Hand von Thrawn 03 - Der Zorn des Admirals
das sie irgendwann zuvor erfahren hatte.
Denn in der Tiefe dieser mentalen Harmonie erkannte und verstand sie Luke schlagartig und vollkommen. Plötzlich wusste sie alles über ihn, kannte seine Hoffnungen und Ängste, seine Erfolge und seine Fehler, seine Stärken und Schwächen; seine größte Freude sowie seinen tiefsten und persönlichsten Kummer. Sie blickte in den Kern seines Geistes, in die Tiefen seines Herzens und in sein innerstes Wesen.
Und sie erkannte, dass in demselben Moment, da er sich vor ihrem inneren Auge öffnete, auch ihr Herz und ihr Geist sich ihm offenbarten.
Und doch war diese Erfahrung nicht so Furcht einflößend und demütigend, wie sie vielleicht gedacht hatte. Wie sie tatsächlich gedacht hatte. Sie war im Gegenteil äußerst berauschend. Niemals zuvor war ihr eine derart tiefe Empfindung für und große Nähe zu einer anderen Person zuteil geworden, die sie so innig verstand wie diese. Zu keiner Zeit hatte sie gewusst, dass es eine solche Beziehung überhaupt gab.
Und niemals zuvor war ihr zu Bewusstsein gekommen, wie sehr es sie nach einer solchen Beziehung verlangte.
Und das war auf seltsame Weise die größte Überraschung: dass ihr nach all den Jahren mit einem Mal klar wurde, wie sehr ihre Entschlossenheit, sich von anderen abzukapseln, ihr selbst am Ende wehgetan und ihre Entfaltung und ihr Leben ebenso gehemmt und behindert hatte, wie die störrische Weigerung, die Verantwortung für ihre Jedi-Kräfte zu akzeptieren.
Das war eine erstaunliche Einsicht, vor allem, da sie diese inmitten des Feuers und der Hitze eines Gefechts überkam. Ihr blieb nur das Bedauern darüber, dass diese Erkenntnis sie nicht schon früher ereilt hatte und nicht erst jetzt.
Jetzt, da sie sterben musste.
Denn ihr Tod stand ihr so oder so kurz bevor. Sie konnte bereits spüren, wie ihre Muskeln unter dem Ansturm der Wächter ermüdeten, und sie wusste, dass sie ihre Verteidigung nur noch wenige Minuten würde aufrechterhalten können. Sie musste jetzt etwas unternehmen, solange sie noch die Kraft dazu besaß – oder Luke würde mit ihr sterben.
Obwohl der Plan, den sie gefasst hatte, die Bedrohung durch den Wächter vor ihr vielleicht – vielleicht – eliminieren würde, sah sie keinen Weg, seine beiden Blaster schnell genug auszuschalten, um zu verhindern, dass zuvor noch ein tödlicher Schuss sie traf. Flüchtig dachte sie an Corran Horn und seine Fähigkeit, Energie zu absorbieren und zu zerstreuen; doch diese Gabe hatte sie niemals besessen, und sie hatte gewiss nicht mehr so viel Zeit, diese Technik jetzt noch zu erlernen. Nein, sie würde ihr Lichtschwert einfach auf ihr Ziel schleudern, der Wächter würde sie erschießen, und sie würde sterben. Sie konnte bloß hoffen, dass sie noch lange genug am Leben blieb, um zu Ende zu bringen, was getan werden musste.
Nein, Mara. Nein! Waren das ihre Gedanken? Oder kamen sie von Luke?
Ich muss es tun, Luke . Das waren ihre Gedanken. Sie konnte durch ihre eigenen Ängste und ihr Bedauern die plötzliche Woge aus Verzweiflung spüren, während er einen Weg zu finden versuchte, der ihren Tod verhindern könnte.
Aber es gab keinen. Mara hatte bereits jede Möglichkeit durchdacht, und es bestand einfach nicht die geringste Aussicht darauf, dass Luke allein vier Blaster abwehren konnte, wenn zwei davon von hinten auf ihn schossen. Aber wenn sie lange genug lebte, um ihr Vorhaben durchzuführen und ihren Körper als Schutzschild einzusetzen, bis der Wächter, der sich ihr zuwandte, vernichtet werden konnte…
Solange ich noch ausreichend Kraft besitze , rief sie sich ins Gedächtnis. Und es war höchste Zeit. Sie holte tief Luft…
Nein! Die heftige Emotion durchbrach ihre finstere Entschlossenheit. Warte. Schau her.
Sie konnte kein bisschen Aufmerksamkeit entbehren, um irgendetwas anderes anzuschauen als die Wächter und ihre Blaster. Aber das musste sie auch nicht. Luke hatte die Situation erfasst, und jetzt floss das Bild durch die Macht in ihren Geist.
Rechts von ihr rollte R2, der seinen kleinen elektrischen Laserschweißarm wie eine Waffe vor sich ausgestreckt hielt, entschlossen über den Boden des äußeren Rings auf ihren Angreifer zu.
Ihr erster Gedanke galt der Frage, was, zur Hölle, den kleinen Droiden davon abgehalten hatte, seinen Hintern aus Metall schon früher in Bewegung zu setzen, um zu helfen. Doch dann ging ihr auf, wie wenig Zeit seit Beginn der Schlacht verstrichen war. Mit ihrem zweiten, ein wenig respektlosen Gedanken
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