Handyman Jack 02 - Der Spezialist
zeigte ihm den Finger.
Jack verzog beleidigt das Gesicht und faltete die Hände wie zu einem Bittgebet.
Das Grinsen des Fahrers wurde noch breiter, als er auch die andere Hand hob und dem Fensterputzer einen zweiten Finger zeigte.
»Lach ruhig weiter. Wer zuletzt lacht, lacht am besten«, sagte Jack leise.
Und dann sackte der Kerl auf dem Beifahrersitz gegen den Rücken des Fahrers. Der Fahrer fuhr herum, stieß ihn von sich und schüttelte ihn, aber der Kerl war so schlaff wie eine verkochte Makkaroni. Dann drehte der Fahrer sich wieder zum Fenster um, und Jack konnte erkennen, wie ihm plötzlich ein Licht aufging.
»Du hast völlig recht, mein Freund«, sagte Jack. »Du bist in Schwierigkeiten.«
Der Fahrer tastete nach dem Türgriff und machte Anstalten, die Tür zu öffnen, aber Jack stemmte sich dagegen und hielt sie geschlossen. Der Fahrer wurde hektisch, kämpfte und hätte es vielleicht sogar geschafft, auszusteigen – er war um einiges größer und massiger als Jack –, wenn das T-72 nicht auch bei ihm endlich gewirkt hätte. Er warf sich noch einige Male schwerfällig mit der Schulter gegen die Tür, dann sackte er auf dem Lenkrad zusammen und folgte seinem Freund ins Schlummerland.
Jack wartete einige Sekunden, um sicherzugehen, daß er wirklich weggetreten war, dann öffnete er die Tür und durchsuchte schnell die Taschen des Fahrers. Er fand zwei Schlüsselbunde und nahm beide an sich. Dann drückte er behutsam die Tür ins Schloß und ließ den Motor laufen.
Er schaute sich prüfend um – niemand war zu sehen. Gut.
Nachdem er die T-72-Ampulle in die Tasche gesteckt hatte, stellte er den Eimer und die Fensterputzutensilien am Bordstein ab und wartete auf Alicia.
4
Alicia zwang sich zum Weitergehen, setzte ganz bewußt einen Fuß vor den anderen, während sie um die Ecke bog und über den Bürgersteig auf das Haus zuging.
Sie versuchte an alles mögliche zu denken, nur nicht an das Haus, und stellte sich Hector in der Kinderintensivstation vor. Der kleine Kerl wurde immer schwächer. Es war keine Frage mehr – er hatte sich einen resistenten Stamm Candida Albicans eingefangen. Seine weißen Blutkörperchen, eine der Hauptabwehrwaffen des Körpers gegen Infektionen, verschwanden nach und nach aus seinem Blutkreislauf. Die Zahl hatte am Morgen nur noch 3200 betragen und war bis zum Nachmittag bis auf 2600 abgesunken. Die Infektion schritt aggressiv voran und überholte das Knochenmark in seiner Fähigkeit, neue weiße Blutkörperchen zu produzieren.
Und es gab eigentlich nichts mehr, was sie noch für ihn tun konnte.
Woraufhin ihre Gedanken Hector verließen und zum Haus zurückkehrten. Das Haus …
Warum betrachte ich es als so eine Qual, fragte sie sich. Es ist doch nur ein Gebäude, eine Ansammlung von Steinen und Holz. Warum also diese heftige Reaktion?
Aber mit kalter Vernunft gelangte sie nicht weiter. Je mehr sie sich dem Haus näherte, desto schneller schlug ihr Herz. Sie wollte es noch nicht einmal ansehen. Sie hielt den Blick starr geradeaus gerichtet und konzentrierte sich auf die Gestalt im weiten Mantel, die am Wagen der Sicherheitsleute lehnte.
Sie versuchte, an etwas anderes zu denken, sich mit den Ereignissen des Tages zu beschäftigen, aber alles, was ihr in den Sinn kam, war eine ganze Reihe von Telefonanrufen von Will, der sich erkundigte, ob mit ihr alles in Ordnung wäre, Anrufe, die zu erwidern sie sich zu sehr schämte.
Die Betroffenheit und Verletztheit in seiner Stimme auf dem Anrufbeantworter hallte immer noch in ihrem Bewußtsein nach und weckte den Wunsch in ihr, sich irgendwo zu verkriechen. Wie konnte sie ihr Verhalten vom Vorabend erklären? Es war alles ihre Schuld. Sie hätte ihn niemals so nahe an sich heranlassen dürfen. Wann würde sie endlich klug? Sie mußte sich mit der unabänderlichen Tatsache abfinden, daß sie niemals eine vollkommen offene und ehrliche Beziehung zu einem Mann unterhalten könnte. Wirklich … wenn die Wahrheit bekannt wurde, welcher Mann würde dann nicht sofort kehrtmachen und das Weite suchen? Und offen gesagt war sich Alicia nicht so sicher, ob sie etwas mit einem Mann zu tun haben wollte, der nicht so reagieren würde.
Es war bei weitem besser, allein zu bleiben. Allein war es einfacher. Und nicht so schmerzhaft – und zwar für alle Beteiligten.
Sie war mittlerweile näher gekommen und hatte den Blick immer noch auf Jack gerichtet. Sie hörte ihn pfeifen und erkannte die Melodie als den Titelsong aus dem Film Die
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