Hand von Thrawn 03 - Der Zorn des Admirals
welchem Ziel sie auch losgezogen sein mochte, mittlerweile viel zu spät für ihn war, sie noch aufhalten zu können. »Behalte das Schiff im Auge«, wies er den kleinen Droiden an und ließ die Luke aufspringen. »Ich komme zurück, so schnell ich kann.«
Er trat ins Freie, hielt sich nicht mit der Leiter auf, sondern ließ sich einfach auf den Boden fallen. Direkt über ihm, zwischen den Felsspitzen ringsum, funkelten Schwärme von Sternen hell durch die Lücken in den schnell dahinziehenden Wolken. Ansonsten umgab ihn tiefe Dunkelheit. Mara, rief er, schrie den Namen laut und verzweifelt in die stille Nacht hinaus.
Es war, als hätte er damit sozusagen eine in einen Mantel samt Kapuze gehüllte Gestalt aufgeschreckt. Irgendwo in der Nähe schien sich im Verborgenen eine dunkle Präsenz zu bewegen. Da öffnete sich gleichsam ein Spalt zwischen Kragen und Kapuze… Hier oben , kam ihr Gedanke zu ihm zurück.
Luke spähte zu dem unmittelbar über ihm aufragenden Felsen hoch. Er fühlte sich gefangen zwischen der plötzlichen Erleichterung, dass sie noch am Leben war, und dem ernüchternden Gefühl, dass immer noch irgendetwas Furchtbares bevorstand. Die kurze Wahrnehmung verging, als Mara ihren mentalen Mantel wieder um sich raffte…
Wo bist du? Luke schickte den Gedanken ins Ungewisse und kämpfte gegen die Versuchung an, den Kokon zu durchbrechen, in den sie sich unvermittelt und auf unerklärliche Weise zurückgezogen hatte.
Er spürte ihr Zögern und ihr beinahe resignierendes Seufzen. Dann blitzte in seinem Kopf, wie flüchtige Blicke in einem flackernden Licht, eine Reihe von Bildern der Felswand vor ihm auf, die offenbar die Route markierten, der sie nach oben gefolgt war. Er schickte bestätigende und ermutigende Gedanken in ihre Richtung, trat vor die Felswand und machte sich an den Aufstieg.
Der Weg nach oben war nicht annähernd so schwierig, wie er gedacht hatte; und dank der verstärkten Kraft seiner Muskeln brauchte er weniger als zehn Minuten. Er fand Mara, die auf einem rauen Vorsprung knapp unterhalb des Gipfels saß und sich seitlich an dem unzureichenden Schutz einer Ausbuchtung im Felsboden abstützte. »Hallo«, rief sie ihm verhalten zu, als er den letzten Grat erklomm. »Wie geht es dir?«
»Ich bin wieder ganz in Ordnung«, erwiderte er und sah sie stirnrunzelnd an, während er sich über den Grat stemmte und neben ihr niederließ. Ihre Stimme hatte ruhig und beherrscht geklungen; aber unter dem dunklen Mantel ihrer mentalen Barriere konnte er den Anflug einer unglaublichen Traurigkeit fühlen. »Was geht hier vor?«
Er sah im fahlen Licht der Sterne, wie sie die rechte Hand hob und nach oben zeigte. »Die Hand von Thrawn ist dort drüben«, sagte sie. »Wenn das Licht günstig ist, kann man die vier rückwärtigen Türme gegen die Wolken gut erkennen.«
Luke starrte in die Richtung und benutzte die Jedi-Techniken zur Verstärkung seiner Sinne. Die Türme und die hintere Mauer der Festung waren tatsächlich von hier auszumachen; und außerdem die vagen Umrisse von etwas zwischen den Türmen zur Linken, bei dem es sich wahrscheinlich um das flache Dach des Hangars handelte, aus dem sie sich vor einigen Stunden den Weg frei gekämpft hatten. »Was haben sie in der Zwischenzeit gemacht?«
»Nicht viel«, erwiderte Mara. »Das Schiff, das gestartet war… du erinnerst dich an die Lücke in der Reihe der abgestellten Raumer? Es kam vor drei Stunden zurück.«
Luke verzog das Gesicht. Ein funktionierendes Raumschiff, unmittelbar vor jenen, die er sabotiert hatte; bereit, jeden Moment nach Bastion aufzubrechen. »Ist es nicht erneut gestartet?«
Er spürte, dass sie den Kopf schüttelte. »Nein, das hätte ich gemerkt. Aber Parck sagte, er wollte sich von dem Piloten informieren lassen, bevor er eine endgültige Entscheidung treffen würde.«
»Ich verstehe«, murmelte Luke. Dabei handelte es sich, so wie die Dinge lagen, um eine Befragung, die Parck und Fel ohne Zweifel so schnell wie möglich hinter sich bringen würden. Eine schnelle Entscheidung, ein schneller Start in den Himmel, und das Imperium wäre bald im Besitz der Hand von Thrawn und ihrer sämtlichen Geheimnisse.
Trotzdem saßen er und Mara hier und warteten.
Aber worauf?
»Es ist schon komisch, weißt du?«, sagte Mara neben ihm leise. »Und wirklich eine Ironie. Hier sind wir: Die Frau, die zehn Jahre lang versucht hat, sich ein neues Leben aufzubauen; und der Mann, der ebenso viele Jahre damit zugebracht hat, wie
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