Handyman Jack 07 - Todessumpf
Süden gelegenen Wand entdeckte er ein Trophäenbrett und ging hinüber, um die dort versammelte Kollektion genauer in Augenschein zu nehmen. Erster Platz im Herrendoppel bei einem Tennisturnier – das überraschte ihn ganz und gar nicht –, aber was war dies dort? Eine Medaille für einen zweiten Platz bei einem Bocciaturnier für Herren?
Mein Vater, der Bocciachampion. Hilfe!
Er rief Gia an, um ihr einen knappen medizinischen Zustandsbericht seines Vaters durchzugeben. Sie sagte, es täte ihr entsetzlich Leid, dass er keine besseren Neuigkeiten hätte. Dann sagte Jack Hallo zu Vicks und versprach, später noch einmal anzurufen.
Nachdem er aufgelegt hatte, betrat er eins der anderen Zimmer. Dieses sah aus wie ein Gästezimmer oder Büro: ein Bett, ein Kleiderschrank und ein Schreibtisch mit einem Computer und einem Drucker darauf. Im Ausgabefach des Druckers fand Jack ein paar Bestätigungen für den Verkauf oder Ankauf von Aktien. Es sah so aus, als spekulierte Dad noch immer. Damit hatte er schon angefangen, ehe es in den neunziger Jahren fast schon Mode wurde, und hatte damit genug verdient, um sich zur Ruhe zu setzen. Er hatte einmal versucht, Jack zu überreden, es ebenfalls zu versuchen. Er meinte, wenn man die Augen stets offen hielt und sich eiserne Regeln auferlegte, dann war es völlig egal, ob die Kurse stiegen oder fielen. So oder so verdiente man.
Aber nicht, wenn man keine Sozialversicherungsnummer hat, Dad.
Er ging weiter ins andere Zimmer, in dem größere Unordnung herrschte. Das war offensichtlich Dads Schlafzimmer. Er blieb in der Tür stehen und starrte verblüfft auf die Fotos, die die Wände bedeckten. Sie zeigten vorwiegend Mom, Tom und Kate in jedem Alter, und dazwischen verloren sich einige Bilder von Jack als Junge. Da waren sie auch zu fünft, als sie gerade im Begriff standen, zu ihrem ersten Familienurlaub zu starten … mit was für einer Katastrophe hatte er damals geendet.
Erinnerungen meldeten sich, vor allem an Kate – wie sie sich als große Schwester um ihn gekümmert hatte … und wie sie als Erwachsene vor seinen Augen gestorben war.
Er wandte sich schnell ab und warf einen Blick in den Wandschrank. Da waren sie: Dads unsagbar hässliche Hawaiihemden. Er holte eins heraus und betrachtete es: Riesige glubschäugige Goldfische schwammen in einer grünen Flüssigkeit, die nichts anderes als Kotze sein konnte. Jack versuchte sich vorzustellen, selbst so etwas zu tragen, doch es gelang ihm beim besten Willen nicht. Die Leute würden ihn … ja, sie würden ihn bemerken.
Während er das Hemd zurückhängte, bemerkte er eine graue Stahlkassette auf dem Ablagebrett über der Kleiderstange. Er streckte die Hand danach aus, zögerte, dann hob er sie herunter. Er drückte mit dem Daumen auf das Schloss, aber es sprang nicht auf. Er schüttelte die Kassette. Papiere und andere Gegenstände raschelten und klapperten darin.
Abgeschlossen … das reizte seine Neugier. Doch die Kassette gehörte seinem Vater und nicht ihm und war vermutlich aus gutem Grund abgeschlossen. Er sollte sie zurückstellen, das wusste er, er sollte es tun, aber …
Was glaubte sein Vater derart sorgfältig wegschließen zu müssen, wenn er doch ganz allein in dem Haus wohnte?
Jack musterte das winzige Schlüsselloch. Es würde ihm nicht die geringsten Schwierigkeiten machen. Er brauchte bloß …
Nein. Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten.
Er stellte die Kassette zurück in den Schrank und ging ins Wohnzimmer. Er unterdrückte ein Frösteln. Es wurde Zeit, der Polizei einen Besuch abzustatten.
Jack fand das Telefonbuch und suchte die Adresse der örtlichen Polizeistation heraus. Er hatte anrufen wollen, um sich den Weg erklären zu lassen, aber warum sollte er nicht versuchen, per Telefon herauszubekommen, was er wissen wollte? Hauptsache, er brauchte keinen Fuß in ein Polizeirevier zu setzen.
Er wählte die Nummer und wurde hin und her verbunden, bis er bei Anita Nesbitt landete, einer freundlich klingenden Sekretärin, die anbot, ihm behilflich zu sein.
»Ich glaube, ich brauche eine Kopie des Unfallberichts für die Versicherung«, erklärte er ihr. »Sie wissen schon, der Wagen muss repariert werden.«
»Okay. Der Bericht liegt vor mir. Ich fertige eine Kopie an, die Sie jederzeit abholen können.«
»Können Sie mir den Bericht nicht per Post zuschicken?«
»Ich denke schon. Die Adresse steht ja auf dem Bericht. Übrigens, wie geht es Ihrem Vater eigentlich? Soweit ich gehört
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