Handyman Jack 07 - Todessumpf
einkassieren. Sogar die unwichtigen.
Die eine Partei – eine Macht, ein Seinszustand, was auch immer – ist der Menschheit feindlich gesonnen. Sie hat zwar keinen Namen, wurde aber im Laufe der Jahrhunderte von den Menschen, die von ihrer Existenz wussten, als Andersheit bezeichnet. Wenn diese Andersheit das Regiment an sich reißt, wird sie die Erde und ihre Existenz in einen Ort verwandeln, der für alles bekannte Leben tödlich ist. Glücklicherweise gehören die Erde und das in ihrem Bereich existente Leben zum Einflussbereich der anderen Partei, einer Macht, bekannt als der – oder die, oder das – »Verbündete«. Soweit Jack wusste, war die Bezeichnung »Verbündete« jedoch irreführend. Die Macht war nicht ausdrücklich freundlich gesonnen, sie war im Grunde nichts anderes als eine Anti-Andersheit und bekämpfte alles, was der Erde feindlich gesonnen war. Die Erde konnte von dieser Macht allenfalls erwarten, mit wohlwollender Nichtachtung bedacht zu werden.
»Damals dachte ich, dass diese russische Frau das Ergebnis eines Fieberwahns war, aber dann erschien sie noch einmal und erklärte mir …«
»Dass es in Zukunft in Ihrem Leben keine Zufälle mehr gäbe.«
Jack nickte. Bei diesen Worten fuhr ihm noch immer ein kalter Schauer über den Rücken. Die sich daraus ergebenden Auswirkungen waren beängstigend.
»Hat sie die Wahrheit gesagt?«
Anya wandte sich erneut ihrem Spiel zu, deckte Karten auf, schob sie hin und her und veränderte die Position von Assen und Damen.
»Ich fürchte ja, mein Freund.«
»Das würde also bedeuten, dass mein Leben von außen manipuliert wird. Weshalb?«
»Weil Sie in den Ablauf des Geschehens integriert sind.«
»Aber nicht aus freiem Willen.«
»Der freie Wille ist in dieser Angelegenheit bedeutungslos.«
»Nun, falls jemand annehmen sollte, dass ich Fahnenträger der Macht bin, dann hat er sich getäuscht.«
»Sie sind nicht ihr Fahnenträger. Noch nicht jedenfalls.«
Wenn das stimmte, dann war es ein Trost. Wenn auch nur ein schwacher.
»Wer ist es denn dann?«
Anya zog jetzt Karten aus dem Kartenpack, und Jack konnte nicht übersehen, dass die Karten für sie günstig fielen und zunehmend freie Plätze im Tableau fanden.
»Jemand, der vor Ihnen da war«, sagte sie. »Er war auch ein Vorgänger der Zwillinge. An die Zwillinge erinnern Sie sich doch noch, oder?«
Jacks Erinnerung lieferte ihm das verschwommene Bild von zwei Männern in identisch geschnittenen schwarzen Anzügen und mit ebenso identischen Sonnenbrillen. Ihre Gesichter waren bleich und ausdruckslos.
»Wie könnte ich die vergessen?«
»Sie sollten ihren Vorgänger ersetzen. Aber als Sie sie ausschalteten …«
»Sie haben mir kaum eine andere Wahl gelassen. Es hieß damals: sie oder ich. Am Ende habe ich noch versucht, ihnen zu helfen, aber sie haben meine Hilfe abgelehnt.«
»Sie haben getan, was sie tun mussten, doch ihr Verschwinden hat eine Lücke hinterlassen. Eine Lücke, die Sie ausfüllen mussten.«
»Aber Sie deuteten an, es gäbe noch jemand anderen.«
Anya nickte, während sie die letzte Karte des Spiels im Solitär-Tableau unterbrachte. Alle Karten waren jetzt aufgedeckt, und sie hatte gewonnen. Ohne sich die Mühe zu machen, auch noch die Reihen zusammenzufügen, sammelte sie die Karten ein und begann wieder zu mischen.
»Den gibt es. Er ist so etwas wie eine Verkörperung aller positiven menschlichen Eigenschaften. Aber er ist schon sehr alt und es ist durchaus möglich, dass er stirbt, ehe er wieder gebraucht wird.«
»Wieder?«
»Er war lange Zeit der Kämpfer der Verbündeten Macht.«
»Für wie lange?«
»Sehr lange. So lange, dass Sie es niemals glauben würden. Aber jetzt sind seine Tage gezählt. Nach Generationen im Dienst der Verbündeten Macht – einer viel zu langen Zeit, finde ich, aber wer hört schon auf eine alte Frau – wurde er befreit. Doch es scheint, als erfolgte seine Befreiung zu frühzeitig. Obwohl er schon stark gealtert ist, könnte es sein, dass er noch einmal gebraucht wird.
Nur, wenn er diesen Zeitpunkt nicht erleben sollte …« Der Blick, mit dem sie Jack musterte, sprach Bände.
»Dann bin ich es?«
»Sie.«
Jack glaubte ihr entgegen jeder Vernunft. Nur mit Mühe kaschierte er sein Entsetzen. Vielleicht käme dieser Tag ja niemals. Oder vielleicht wäre er längst an Altersschwäche gestorben, wenn dieser Tag käme.
Aber er war nicht wegen seiner eigenen Person an diesen Ort gekommen. Der Grund seines Besuchs war sein
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