Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
akzeptieren wirst… die Große Unvermeidlichkeit.
Unvermeidlichkeit… sie denkt darüber nach. Sie denkt an Fielding und die CDC und die NIH und spürt, dass diese Gedanken aus ihrem Geist herausgesogen werden – ähnlich einer Auster, die aus ihrer Schale geschlürft wird.
Ja… Dr. Fielding… wir schulden ihm viel, und doch… er weiß so viel über uns… vielleicht zu viel. Wir haben gehört, was er dir gestern mitgeteilt hat.
Plötzlich hört sie, wie Dr. Fieldings Stimme seine letzten Worte vom Vortag in seinem Büro wiederholt…
Wenn die Verunreinigung der Kultur an mir hängen bleibt, dann möchte ich wenigstens das Verdienst für mich in Anspruch nehmen, entdeckt zu haben, wie der Virus zu kontrollieren ist. Sie werden es sehen. Ehe die CDC auch nur aktiv wird, kann ich Ihnen schon eine Lösung anbieten.
Erschrocken sagt Kate: »Habt ihr das gerade aus meiner Erinnerung geholt?«
Wir hätten es tun können, aber nein… wir waren ja hier und haben es selbst gehört.
In meinem Kopf… als unsichtbare Zuhörer. Kate ist viel zu geschockt, um etwas zu sagen.
Du hattest in diesem Augenblick die Chance, der Einheit zu helfen, Kate. Du brauchtest nicht darauf zu bestehen, dass Dr. Fielding sich sofort an das Center for Disease Control wendet. Wir haben versucht, es dir mitzuteilen, dir klar zu machen, dass eine so schnelle Information der staatlichen Organe nicht im Interesse der Einheit war. Aber du wolltest nicht hören.
Kate erinnert sich an ihre seltsame Unentschiedenheit am Tag zuvor und daran, wie schwer es ihr fiel, Fielding aufzufordern, das Telefongespräch zu führen.
»Ihr habt versucht, mich zu beeinflussen?«
Wir wollten dich lediglich von unserer Sicht der Dinge überzeugen.
Kate hat das Gefühl, vor ihren Augen drehe sich alles. Ihre Gedanken sind nicht mehr privat. Wie lange noch wird sie Herr sein über ihre Gedanken, ihre Handlungen? Wie lange dauert es, bis sie Dinge gegen ihren Willen tut? Wie lange, bis sie keinen eigenen Willen mehr hat?
Siehst du, Kate? Das ist das Problem: der Wille – zu viele Willen. Du solltest dir nicht den Kopf über die Frage nach deinem Willen oder unserem Willen zerbrechen. Innerhalb der Einheit gibt es nur einen Willen. Das macht das Leben so unendlich viel einfacher.
Doch Kate spürt etwas… eine nahezu unmerkliche Schwankung in der Stimmung der Einheit, ein Anflug von Unsicherheit. Und sie erkennt, dass ihr Einssein auch in der anderen Richtung funktioniert. Sie können in ihren Geist blicken, aber sie kann auch in deren Geist blicken. Nicht allzu gründlich, nicht allzu genau, aber es reicht aus, um Eindrücke wahrzunehmen.
»Ihr habt Angst, nicht wahr?«
Ein düsterer Schatten trübt die Glückseligkeit. Nein. Natürlich nicht. Wir sind die Zukunft. Wir sind unvermeidlich. Wir haben nichts zu fürchten.
Kate kann jedoch nicht mit Sicherheit entscheiden, ob daraus Überzeugung spricht oder Wunschdenken.
»Und wenn Fielding jetzt ein Virusgift findet, das euch gefährlich wird? Oder noch besser – eine Vakzine? Wie sieht es dann mit eurer Unvermeidlichkeit aus?«
Das wird er nicht. Das kann er nicht. Dazu hat er nicht genug Zeit.
»Er hat sehr viel Zeit. Ihr seid durch eure Natur behindert. Ihr seid eine an Blut gebundene Infektion. Es dauert Jahrzehnte ...«
Kate verschlägt es den Atem, als eine Woge freudiger Erwartung über sie hinwegspült und all ihre Ängste und Zweifel mit einem Lustgefühl, so intensiv wie ein Orgasmus, zudeckt.
Das stimmt nicht! Du wirst es sehen! Wir überdauern! Wir werden uns über den ganzen Globus ausbreiten. Und du wirst ein Teil davon sein.
»Nein. Weil ich das Gefühl habe, dass, wenn Fielding euch nicht aufhält, jemand anders es tun wird.«
Sprichst du von deinem Bruder? Die Stimme lacht. Wie kann er uns aufhalten, wenn er schon bald einer von uns sein wird?
Kate spürt, wie ihre Knie nachgeben.
Nicht Jack! Wie? Wann?
Gestern Morgen. Er erschien uns zu mächtig, daher hat Der, welcher Terrence war, ihn mit einer Nadel gekratzt, die mit unserem Blut benetzt war.
»Nein!«
,
schreit sie und bäumt sich auf, wirft sich hin und her, tritt und schlägt um sich, überrascht die Einheit, befreit ihre Hände, unterbricht den Kontakt, und augenblicklich versinken der Friede und die Glückseligkeit und das Gefühl des Dazugehörens. Dafür steht sie plötzlich vor einem tiefen Abgrund voller Angst und Qual.
Die Sicht trübt sich, dunkle Flecken zerfließen vor ihren Augen, verschmelzen miteinander und
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