Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
Gemeinsam entfernten sie sich die Seventh Avenue hinunter.
»Das ist richtig unheimlich«, sagte Gia. Jack konnte ihr Frösteln spüren, als sie sich bei ihm einhakte und sich an ihn drängte. »Es ist wie in einem dieser Filme, die ich mir immer mit dir ansehen muss. Was meinst du, wo sie hingehen?«
»Ich wette, sie suchen ein Taxi, um damit in die Bronx zu fahren.« Aber im Grunde waren ihm die drei gleichgültig. Ihn interessierte nur seine Schwester. »Ich muss nach Kate sehen.«
Er kehrte zur Eingangstür des Apartmenthauses zurück und drückte auf den Knopf neben dem Namensschild J. VEGA. Dreimal. Schließlich meldete sich Kate.
»Ja, bitte?«
»Kate, hier ist Jack. Ich habe gerade gesehen, wie Jeanette aus dem Haus ging. Ist mit dir alles in Ordnung?«
»Natürlich.« Sogar durch den blechernen kleinen Lautsprecher glaubte Jack die innere Aufgewühltheit in der Stimme seiner Schwester zu hören. »Warum sollte es das nicht sein?«
»Kann ich raufkommen, Kate?« Er blickte fragend zu Gia, sie zuckte die Achseln und nickte gleichzeitig. »Ich muss mit dir reden.«
»Nicht heute, Jack. Vielleicht morgen. Es war ein langer Tag, und ich fühle mich nicht besonders.«
»Bist du sicher, dass bei dir alles in Ordnung ist, Kate?«
»Es geht mir gut, Jack. Wirklich.«
Das letzte Wort, eingebettet in einen Schluchzer, zerriss ihm fast das Herz.
»Kate …«
Aber sie hatte die Verbindung bereits unterbrochen.
Jack wandte sich zu Gia um und schlang die Arme um sie. »Ich ertrage das nicht«, sagte er, zog sie an sich und lehnte seine Wange an ihre.
Sie streichelte seinen Rücken und flüsterte: »Ich weiß. Du bist der Spezialist, der alles in Ordnung bringt, aber hier bist du machtlos.«
»Ich weiß noch nicht mal, wo ich anfangen soll.«
»Lass uns nach Hause gehen. Morgen früh sieht vieles vielleicht schon ganz anders aus.«
»Ja. Du hast Recht.«
Aber er hatte erhebliche Zweifel.
FREITAG
1
Als Sandy mit der Morgenausgabe in der Hand in seine Wohnung gestürmt kam, fand er Beth in der Küche, wo sie gerade frischen Kaffee zubereitete.
»Ta-taaaa!«, rief er, während er die Titelseite hochhielt.
Beth stieß einen Freudenschrei aus und warf sich ihm in die Arme. Sie hatte am Vortag ein paar Kleider in die Wohnung geholt. Im Augenblick war sie barfuß, trug enge, kurze Shorts und ein T-Shirt und sah so gut aus, dass Sandy sie festhalten und inbrünstig küssen wollte. Doch sie riss ihm die Zeitung aus der Hand, trat zurück und hielt das Klatschblatt auf Armeslänge von sich. Staunend betrachtete sie die drei Zeilen lange Überschrift, die so groß gedruckt war, dass man sie aus zehn Metern Entfernung bequem lesen konnte.
DER
ERLÖSER
SPRICHT
»›Ein Exklusiv-Interview für
The Light
von Sandy Palmero«, las sie die kursiv gedruckte Autorenzeile am Fuß der Seite laut vor. »Sandy! Dein Name steht auf der Titelseite!«
»Ich weiß, ich weiß! Ist das nicht toll!«
»Und wie! Ich muss das unbedingt lesen!« Sie schlug die Zeitung auf Seite drei auf. »›Nennen Sie mich, wie Sie wollen«, sagte der Mann, den alle nur als den Erlöser kennen. »›Was ich Ihnen nicht verrate, ist mein richtiger Name.‹« Sie schaute zu ihm hoch und strahlte. »Was für ein wunderschöner Anreißer!«
Während Beth den Artikel im Stehen las, wanderte Sandy im Wohnzimmer auf und ab, unfähig, sich hinzusetzen oder auch nur still stehen zu bleiben. Jeder Nerv in ihm vibrierte und schien eine fröhliche Melodie zu singen, und in seinem Magen kribbelte es so heftig, dass ihm fast übel davon wurde. Heute war zweifellos der beste Tag seines Lebens, und den besten Augenblick des Tages hatte er gehabt, als er vor dem Zeitungskiosk stand und diese Titelseite vor sich sah. Fast eine ganze Minute lang hatte er wie erstarrt dagestanden und hatte noch nicht einmal in seine Hosentasche greifen können, um das Geld für ein Exemplar hervorzuholen. Und in dieser Minute hatte er verfolgen können, wie ein Kunde nach dem anderen die
Times,
die
News
und die
Post
links liegen ließ und nach
The Light
griff.
Meine. Meine
Light.
Er hatte sich das verdammt noch mal redlich verdient. Gestern, nachdem er eine hochintensive Fragestunde mit George Meschke und den anderen Redakteuren überstanden hatte, hatte er geglaubt, er wäre aus dem Schneider. Dann war McCann erschienen und hatte Sandy auf den heißen Stuhl gesetzt und alle möglichen Fragen auf ihn abgefeuert – in der Hoffnung, ihn bei irgendeinem Widerspruch
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