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Handyman Jack 01 - Die Gruft

Handyman Jack 01 - Die Gruft

Titel: Handyman Jack 01 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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er davor zurück, es tatsächlich zu betreten. Irgendetwas in ihm warnte ihn davor. Über die Jahre hinweg hatte er so etwas wie einen Instinkt für Gefahr entwickelt und weil er diesem Instinkt vertraute, war er noch am Leben. Dieser Instinkt ließ jetzt in ihm alle Alarmglocken schellen.
    Jack schob dieses Gefühl einer drohenden Katastrophe beiseite, während er den Feldstecher und die Kamera vom Hals nahm und sie neben den Poller legte. Das Tau, das zum Bug des Schiffes führte, war gut fünf Zentimeter dick. Er würde sich zwar die Hände aufscheuern, aber ansonsten dürfte es einfach zu erklettern sein.
    Er beugte sich vor, umfasste das Tau mit festem Griff und schwang sich über das Wasser. Während er so an dem Seil hing, hob er die Beine, bis er die Knöchel darumlegen konnte. Jetzt begann die Kletterpartie: Er hing wie ein Orang Utan an einem Ast mit dem Gesicht zum Himmel und dem Rücken zum Wasser und zog sich Hand um Hand an dem Tau hoch, während er mit den Beinen nachschob.
    Der Kletterwinkel wurde steiler und mühseliger, je mehr er sich der Reling näherte. Die Bastfasern des Taus waren rau und stachelig. Seine Handflächen brannten; jeder neue Griff fühlte sich an, als würde er in einen Kaktus fassen, und das war besonders schmerzhaft, weil er sich beim Tennis gestern ein paar Blasen geholt hatte. Es war eine Erlösung, nach dem glatten, kalten Stahl der Bordkante zu greifen und sich bis zur Augenhöhe daran hochzuziehen. Er hing dort und erkundete das Deck. Alles war ruhig.
    Er zog sich an Bord und lief gebückt zur Ankerwinde.
    Seine Haut juckte warnend – Gefahr! Aber wo? Er spähte über die Winde hinweg. Keine Anzeichen dafür, dass er gesehen worden war, keine Anzeichen dafür, dass sich außer ihm überhaupt jemand an Bord befand. Und trotzdem war da dieses Gefühl, ein hartnäckiger Instinkt, fast so, als würde er beobachtet.
    Wieder schob er die Vorahnung zur Seite und widmete seine Aufmerksamkeit dem Problem, das Ruderhaus zu erreichen. Fast vierzig Meter offenen Decks lagen zwischen ihm und den hinteren Decksaufbauten. Und dort wollte er hin. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Frachträume für ihn von Interesse sein könnten.
    Jack stellte sich in Position und sprintete dann an der vorderen Ladeluke vorbei zu der Ladebrücke und den Kränen zwischen den beiden Laderäumen. Er wartete. Immer noch keine Anzeichen dafür, dass er gesehen worden war oder dass es überhaupt jemanden gab, der ihn hätte sehen können. Ein weiterer Sprint brachte ihn zur Vorderseite des Ruderhauses.
    Er schlich sich an der Wand entlang zur Steuerbordseite, wo er ein paar Stufen fand, die zur Brücke hochführten. Das Ruderhaus war abgeschlossen, aber durch das Seitenfenster konnte er eine große Anzahl hochmoderner Geräte erkennen.
    Vielleicht war dieser Kasten doch seetüchtiger, als er aussah.
    Er schlich sich die Brücke entlang und probierte jede Tür aus. Auf der zweiten Deck auf der Steuerbordseite fand er eine, die nicht verschlossen war. Der sich daran anschließende Korridor wurde nur äußerst spärlich von einer einzigen Notfallglühbirne am anderen Ende erhellt. Eine nach der anderen kontrollierte er die drei Kabinen auf diesem Deck. Sie schienen ziemlich bequem – wahrscheinlich für die Offiziere. Nur eine wirkte, als sei sie in letzter Zeit benutzt worden. Die Bettdecke war zerknittert und auf dem Tisch lag ein aufgeschlagenes Buch in einer merkwürdigen Schrift. Das deutete zumindest auf Kusums Anwesenheit in der letzten Zeit hin.
    Danach überprüfte er die Mannschaftsquartiere darunter. Sie waren leer. In der Kombüse deutete alles darauf hin, dass hier seit geraumer Zeit nicht mehr gekocht worden war.
    Was jetzt? Die Leere, die Stille, die abgestandene, staubige Luft zerrten an seinen Nerven. Er wollte wieder festen Boden unter den Füßen haben und frische Luft atmen. Aber Kusum war an Bord und Jack würde nicht gehen, solange er ihn nicht gefunden hatte.
    Er stieg noch ein Deck hinunter und fand eine Tür mit einem Schild: »Maschinenraum«. Er griff nach der Klinke, als er es hörte.
    Ein Geräusch … kaum hörbar … wie ein Chor aus Baritonstimmen in einem tiefen Tal. Es kam nicht aus dem Maschinenraum, sondern von irgendwo hinter ihm.
    Jack drehte sich um und begab sich lautlos zum anderen Ende des Korridors. Hier befand sich ein wasserdichtes Schott. Ein Rad löste die Bolzen an den Seiten. Jack konnte nur hoffen, dass es gut geschmiert war. Er griff nach dem Rad und

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