Handyman Jack 04 - Tollwütig
reich ihn mir, und wir können den Tag ohne Blutvergießen beenden.«
Der Wachmann sah ihn an und biss auf seine Oberlippe.
»Hey, Grimes«, ergriff der Fahrer jetzt das Wort. Seine Hände zitterten. »Nun mach schon, Mann!«
Grimes seufzte, öffnete seinen Gürtel und übergab ihn. Jack warf ihn ins Führerhaus des Lastzugs.
»Gut. Und jetzt die Probe.«
Der Fahrer ging voraus zum Heck des Lasters. Jack achtete darauf, dass er die Männer immer im Auge hatte, die Pistole jedoch nicht zu sehen war. Der Fahrer schloss eine der Türen auf und öffnete sie. Die Kanister waren in vier Etagen gestapelt und füllten den Laderaum vollständig aus. Jack bemerkte, dass der Wachmann ihn beobachtete und nach einer Möglichkeit suchte, die Flucht zu ergreifen, daher verpasste er ihm eine Aufgabe, die ihn ablenken würde.
»Da«, sagte er und reichte ihm einen mittelgroßen verschließbaren Plastikbeutel. »Mach den voll.«
»Womit?«
Jack zielte mit der Pistole auf einen der Behälter und schoss. Der Aufprall der Kugel auf dem Pappmantel war lauter als der eigentliche Schuss.
Der Fahrer wich erschrocken zurück. Grimes runzelte lediglich interessiert die Augenbrauen.
Jack deutete auf den dünnen Strom blauen Pulvers, der sich aus der Öffnung ergoss. »Damit.«
Grimes hielt den Beutel unter den Strom.
»Schon eine ziemlich abgefahrene Art, sich seine Medizin zu beschaffen, Mann«, stellte der Fahrer fest.
Als der Beutel gefüllt war, verschloss Grimes ihn und warf ihn Jack zu.
Jack wich zurück und senkte die Pistole.
»Vielen Dank, Freunde. Das mit dem Reifen tut mir Leid. Ich würde euch ja gerne helfen, ihn zu wechseln… aber ich habe es jetzt eilig.«
Ehe er sich abwandte, hob Jack das Kinn, sodass der Rollkragen von seiner unteren Gesichtshälfte abrutschte und den Blick auf den Schnurrbart freigab. Dann rannte er zu seinem Wagen zurück, wobei er die Pistole unter seinem Hemd versteckte. Er schlängelte sich in den Wagen, entfernte sofort Hut, Brille und Schnurrbart, fuhr los und schlüpfte beim ersten Rotsignal aus dem Rollkragenpullover. Als er die Zufahrt zum BQE erreichte, hatte er alles plus Pistole sicher unter dem Beifahrersitz verstaut. Der Fahrer und der Wachmann hatten seinen Wagen nicht zu Gesicht bekommen, und zu jeder Beschreibung, die sie von ihm geben konnten, gehörte mit Sicherheit auch ein Schnurrbart. Er rollte auf dem Brooklyn Queens Expressway nach Norden, wobei er sich strikt an sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen hielt.
14
Das Interkom summte.
War das schon das Taxi, dachte Luc, während er die Hand nach dem Knopf ausstreckte. Das ist doch viel zu früh.
Rauls Stimme erklang. »Für Sie ist ein Paket abgegeben worden, Dr. Monnet. Ich habe es vor Ihre Tür gelegt.«
»Vor meine Tür? Warum haben Sie nicht geklingelt?«
»Das habe ich getan, aber Sie haben nicht aufgemacht. Vielleicht ist die Klingel defekt. Ich lasse sie morgen reparieren.«
»Ja, tun Sie das.« Tun Sie von mir aus morgen, was Sie wollen. Ich werde dann längst über alle Berge sein. »Was für ein Paket?«
»Eine Flasche von K&D.«
Luc kannte K&D sehr gut – ein bekannter Weinladen auf der Madison Avenue. Wer sollte ihm jetzt eine Flasche schicken?
Luc schritt durch das Wohnzimmer und machte dabei einen Bogen um die drei ausgebeulten Koffer, die vor der Wohnungstür standen. Die Weinkisten waren verschwunden – der Spediteur hatte die Letzten vor gut einer Stunde abgeholt – und das Zimmer schien ohne sie nun völlig leer zu sein. Er hoffte nur inständig, dass DHL äußerst behutsam mit ihnen umging. Einige dieser Flaschen waren unersetzlich.
Er schloss die Tür auf und hatte sie gerade einen winzigen Spaltbreit geöffnet, als sie ihm plötzlich ins Gesicht flog und ihn nach hinten auf den Fußboden schleuderte. Er kämpfte sich auf die Füße und starrte in namenlosem Entsetzen auf den Eindringling.
»Guten Abend, Dr. Monnet«, sagte Milos Dragovic und grinste wie ein Honigkuchenpferd, während er die Tür hinter sich zudrückte.
»Sie… was… wie.-.?« Luc konnte keinen logischen Gedanken mehr fassen, geschweige ihn aussprechen.
»Wie?«, meinte Dragovic und schaute sich im Wohnzimmer um, als katalogisiere er das Inventar. »Mein Fahrer leistet Ihrem Portier gerade ein wenig Gesellschaft. Ich habe ihm unmissverständlich klar gemacht, dass – « Er hielt inne, als sein Blick auf die Koffer fiel. »Oh? Sie wollen verreisen? Sie hatten Ihren Spaß mit mir, und jetzt ergreifen Sie
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