Hand von Thrawn 02 - Blick in die Zukunft
Tür und war verschwunden. »Und darauf zu sehen, ob der imperiale Ehrengardist und der Schwindler den Mufti noch brauchen«, brummte Disra vernehmlich hinter ihm her.
Wahrscheinlich. Aber das war schon in Ordnung so. Sollte er ihn doch beobachten – sollte Flim ihn beobachten, wenn es diesem gefiel. Er würde es ihnen schon zeigen. In dem Moment, da die kroctarianische Delegation wieder nach Hause flog, würden sie beide vollkommen davon überzeugt sein, dass Disra nicht bloß ein müder alter Politiker war, dem sein brillanter Plan irgendwie entglitten war. Er war ein unerlässlicher Teil dieses Triumvirats, ein Teil, der nicht einfach so im Hintergrund verschwinden würde. Vor allem dann nicht, wenn sie die Garantie für den Endsieg beinahe in Händen hielten.
Er hatte das hier begonnen; und beim Blut des Imperators, er würde bis zum Ende dabeibleiben.
Er schob die Datenkarte in seinen Datenblock, verstaute den Blaster wieder in dem verborgenen Holster und begann zu lesen.
Von der Brücke des imperialen Sternzerstörers Tyrannic aus waren keine Planeten zu erkennen. Keine Planeten, keine Asteroiden, keine Raumschiffe, keine Sterne. Nichts als vollkommene eintönige Schwärze.
Mit Ausnahme eines einzelnen Punktes. An Steuerbord, kaum sichtbar für Captain Nalgol, befand sich eine kleine, schmutzig weiße Scheibe: der winzige Ausschnitt des Kometen, neben dem die Tyrannic sich durch den Raum bewegte und der durch das Tarnfeld des Raumers lugte.
Sie flogen nun schon seit Monaten auf diese Weise: vollkommen blind und taub für den Rest des Universums jenseits ihrer insularen Existenz.
Nalgol sah darin indes kein echtes Problem. Er hatte, als er noch ein Kadett gewesen war, Dienst auf einem der abgelegensten Horchposten des Imperiums geschoben, und die schlichte Tatsache, dass es da draußen nichts gab, das er betrachten konnte, machte ihm nichts aus. Doch nicht jedes Mitglied der Mannschaft war so abgebrüht wie er. Die Trainingsräume für die Kampfübungen waren in diesen Tagen dreifach belegt, und er hatte Gerüchte gehört, denen zufolge einigen der Piloten, welche die Erkundungsschiffe flogen, hohe Bestechungssummen angeboten worden waren, damit sie ein oder zwei Passagiere auf ihre Ausflüge in den Raum jenseits der Finsternis mitnahmen.
Auf dem Höhepunkt der Macht des Imperiums waren die Besatzungen der Sternzerstörer die Elite der Galaxis gewesen. Doch dieser Ruhm lag lange zurück; und wenn nicht bald etwas geschah, würde Nalgol sich mit einem ernsten Personalproblem herumschlagen müssen.
Draußen leuchtete im oberen Backbordquadranten ein strahlend heller Blitz auf. Relativ strahlend zumindest: der Rückstrahl eines ihrer Erkundungsschiffe, das gewissenhaft so präpariert worden war, dass es wie ein alter Minenschlepper aussah. Nalgol sah zu, wie der Raumer eine Kehre beschrieb, um anschließend unter dem wie eine Pfeilspitze geformten Rumpf der Tyrannic in einem Hangar zu verschwinden.
Nein, die unablässige Schwärze konnte ihm nichts anhaben. Trotzdem musste er zugeben, dass es ein gutes Gefühl gewesen war, für einen Moment einen Blick hinauszuwerfen.
Er hörte Schritte auf der Kommandogalerie neben ihm. »Vorläufiger Bericht von Erkundung zwei, Sir«, meldete der Erste Aufklärungsoffizier Oissan mit einer Stimme, die sich für Nalgol stets so anhörte, als würde jemand mit den Lippen schnalzen. »Die Anzahl der Kriegsschiffe um Bothawui ist auf 56 angewachsen.«
»56?«, wiederholte Nalgol, griff nach dem Datenblock des anderen und überflog das Zahlenwerk. Falls er sich an das Ergebnis der gestrigen Erkundungsflüge richtig erinnerte… »Vier weitere Raumschiffe der Diamala?«
»Drei Schiffe der Diamala, eines der Mon Calamari«, berichtete Oissan. »Sie sind wahrscheinlich dort, um sich den sechs Opquis-Schiffen entgegenzustellen, die vor zwei Tagen ankamen.«
Nalgol schüttelte in wortlosem Erstaunen den Kopf. Er hatte von Beginn an insgeheim ernsthafte Bedenken gegen diese Mission gehegt – die Vorstellung, dass die Heimatwelt der Bothans ein Fokus für irgendwelche militärische Aktivitäten werden könnte, ganz zu schweigen von einer Konfrontation dieses Ausmaßes, war ihm auf den ersten Blick grotesk vorgekommen. Doch Großadmiral Thrawn hatte diesen Plan offenbar selbst entwickelt, und er sollte verflucht sein, wenn das alte Rotauge nicht Recht behielt.
»Sehr gut«, wandte er sich an Oissan. »Ich verlange den vollständigen schriftlichen Bericht von Erkundung
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