Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
der Welt könntest du das schaffen?«
Er grinste. »Indem ich die Öffentlichkeit mobilisiere. Die Feder ist stärker als das Schwert, meine Liebe. Man sollte die Macht der Presse niemals unterschätzen.«
2
»Das ist unser Mann, Stan.«
Nicht schon wieder, dachte Stan Kozlowski und blickte von seinem Bagel hoch.
Sie hatten sich an diesem Morgen wieder zu
Moishe’s
gewagt und saßen an ihrem Stammtisch. Sein Bruder blieb hinter den schreienden Schlagzeilen des
Light
verborgen, und nur seine Hände waren zu sehen. Und zwar beide. Joe bemühte sich an diesem Morgen nicht, seine vernarbte Linke zu verstecken.
»Wo steht das?«
Joe ließ die Zeitung sinken. Seine dunklen Augen glitzerten in dem aufgedunsenen Gesicht. »Genau hier, wo er erklärt, dass er für verschiedene Regierungsstellen arbeitet, aber nicht sagen darf, für welche genau und was er für sie erledigt.«
»Und?«
»Denk doch mal nach, Stan.« Er beugte sich vor und senkte die Stimme. »Vielleicht hat das BATF die Komponenten eines unserer kleinen Apparate überprüft und sie bis zu uns zurückverfolgt, ohne aber den letzten Beweis für unsere Täterschaft zu finden. Also heuern sie diesen Ex-SEAL an, damit er unsere Werkstatt sucht und in die Luft jagt. Er findet sie, erledigt seinen Job, und was tun die örtlichen Behörden als Erstes? Sie rufen natürlich das BATF. Peng. Und schon haben sie die nötigen Beweise. Für mich ist damit alles sonnenklar.«
Stan ließ sich das durch den Kopf gehen. Er kam zu dem Schluss, dass das BATF nach dem Waco-Desaster Hemmungen hatte, irgendwelche Gebäude in Brand zu setzen oder zu sprengen. Wenn der Job aber von einem Außenseiter erledigt wurde, von jemandem, der nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden konnte…
»Das wäre doch illegal, Joe«, sagte er mit todernster Miene. »Ich kann einfach nicht glauben, dass unsere Regierung zu solchen Mitteln greifen würde.«
Joe grinste. »Ja, natürlich. Wie konnte ich das nur annehmen.«
»Was hast du denn angenommen?«
Joe holte einen Zeitungsausschnitt aus seiner Brusttasche, faltete ihn auseinander und legte ihn auf den Tisch. Stan erkannte den Artikel vom Vortag – den Augenzeugenbericht. Joe deutete auf das Foto des Autors.
»Siehst du diesen Typ? Er ist derselbe, der in der Zeitung von heute mit diesem Erlöser gesprochen hat. Ich denke, ich sollte der Redaktion des
Light
mal einen Besuch abstatten und in Erfahrung bringen, was dieser Heini so treibt.«
»Du meinst, ihn beschatten?« Auf den ersten Blick schien das reine Zeitverschwendung zu sein.
»Ja. Warum nicht? Ich wüsste sowieso nicht, was ich mit dem Scheißleben anfangen soll, das ich im Augenblick führe.«
Das stimmte auch wieder. Und es galt für sie beide.
Und wenn Stan es sich recht überlegte, wäre es für Joe vielleicht sogar ganz gut. Selbst wenn er mit leeren Händen zurückkommen sollte – was höchstwahrscheinlich der Fall wäre –, er würde wenigstens beschäftigt und nicht den ganzen Tag in diesem Loch von einem Apartment herumhocken und in die Glotze starren.
»Vielleicht komme ich mit«, sagte Stan. »Nur um dafür zu sorgen, dass du keinen Ärger bekommst.«
Er sagte es eher beiläufig, doch er meinte es ganz und gar ernst. Joe ähnelte im Augenblick einer nachlässig verdrahteten Ladung C-4. Niemand konnte sagen, wann und wodurch sie explodieren würde.
3
»Du siehst schrecklich aus«, sagte Kate zu ihrem Ebenbild im Badezimmerspiegel. Sie war blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen… wenigstens entdeckte sie in ihren Augen keinerlei Anzeichen für eine Bindehautentzündung. Sie machte sich wegen des Adenovirus Sorgen, und das war ein typisches Symptom.
Sie untersuchte ihre Handfläche. Der winzige Einstich war verheilt. Wegen der Schmerzen und des Unwohlseins, unter denen Kate zwei Tage nach dem Einstich gelitten hatte, fürchtete sie, mit irgendetwas infiziert worden zu sein. Doch heute waren die Schmerzen verflogen.
Aber nicht die Mattigkeit. Sie war sicher, dass die Träume etwas damit zu tun hatten. Der von letzter Nacht war bei weitem der seltsamste gewesen. Sie war über eine Landschaft aus Münzen geflogen – Pennys, Nickels, Dimes und Vierteldollars, alle so groß wie Sportarenen und alle auf dem Gesicht liegend. Gleichzeitig summte in ihrem Kopf ein Durcheinander von Stimmen, die meisten nicht zu erkennen außer Jeanettes und einer anderen Stimme, die wie die von Holdstock klang, an- und abschwoll und ständig
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