Handyman Jack 02 - Der Spezialist
sich losreißen, brauchte die Freiheit, brauchte Luft.
Sie zuckte mit dem Kopf zurück, so daß ihre Lippen sich voneinander lösten, schob ihre Hand zwischen ihre Köpfe und stieß ihn weg.
»Lassen Sie mich los!«
Will ließ die Arme sinken und wich mit betroffener Miene zurück. »Alicia – was ist …?«
»Gehen Sie weg!«
Er hob die Hände und wich einen Schritt zurück. »Ich bin schon weg. Sehen Sie.«
Panik – wild, ungerichtet, bedrückend, erstickend, völlig unbegründet – würgte sie, und sie wollte wegrennen, aber sie konnte es nicht, sie wohnte hier, daher mußte er sofort diesen Ort verlassen, hinausgehen. Etwas in ihr schrie: Nein, laß ihn hierbleiben! Aber ein größerer, stärkerer, heftiger Teil von ihr führte jetzt das Kommando.
»Es tut mir leid, Will«, sagte sie und befahl ihrer Stimme, ganz ruhig zu bleiben. Dennoch schienen die Worte in ihrem Hals zu rasseln. »Ich kann nicht … ich kann das jetzt nicht tun. Okay?«
Er musterte sie verwirrt. »Okay. Klar. Ich dachte nur … liegt es an mir?«
»Nein … ja …« Ich plappere Unsinn. »Ich kann es jetzt nicht erklären.« Nicht jetzt, niemals. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir jetzt gleich diesen Abend beenden? Bitte!«
Sie schämte sich so sehr, daß sie am liebsten geweint hätte.
»Ja. Sicher.« Er streckte die Hand aus und wollte ihren Arm berühren, wich aber zurück, ehe es zum Kontakt kam. »Ich rufe Sie an«, versprach er, während er rückwärts in die Diele ging. »Um mich zu vergewissern, daß mit Ihnen alles in Ordnung ist.«
Alicia nickte. »Es tut mir leid. Ganz aufrichtig.«
Und dann schloß sie die Tür. Endlich ließ ihre Panik nach. Sie lehnte sich gegen die Tür und begann zu schluchzen.
Ich habe völlig die Kontrolle über mich verloren, dachte sie.
Sie hatte sie beinahe in Haffners Konferenzraum an diesem Vormittag verloren, und nun war ihr das gleiche mit Will passiert.
Sie war mit Männern eigentlich nie besonders gut zurechtgekommen, aber dies hier war wirklich die absolute Spitze.
Was geht mit mir vor?
Das Haus … es mußte das Haus sein. Nichts war mehr richtig gewesen, seit dieser Mann und sein Haus sich einen gewaltsamen Zutritt in ihr Leben verschafft hatten. Sie hatte versucht, es in Brand zu stecken, und morgen müßte sie wieder dorthin … müßte sogar in dieses Haus hineingehen …
Das war das Problem. Das Zurückgehen zu …
Das Haus war das ganze Problem. Sie mußte dieses Haus irgendwie bezwingen, denn wenn sie das schaffte, würde sie gleichzeitig auch ihn bezwingen. Und dann wäre sie endlich von beiden befreit.
Oder etwa doch nicht? Würde sie jemals wirklich frei sein?
Dienstag
1
»Es wird alles klargehen«, sagte Jack, während sie in seinem weißen Miet-Chevy auf der Twenty-third nach Osten fuhren. Er schaute zu Alicia, die kerzengerade und schweigend auf dem Beifahrersitz saß. »Keine Sorge. Wir werden nicht erwischt.«
»Wie kommen Sie darauf, daß ich mir Sorgen mache, daß wir erwischt werden?« fragte sie.
»Weil Sie aussehen, als wollten Sie jeden Moment aus dem Fenster springen.«
Seit er sie abgeholt hatte, machte sie den Eindruck einer völlig überspannten Sprungfeder.
Sie hat Angst vor dem Haus, dachte er. Vor diesem leeren Haus.
Als sie den Broadway erreichten, sprang die Verkehrsampel auf Gelb um. Sehr gut. Auf diese Gelegenheit hatte er gewartet. Anstatt zu beschleunigen, fuhr er langsam weiter, bis die Ampel Rot zeigte, dann gab er Gas, riß das Lenkrad nach rechts und fuhr in Richtung City.
»Vielleicht liegt es an Ihrer Fahrweise«, sagte Alicia und versuchte ein mühsames Lächeln, als wollte sie ihm andeuten, daß sie nur einen Scherz gemacht hatte – vielleicht. »Und wenn wir zur Thirty-eighth Street wollen, dann ist das die falsche Richtung.«
»Ich weiß«, erwiderte er, lenkte den Wagen an den Bordstein und studierte seinen Rückspiegel.
»Und warum nehmen wir kein Taxi?«
»Weil ich sichergehen wollte, daß wir nicht verfolgt werden.«
Er beobachtete die Straße hinter ihnen und wartete darauf, ob er jemanden sah, der die rote Ampel überfuhr, um an ihnen dranzubleiben. Seit Alicia in seinen Wagen gestiegen war, hatte er das ungute Gefühl gehabt, beobachtet zu werden, gewöhnlich ein sicheres Zeichen dafür, daß sich jemand an seine Fersen geheftet hatte. Oder vielleicht hatte der Betreffende es auch auf Alicia abgesehen.
Aber niemand bog von der Twenty-third ab.
»Und?« fragte Alicia. »Werden wir verfolgt?«
»Nicht,
Weitere Kostenlose Bücher