Handyman Jack 04 - Tollwütig
davonkommen zu lassen.«
Gia schüttelte den Kopf und seufzte. »Das ist nicht fair. Er vergreift sich an mir, ängstigt mein kleines Mädchen fast zu Tode – und sollte einfach nicht ungeschoren davonkommen.«
»Na ja, ganz ungeschoren bleibt er nicht, er hat immerhin ein gebrochenes Bein.«
»Das reicht nicht«, sagte Gia und betrachtete Vickys Gesicht. »Aber bei weitem nicht.«
»Genau das denke ich auch«, sagte Jack und küsste Gia auf den Scheitel. »Ich muss jetzt los.«
»Wohin willst du?«
»Ich muss jemanden wegen einer wichtigen Angelegenheit sprechen.«
»Du hast wieder diesen seltsamen Gesichtsausdruck…«
»Ich bleibe nicht lange fort.«
Sie nickte. »Sei vorsichtig.«
Jack verließ das Haus durch den Ausgang am Sutton Square und ging in Richtung Sutton Place, wobei er Ausschau nach einem freien Taxi hielt. Gewöhnlich versuchte Gia ihn aufzuhalten und bat ihn, sich zu beruhigen und nichts zu unternehmen. Aber nicht an diesem Tag. Jemand hatte ihre Tochter erschreckt – hatte ihre Tochter angerührt – und sie wollte nicht, dass dieser Jemand glaubte, er könne so etwas tun und unbehelligt davonkommen.
Jack wollte es auch nicht.
Er wusste, dass der Kerl sie hätte töten können und so ausgesehen hatte, als hätte er auch genau das gewollt. Jack versuchte, diese Tatsache zu verdrängen, um sich eine halbwegs distanzierte Perspektive zu bewahren. Das war nicht einfach, aber er wusste: Wenn er diesen Punkt zu nahe an sich heranließ, wenn er daran dachte, wo Vicky jetzt wahrscheinlich wäre, wenn er auch nur einen einzigen Herzschlag lang gezögert hätte, würde er sofort wieder durchdrehen.
Er musste seine Suche nach diesem Kerl kühl und umsichtig organisieren. Er musste einen Weg finden, diesem Kerl unmissverständlich klar zu machen, dass er so etwas nie wieder versuchen dürfte, bei keinem einzigen Kind, aber vor allem nicht bei Miss Victoria Westphalen. Jack betrachtete Vicky als seine Tochter. Genetisch hatte sie einen anderen Vater, aber in jeder anderen Hinsicht, in jedem Winkel von Jacks Geist und Herz war Vicky sein kleiner Liebling. Und jemand, der aussah wie Porky Pig hatte versucht sie umzubringen.
Ein schlechter Zug, Porky.
4
Das Mount Sinai Medical Center befand sich in derselben Straße wie das Museum und war nicht allzu weit davon entfernt, daher rechnete Jack sich aus, dass man die Schläger und ihre Opfer wohl dahin gebracht hatte. Als er dort eintraf und all die Cops und ein paar mit Handschellen gefesselte Männer in blauen Blazern mit einem Wappen auf der Brusttasche sah, wusste er, dass er richtig geraten hatte.
In der Notaufnahme herrschte das vollkommene Chaos. Ärzte, Krankenschwestern und Krankenpfleger rannten hin und her, verschafften sich einen Überblick über die Blessuren der Eingelieferten und kümmerten sich um die schwersten Fälle zuerst. Verletzte Männer, Frauen und sogar ein paar Kinder gingen herum oder saßen mit einem benommenen Ausdruck auf ihren Gesichtern untätig herum. Einige von den Blazer-Typen sorgten noch immer für Unruhe, fluchten wild und wehrten sich gegen die Polizisten, die sie bewachten. Das reinste Katastrophen-Szenario.
Während Jack im Wartebereich herumschlenderte und nach Vickys potenziellem Mörder Ausschau hielt, schnappte er brockenweise die ganze Geschichte auf. Die durchdrehenden Männer waren allesamt Absolventen der St. Barnabas Prep. Jack hatte schon davon gehört. Es war eine Schule für die Kinder reicher Eltern irgendwo in den East Eighties. Es schien, als wären sie bei ihrer fünfundzwanzigjährigen Wiedersehensfeier nicht über die hors d’ceuvres hinausgelangt. Streit brach gegen Ende der Cocktailstunde aus. Worüber? Über die Qualität der Kanapees? War nicht genug Meerrettich in der Cocktailsauce? Was auch immer. Die Streitgespräche steigerten sich zu Handgreiflichkeiten, die sich bis auf die Straße erstreckten und sich dort zu einem ausgewachsenen Tumult entwickelten.
Sie nannten es einen ›Schüler-Aufstand‹. Na prima.
Aber wo war dieser spezielle Porky-Pig-Schulabgänger, den er suchte? Jack setzte eine leicht verwirrte Miene auf und wanderte weiter in den Behandlungsbereich. Er blickte hinter Vorhänge und sah, wie Kopfhäute und Gesichter zusammengeflickt, Finger und Handgelenke geschient und Röntgenaufnahmen eingehend studiert wurden. Doch von dem Bastard, der ihn interessierte, fand er keine Spur.
Ein Sicherheitswächter – groß, schwarz, Respekt einflößend und durch
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