Handyman Jack 04 - Tollwütig
verzichtete Luc darauf, die dunkle Haut zu präparieren, suchte dagegen mit den Fingern eine dicke Vene und stieß die Nadel durch die raue Epidermis – es war, als durchbohrte man Sandpapier. Sobald die Nadel in die Vene eindrang, zog er den Kolben hoch und beobachtete, wie der Zylinder sich mit Blut füllte, das viel dunkler war als menschliches Blut.
Als die zweite Röhre voll war – er entnahm für alle Fälle immer noch eine Reserveprobe –, trat er zurück, und die Handlanger ließen den Arm der Kreatur los. Die Kreatur zog ihn durch die Stangen zurück, dann rollte sie sich auf die Seite und wandte ihnen den Rücken zu.
Luc hielt die Röhre gegen das Licht.
»Das ist Blut?«, fragte Macintosh und beugte sich über seine Schulter. »Für mich sieht das eher wie Teer aus.«
Obgleich genauso schwarz, war die Flüssigkeit auch nicht annähernd so zähflüssig wie Teer. Eigentlich war diese Probe deutlich dünnflüssiger als die letzte. Als Luc angefangen hatte, der Kreatur Blut abzuzapfen, füllten die Röhren sich trotz der ziemlich dicken Hohlnadel nur langsam. Heute Nacht hätte eine viel dünnere Nadel ausgereicht. Ein weiteres deprimierendes Anzeichen, dass die Quelle allmählich versiegte.
Macintosh streckte sich und trat näher – aber nicht zu nahe – an den Käfig heran. Er blickte in das dunkle Innere.
»Was ist das?«, erkundigte er sich mit vor Ehrfurcht leiser Stimme.
»Das weiß niemand«, antwortete Luc und verstaute die Röhren in ihrem ausgepolsterten Transportetui. »Und es ist ein Jammer, dass Sie es auch nicht wissen.«
Macintosh fuhr herum. »Was soll das heißen?«
»Wenn Sie irgendetwas darüber wussten, irgendetwas, ganz gleich, wie wenig, dann wären Sie nützlich. Dann hätte ich einen Grund, Sie am Leben zu lassen.«
»Heh«, brachte Macintosh mühsam mit einem gequälten Lächeln hervor.
Luc sagte nichts. Er sah ihn nur unverwandt an.
Macintosh befeuchtete mit der Zunge seine Lippen. »Das ist nicht lustig, Doc.«
Luc genoss es aus vollen Zügen, mit anzusehen, wie das Lächeln verflog und die Augen sich weiteten, als dem Verräter nach und nach klar wurde, dass er nicht scherzte.
Macintosh schaute sich gehetzt um, dann machte er einen Schritt auf den Gang zu. Aber die beiden Handlanger versperrten ihm den Weg. Er versuchte sein Glück in der anderen Richtung, doch dort erschienen drei weitere identische Helfer.
»Gott!«, schrie Macintosh auf. »Das kann nicht Ihr Ernst sein!«
»Was haben Sie erwartet?«, rief Luc. Endlich konnte er seiner Wut freien Lauf lassen. »Sie haben versucht, mich zu erpressen! Haben Sie angenommen, ich würde mir das gefallen lassen?«
»Nein! Nicht erpressen! Ich – «
»›beteiligen Sie mich an den Einnahmen, sonst gehe ich zur Polizei.‹ Das haben Sie gesagt, nicht wahr?«
»Nein, wirklich! Ich habe nicht – «
»Wenn Sie direkt zur Polizei gegangen wären, dann hätte ich mich geärgert, aber wenigstens hätte ich Sie als halbwegs anständigen Bürger ansehen können. Aber nachdem ich Sie engagierte, Sie mit der neuesten Forschungstechnik ausstattete und Ihnen meine Aufzeichnungen anvertraute, haben Sie versucht, sich mit Ihren schmierigen Händen an dem zu bereichern, was mir gehört, was ich entdeckt und entwickelt hatte. Das ist verachtenswert – nicht hinnehmbar.«
»Bitte!« Macintosh fiel auf die Knie, hob die Hände, presste die Handflächen in typischer Gebetshaltung zusammen. »Bitte, es tut mir Leid!«
Luc fachte seine Wut weiter an. Ohne sie schaffte er es vielleicht nicht, Oz das Zeichen zu geben, Macintosh auszuschalten und die Leiche verschwinden zu lassen.
»Wenn Sie geleistet hätten, wozu ich Sie eingestellt habe, hätte ich sicherlich einen Weg gefunden, Sie zu beteiligen. Aber Sie haben mich hintergangen, Tom – als Forscher… und als Mensch.«
Macintosh schluchzte: »O mein Gott!«
Luc warf Prather einen kurzen Blick zu und nickte. Prather deutete mit einer Kopfbewegung auf Macintosh. In einer einzigen fließenden Bewegung trat einer der Handlanger hinter den knienden Mann, holte mit einer geballten Faust aus und rammte sie ihm in den Nacken.
Luc taumelte zurück, als er Knochen wie Erdnussschalen zerbrechen hörte und sah, wie Macintoshs Augen aus ihren Höhlen quollen, als würden sie vom Gehirn hinausgepresst. Luc hätte niemals damit gerechnet, dass Prathers Männer jemanden vor seinen Augen töten würden. Galle stieg in seiner Kehle hoch, während er beobachtete, wie Macintosh nach vorne
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