Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
er sich gleichzeitig Notizen.
Der Erlöser… Sandy wünschte sich, er wüsste seinen Namen, damit er ihn anders nennen konnte. Aber was für ein cooler Typ. Und was für ein Leben hatte er geführt. Das allein wäre schon eine grandiose Geschichte, selbst wenn er nicht der Erlöser wäre.
Und das könnte ein Problem sein. Wie sollte er die Herausgeber davon überzeugen, dass dies wirklich der Gesuchte war und nicht irgendein Spinner? Die einzige Möglichkeit, die Identität des Anrufers zu überprüfen, war die Pistole. Sandy würde erklären, der Mann am Telefon hätte Marke und Modell genannt und weiter erläutert, wie man sie benutzt. Nur Sandy und die Cops wussten über die Semmerling Bescheid.
Dann würde die nächste Frage lauten: Warum Sie, Palmer? Warum ein Niemand wie Sie und kein bekannter Fernsehmoderator oder Journalist mit Kolumnen in allen wichtigen Zeitungen des Landes?
Immer mit der Ruhe.
Der Erlöser und ich haben zusammen in diesem Todeszug gesessen. So etwas verbindet. Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes Blutsbrüder.
Das müsste gelingen, dachte Sandy. Es klang einleuchtend.
Die Redakteure würden bei McCann wegen der Semmerling nachfragen. Sobald sie dort die Bestätigung erhielten, würden sie ihm glauben. Weil sie ihm glauben
wollten.
Sie wären ganz wild darauf, die Story zu bringen.
Natürlich bedeutete das einen weiteren Anruf oder vielleicht sogar einen Besuch von McCann.
Sandy spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Dann würde es ein wenig eng werden. McCann würde alle Einzelheiten wissen wollen. Sandy musste sich nur wegen einer einzigen Lüge Sorgen machen. Nur einer. Aber die wäre ganz schön happig.
Er betete, dass er keinen Fehler machte.
8
Das ist also Jeanette Vega, dachte Jack und betrachtete die schlanke Brünette in maßgeschneiderten Shorts und hellblauem Tanktop, während er in ihrer Küche damit beschäftigt war, die zweite der beiden Flaschen Rotwein zu öffnen, die er und Gia mitgebracht hatten. Ihr Haar war ihr auffälligstes Merkmal – schwarz glänzend, Scheitel auf der linken Seite, straff nach hinten gezogen und zu einem einzelnen festen Zopf geflochten, der bis gut unterhalb ihres Nackens herabhing; warme braune Augen, kein Make-up, ein letzter Hauch von Sonnenbräune. Nicht die schönste der Frauen, die Jack in seinem Leben gesehen hatte, aber auch nicht hässlich. Irgendwie verschlossen, doch das konnte man auch nicht unbedingt als abnorm bezeichnen.
Obgleich er gewöhnlich Bier trank – und er hatte bei Gia zwei Gläser davon getrunken, ehe sie mit dem Taxi hierher gekommen waren – war Jack entschlossen, an diesem Abend beim Wein zu bleiben. Und das aus vollen Zügen. Denn nach dem Tag, den er gehabt hatte, glaubte er, einen kräftigen Blutalkoholpegel verdient zu haben, selbst wenn es bedeuten würde, die morgige Ausgabe des
The Light
mit einem ausgewachsenen Kater lesen zu müssen.
Vielleicht ging es auch nur mit einem Kater, denn Gott allein wusste, was der Junge schreiben würde.
Doch das würde bis morgen warten müssen. Im Augenblick wollte er sich auf Jeanette konzentrieren. Und natürlich auch auf Kate. Aber Kate und Gia hatten im Wohnzimmer die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich – dessen war er sich sicher – über Jacks Kindheit. Er hoffte, dass Kate keine peinlichen Geheimnisse enthüllte: wie die Tatsache, dass er eine Zeit lang Bettnässer gewesen war.
Jack hatte Gia so gut es ging über Jeanettes Hirntumortherapie und die darauf folgenden Persönlichkeitsveränderungen ins Bild gesetzt. Das hatte sie nicht abgeschreckt. Sie hatte immer noch den Wunsch gehabt, Kate kennen zu lernen. Sich bei Gia ein wenig entspannen und gemütlich Bier trinken zu können und ihr dabei zuzusehen, wie sie an der Illustration für ein Paperback-Cover arbeitete, hatte seine durch Sandy Palmer unter Hochspannung gesetzten Nerven ein wenig beruhigt.
Er schaute zu Kate hinüber und spürte, dass auch ihren Nerven ein wenig Entspannung gut täte. Sie trug ein ärmelloses Baumwollkleid, und die Luftfeuchtigkeit hatte dafür gesorgt, dass ihr blondes Haar lockiger als sonst erschien. Insgesamt aber sah sie an diesem Abend nicht sehr gut aus. Müde und abgespannt. Und nervös. Als wäre sie durch irgendetwas zutiefst beunruhigt.
Jeanette hingegen wirkte kühl und gelassen. Sie lehnte sich gegen die Essbar, rein physisch einen Meter weit entfernt, geistig aber irgendwo auf hoher See vor Bora Bora. Sie schien ihm dabei zuzusehen,
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