Hand von Thrawn 03 - Der Zorn des Admirals
angestochen herumzulaufen und nach Möglichkeit die Galaxis aus jeder Gefahr zu retten, die irgendwo ihr hässliches Haupt erhob.«
»So sind wir nun mal«, gab Luke zurück und betrachtete sie voller Unbehagen. Die verwirrende Dunkelheit in ihrem Innern wuchs und wurde stärker… »Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich die Ironie darin erkenne.«
»Die Ironie besteht darin, dass du in dem Moment, da die Neue Republik kurz davor steht, sich selbst in Stücke zu reißen, hierher eilst, um mich zu retten«, erklärte Mara. »Dass du deine dir selbst auferlegten Pflichten ignorierst, um diese eine Frau und dieses eine Leben zu retten.«
Er merkte, dass sie tief Atem holte. »Und diese eine Frau«, fügte sie so leise hinzu, dass sie kaum mehr zu verstehen war, »muss das neue Leben, das sie sich so gewünscht hat, jetzt opfern, um die Neue Republik zu retten.«
Im nächsten Augenblick erhellte ein ferner blassgrüner Blitz ihr Gesicht; ein Gesicht, das wie aus Stein gemeißelt schien; ein Gesicht, aus dem die Augen unter furchtbaren Qualen und voller Einsamkeit in die Nacht blickten. »Sieht so aus, als wärst du gerade rechtzeitig hier aufgetaucht«, sagte sie, als in der Ferne leiser Donner grollte.
Ein zweiter grüner Blitz zuckte. Luke riss den Blick gewaltsam von dem gequälten Gesicht los und sah hin.
Die Türme feuerten. Noch während er den Blick darauf fokussierte, schossen zwei weitere grüne Turbolaser-Blitze wie Lanzen aus der Spitze eines der Türme quer über den Himmel, unmittelbar gefolgt von zwei Entladungen aus einem der übrigen Geschütztürme. Sie feuerten über die Landschaft hinweg in die Richtung, die der Stelle, an der er und Mara saßen, entgegengesetzt war. »Wahrscheinlich Zielübungen«, meinte Mara. Ihre Stimme besaß die trügerische Ruhe einer übermäßig gespannten Feder. »Sie versuchen, die Entfernung abzuschätzen. Es wird jetzt nicht mehr lange dauern.«
Luke wandte sich ihr wieder zu. Der Schmerz in ihrem Innern wuchs und drückte gleichsam von innen gegen die mentale Barriere, wie Flutwasser gegen einen Damm. »Mara, was geht hier vor?«
»Es war alles deine Idee, weißt du?«, fuhr sie fort, als hätte er kein Wort gesagt. »Du warst derjenige, der unbedingt wollte, dass ich eine Jedi werde.« Sie schniefte laut. Es war das Geräusch, das jemand macht, der gegen Tränen ankämpft. »Weißt du noch?«
Und dann brach aus der Richtung der Festung plötzlich ein Hagelschauer von Turbolaser-Feuer los; zu dem grünen Feuer kam nun noch das kontrastierende Blau aus den Waffen der Chiss. Alle vier Türme feuerten jetzt, ungestüm und anhaltend, und alle zielten auf denselben Punkt. Luke reckte den Hals und versuchte etwas zu erkennen. Er fragte sich, worauf, um alles in der Welt, sie schießen mochten. Hatte Karrde ihnen schließlich doch noch Verstärkung geschickt? Hatte die Neue Republik sie gefunden – oder doch das Imperium? Oder gar eine jener tausend schrecklichen Gefahren, von denen Parck gesprochen hatte? Er sah Mara an…
Und nach einem einzigen, furchtbaren Herzschlag wusste er Bescheid.
»Mara«, stöhnte er. »Nein, oh nein.«
»Ich musste es tun«, sagte sie mit zitternder Stimme. Im Widerschein des feindlichen Feuers konnte Luke sehen, dass sie nicht länger versuchte, die Tränen zurückzuhalten. »Es war der einzige Weg, sie daran zu hindern, all das hier Bastion zu übergeben. Der einzige Weg.«
Luke richtete den Blick wieder auf die Festung. Die scharfe Klinge von Maras Gram grub sich in sein Herz. Ein Wirbel aus sich überschlagenden Gedanken tobte durch seinen Kopf. Wenn er früher aufgewacht wäre, wenn er ihre mentale Barriere schon in der Festung gewaltsam durchbrochen und so von ihren geheimen Plänen erfahren hätte, selbst wenn er jetzt mit aller Kraft in die Macht hinausgreifen würde…
»Tu das nicht«, sagte Mara leise mit unendlich müder Stimme. »Bitte, tu das nicht. Dies ist mein Opfer, verstehst du das nicht? Der Weg des letzten Opfers, den jeder Jedi beschreiten muss.«
Luke sog scharf die Luft ein. Die kühle Nachtluft stach wie das Eis auf Hoth in seine Lunge; Hand, Kopf und Herz quälte gleichermaßen das überwältigende Verlangen, etwas zu unternehmen, irgendwas zu tun.
Aber sie hatte Recht. Er konnte es hassen, er konnte sich erbittert dagegen wehren, aber tief im Innern wusste er, dass sie Recht hatte. Das Schicksal des Universums fiel nicht in seine Verantwortung. Und auch die Entscheidungen, die andere trafen – ihre
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