den Datenblock. Noch einmal zehn Tage in dieser verfluchten Dunkelheit. Das war genau das, was die bereits jetzt nervöse Besatzung des Schiffs nicht brauchen konnte. »Die informieren Bastion hoffentlich um einiges besser als uns.«
»Ich bin sicher, das tun sie, Captain«, entgegnete Oissan. »Paradoxerweise ist es viel sicherer, auf einer kommerziellen Frequenz eine lange Nachricht über das HoloNet zu schicken, als hier draußen einen Funkspruch von nur kurzer Reichweite an uns abzusetzen.«
»Ich bin in Kommunikationstheorie ganz gut bewandert, vielen Dank«, sagte Nalgol eisig. Ein kluger Mann, so überlegte er düster, hätte, wenn er Neuigkeiten wie diese überbrachte, anschließend einen Weg gefunden, sich eilig zurückzuziehen.
Aber entweder war Oissan nicht so klug, wie er, Nalgol, stets angenommen hatte, oder er war selbst schon so gereizt, dass er es auf einen Streit mit seinem Captain anlegte.
Oder dieser Auftritt war Teil einer privaten Einschätzung des geistigen Gesundheitszustands seines Captains.
Und obwohl er es gerne geleugnet hätte, musste Nalgol zugeben, dass die Untätigkeit und Isolation allmählich auch an seinen Nerven zerrte. »Ich mache mir lediglich Sorgen, dass die Verzögerung Bastions Pläne über den Haufen werfen könnte«, teilte er seinem Gegenüber mit, wobei er sich zwang, seiner Stimme die nötige Gelassenheit zu verleihen. »Außerdem würde ich nur zu gerne wissen, wie sie bei einem Zeitplan von zwei Monaten sechs ganze Tage verlieren konnten.«
Oissan zuckte die Achseln. »Ohne genau zu wissen, was sie da unten überhaupt machen, kann ich nicht mal eine Vermutung wagen«, sagte er überlegt. »So wie die Dinge liegen, müssen wir uns einfach auf ihr Urteilsvermögen verlassen.« Er hob ein wenig die Augenbrauen. »Und natürlich auf das Genie von Großadmiral Thrawn.«
»Natürlich«, sagte Nalgol leise. »Die Frage
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