Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
dass man lange vor seiner Zeit sterben würde, die Sichtweise auf fast alle Dinge grundlegend veränderte. Vor allem auf sportliche Betätigung. Was hatte man von einem durchtrainierten Körper, wenn die nächste Station schon der Sarg wäre?
»Sie waren gestern Abend am Haus«, sagte sie und musterte ihn fragend. »Warum?«
Eine erstaunlich direkte Frage. Wie viel konnte er sagen, ohne Kate in irgendetwas zu widersprechen, das sie ihr vielleicht dazu erklärt hatte?
»Ich bin einfach nur als Begleitung mitgekommen. Kate war wegen Ihnen besorgt und kennt sich in der Stadt nicht aus, daher habe ich sie herumgefahren.«
»Alles ist jetzt in Ordnung«, beteuerte Jeanette mit einem Lächeln. »Und es wird von Tag zu Tag besser.«
»Gut«, entgegnete er und hielt einladend die offene Weinflasche hoch. »Darf ich Ihnen etwas einschenken?«
Jeanette schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Das brauche ich nicht mehr.«
Gut, dachte er. Damit bleibt mehr für mich übrig. Und ich brauche es.
»Heißt das, Sie haben einen Ersatz gefunden?«
Ein weiteres Lächeln. »In gewisser Weise.«
Jack hoffte, dass jetzt einige Informationen über ihre Sekte folgen würden, doch seine Schwester erschien in der Küche, ehe er eine diesbezügliche Frage stellen konnte.
»Der Dip«, sagte Kate und öffnete die Kühlschranktür. »Heiße Avocado-Creme. Die habe ich völlig vergessen. Und ja, Jack, ich möchte noch ein Glas Wein. Ich denke, Gia ebenfalls.« Sie stellte die Schüssel in den Mikrowellenherd und drückte auf die Starttaste. »Ich will das nur für ein paar Minuten anwärmen. So, das wär’s. Und nun, wo ist mein ...?«
»Kate!«, schrie Jeanette auf, die Stimme ein einziges von Entsetzen geprägtes Flehen. »O Gott, Kate, warum hast du nichts unternommen?«
Ihr Aufschrei erfolgte so abrupt, so herzerweichend, dass Jack beinahe die Weinflasche fallen ließ. Er blickte in ihr gequältes Gesicht und sah dort, dass von ihrer vorherigen abweisenden Haltung nichts mehr übrig war. Die Frau auf der anderen Seite der Essbar bettelte mit den Augen, mit den Händen und Armen um Hilfe, während sie aus jeder Pore panische Angst verströmte.
»Jeanette!«, rief Kate und drehte Jeanette zu sich um. »Was ist los? Was geschieht mit dir?«
»Ich verliere, Kate! Ich kann mich nicht mehr lange halten. Schon bald wird nichts mehr von mir übrig sein! Du musst mir helfen, Kate!« Ihre Stimme erhob sich zu einem Kreischen.
»Um Gottes willen, hilf mir!«
Und dann gaben ihre Knie nach. Während sie kippte und gegen Kate fiel, umrundete Jack die Essbar, um zu helfen, doch Gia war bereits zur Stelle.
»Wir müssen sie irgendwie auf die Couch kriegen!«, befahl Gia.
Zu dritt geleiteten sie die halb ohnmächtige Jeanette durch das Zimmer und waren ihr dabei behilflich, sich hinzulegen. Kate bettete Jeanettes Fußknöchel auf die Armlehne, so dass sie ein wenig höher lagen als der Kopf, dann maß sie ihren Puls. Gia eilte zurück in die Küche und tränkte ein Geschirrtuch mit kaltem Wasser. Jack hielt sich im Hintergrund und beobachtete das Geschehen. Er war leicht geschockt.
»Genau das ist gestern Vormittag auch passiert«, sagte Kate. »Jeanette, bist du ...?«
»Was ist los?«, fragte Jeanette, erschauerte und richtete sich auf.
Kate versuchte sie festzuhalten. »Du hattest wieder einen dieser Anfälle. Ruh dich noch für einen Moment aus.«
»Nein.« Sie kämpfte sich in eine sitzende Position hoch. »Das kann nicht sein. Wie bin ich hierher gekommen?«
Jeanette legte wieder die gleiche Verschlossenheit an den Tag, die Jack bei seiner Ankunft an ihr bemerkt hatte. Sie schien von der Situation betroffen zu sein, aber nicht so nachhaltig, wie Jack es von ihr erwartet hätte.
»Wir haben Ihnen geholfen«, sagte Gia. Sie war blass und zutiefst erschüttert. »Sie sind beinahe ohnmächtig geworden.«
»Das ist jetzt schon das zweite Mal, Jeanette«, stellte Kate fest. »So kann das nicht weitergehen. Du musst dich von Dr. Fielding gründlich untersuchen lassen.«
»Er ist ein Idiot.«
»Dann geh zu jemand anderem.«
»Weshalb? Mir geht es gut.« Sie schüttelte Kates Hand ab und erhob sich. »Macht mal Platz.«
Kate und Gia traten zurück.
»Jeanette ...«
»Bitte, Kate, würdest du Jack und Gia bitten, gleich zu gehen? Ich möchte alleine sein.«
Kate blinzelte. »Soll… ich etwa auch weggehen?«
»Nein, natürlich nicht. Dies ist auch dein Zuhause.« Sie wandte sich zu Jack um. »Es tut mir Leid. Ich habe mich gefreut,
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