Handyman Jack 01 - Die Gruft
dass ich hinausfahre und für die beiden Damen babysitte, während du unterwegs bist? Du brauchst gar nicht zu fragen«, sagte er und hob eine Hand. »Ich werde es tun.«
»Ich schulde dir was, Abe.«
»Ich werde es mit auf die Liste setzen«, sagte er mit einer wegwerfenden Handbewegung.
»Tu das.«
Zurück im Taxi reichte Jack dem Fahrer den Zettel mit der Adresse. »Nehmen Sie den Midtown-Tunnel.«
»Bei der Adresse ist die Brücke aber kürzer,« meinte der Fahrer.
»Nehmen Sie den Tunnel,« sagte Jack. »Und fahren Sie durch den Park.«
»Herumfahren geht aber schneller.«
»Durch den Park. Fahren Sie an der 72. Straße hinein und dann Richtung Süden.«
»Wie Sie wollen. Sie zahlen dafür.«
Sie fuhren zum Central Park West und bogen dann in den Park ab. Jack starrte die ganze Zeit durch die Heckscheibe auf den Verkehr hinter ihnen, um zu sehen, ob ihnen ein Wagen oder ein Taxi folgte. Er hatte auf die Route durch den Park bestanden, weil die Straße schmal und kurvig war. Sie schlängelte sich zwischen den Bäumen und an den Überführungen entlang. Jeder, der sie verfolgte, müsste nahe aufschließen, um sie nicht zu verlieren.
Aber niemand verfolgte sie. Als sie am Columbus Circle angelangt waren, war Jack sich dessen sicher, aber er behielt den Verkehr trotzdem im Auge, bis sie zum Queens-Midtown-Tunnel kamen.
Als sie in die geflieste unterirdische Röhre hineinfuhren, drehte Jack sich um und gestattete sich ein wenig Entspannung. Über ihnen war der East River, Manhattan verschwand hinter ihnen. In kurzer Zeit würden Gia und Vicky in dem monströsen Bienenstock von Wohnblocks untergetaucht sein, der sich Queens nannte. Damit lag ganz Manhattan zwischen Kusum und seinen potenziellen Opfern. Kusum würde sie nie finden. Und jetzt, wo er diese Sorge los war, konnte er sich Gedanken darüber machen, wie er mit dem wahnsinnigen Inder verfahren sollte.
Aber zuerst musste er seine Beziehung zu Vicky kitten, die mit der großen roten Traube auf dem Schoß auf der anderen Seite ihrer Mutter saß. Er begann damit, sich vorzubeugen und die Art von Grimassen zu schneiden, bei denen Mütter ihren Kindern immer sagen, sie sollen das lassen, weil man nie wissen kann, wann das Gesicht mal so erstarrt.
Vicky versuchte ihn nicht zu beachten, aber nach kurzer Zeit lachte sie, rollte mit den Augen und schnitt ebenfalls Grimassen.
»Lass das, Vicky!«, sagte Gia. »Es kann sein, dass dein Gesicht für immer so stehen bleibt.«
5
Vicky war froh, dass Jack sich wieder wie immer benahm. Am Morgen hatte er ihr Angst gemacht, so wie er geschrieen und sich ihre Orange gegriffen und sie weggeworfen hatte. Das war gemein gewesen. So etwas hatte er noch nie zuvor getan. Und es hatte ihr nicht nur Angst gemacht, es hatte auch ihre Gefühle verletzt. Sie war über die Angst sofort hinweggekommen, aber über die Kränkung erst gerade eben. Jack brachte sie zum Lachen. Er hatte am Morgen wohl nur schlechte Laune gehabt.
Vicky schob sich den Tragekoffer für Mrs. Jelliroll auf den Schoß. Darin war Platz für die Puppe und ein paar andere Dinge, zum Beispiel Puppenkleidung.
Und Vicky hatte darin jetzt noch etwas anderes. Etwas Besonderes. Sie hatte weder Jack noch Mommy erzählt, dass sie in ihrem Spielhaus zwei Orangen gefunden hatte. Die eine hatte Jack fortgeworfen. Aber die andere war in ihrem Puppenkoffer, gut versteckt unter den Puppenkleidern. Sie hatte sie für später aufgehoben und sie würde niemandem davon erzählen. Das war nur gerecht. Es war ihre Orange. Sie hatte sie gefunden und sie würde nicht zulassen, dass jemand sie fortwarf.
6
Apartment 1203 war heiß und stickig. Abgestandener Zigarettenrauch hatte sich in den Polstern, den Gardinen und den Tapeten festgesetzt. Von der Tür aus konnte man Wollmäuse unter dem Tischchen im Flur erkennen.
Das war also ihr Versteck: die Wohnung von Abes Tochter.
Gia hatte Abe einmal ganz kurz getroffen. Er war ihr nicht besonders ordentlich vorgekommen – eigentlich war er überall mit Essensresten bekleckert gewesen. Wenn man sich diese Wohnung ansah, dann war wohl auch hier der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen.
Jack ging zu dem großen Kasten der Klimaanlage am Fenster. »Die kann hier im Augenblick wirklich nicht schaden.«
»Mach einfach das Fenster auf«, riet Gia. »Lass ein bisschen frische Luft herein.«
Vicky tänzelte herum und schwenkte ihre Puppentasche hin und her. Sie war begeistert, schon wieder an einem neuen Ort zu sein,
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